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Das Geheimnis der Schnallenschuhe

Das Geheimnis der Schnallenschuhe

Titel: Das Geheimnis der Schnallenschuhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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werden zurückgepfiffen – verstehen Sie jetzt?»
    «Ja, ja. Aber warum?»
    «Befehl vom lieben guten Auswärtigen Amt.»
    «Das ist aber doch sehr ungewöhnlich?»
    «Nun, dann und wann kommt so was schon vor.»
    «Warum ist man so rücksichtsvoll gegen – gegen den Pelzmantel?»
    «Um die dreht es sich nicht. Die ist ihnen ganz egal. Aber man will es nicht zu einem Prozess kommen lassen, weil man Angst hat, dass dann zu viel über Mrs A. C. bekannt wird – über die Leiche! Ich kann nur annehmen, dass der Ehemann – A. C, verstehen Sie…?»
    «Ja, ja, gewiss.»
    «Dass der Ehemann irgendwo im Ausland zur Zeit an einer kitzligen Sache arbeitet und nicht gestört werden soll.»
    «Tsch!»
    «Was sagen Sie?»
    «Es war, mon ami, ein Ausruf des Verdrusses.»
    «Aha – ich dachte, Sie hätten sich einen Schnupfen geholt! Verdruss ist gut! Ich möchte lieber ein stärkeres Wort gebrauchen. Dass man die Dame einfach laufen lässt, reizt mich bis zur Weißglut.»
    Poirot sagte leise: «Man wird sie nicht laufen lassen.»
    «Ich sage Ihnen doch, dass uns die Hände gebunden sind…!»
    «Ihnen vielleicht – mir nicht.»
    «Braver alter Poirot! Sie wollen die Sache weiterverfolgen?»
    « Mais oui – bis zum Tod!»
    «Nun – sorgen Sie nur dafür, dass es nicht Ihr eigener ist, alter Freund! Wenn die Geschichte so weitergeht, wie sie angefangen hat, dann wird Ihnen wahrscheinlich demnächst jemand ein Paket mit einer Giftschlange schicken!»
    Als Poirot den Hörer auflegte, fragte er sich: «Warum habe ich nur diese dramatische Phrase gebraucht ‹bis zum Tod›? Vraiment – absurd!»
    Der Brief kam mit der Abendpost. Er war mit der Maschine geschrieben, bis auf die Unterschrift:
     
    Lieber M. Poirot!
    Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie mich morgen aufsuchen könnten. Ich habe vielleicht einen Auftrag für Sie. Ich schlage vor, dass Sie um halb eins in meine Wohnung am Chelsea Embankment kommen. Sollte Ihnen diese Zeit nicht passen, bitte ich Sie, telefonisch einen anderen Termin mit meinem Sekretär zu vereinbaren. Verzeihen Sie, dass ich Sie so kurzfristig bemühen muss.
    Ihr ergebener Alistair Blunt
     
    Poirot strich den Bogen glatt und las den Brief zum zweiten Mal. In diesem Augenblick läutete das Telefon.
    Eine unpersönliche Stimme fragte: «Welche Nummer haben Sie?»
    «Hier ist Whitehall 7272.»
    Eine Pause. Ein Knacken. Dann eine Stimme. Eine weibliche Stimme.
    «M. Poirot?»
    «Ja.»
    «M. Poirot, Sie haben einen Brief erhalten – oder werden ihn sehr bald erhalten.»
    «Wer ist dort?»
    «Es ist unnötig, dass Sie das wissen.»
    «Gut. Ich habe, Madame, mit der Abendpost acht Briefe und drei Rechnungen erhalten.»
    «Dann wissen Sie, welchen Brief ich meine. Wenn Sie klug sind, M. Poirot, werden Sie den Auftrag ablehnen, den man Ihnen erteilen will.»
    «Das, Madame, ist eine Frage, die ich selbst zu entscheiden habe.»
    Die Stimme sagte kühl: «Ich warne Sie, M. Poirot. Ihre Einmischung wird nicht länger geduldet. Halten Sie sich aus der Sache raus.»
    «Und wenn ich mich nicht raushalte?»
    «Dann werden wir Maßnahmen ergreifen, um zu erreichen, dass Ihre Einmischung nicht mehr zu befürchten ist…»
    «Das ist eine Drohung, Madame!»
    «Wir verlangen nichts anderes, als dass Sie Vernunft annehmen. Es ist zu Ihrem eigenen Besten.»
    «Sie sind wirklich großmütig!»
    «Sie können den vorgezeichneten Gang der Ereignisse nicht ändern. Kümmern Sie sich also nicht um Dinge, die Sie nichts angehen. Verstehen Sie mich?»
    «Gewiss verstehe ich Sie. Ich bin nur der Meinung, dass Mr Morleys Tod mich angeht.»
    «Morley war nur eine Nebenfigur. Er hat unsere Pläne gestört.»
    «Er war immerhin ein Mensch, Madame – und ist vor seiner Zeit gestorben.»
    «Er war bedeutungslos.»
    Poirots Stimme klang gefährlich, als er ruhig sagte: «In diesem Punkt irren Sie sich…»
    «Es war seine eigene Schuld. Er weigerte sich, Vernunft anzunehmen.»
    «Ich weigere mich ebenfalls, Vernunft anzunehmen.»
    «Dann sind Sie ein Narr.»
    Es knackte im Apparat; am anderen Ende war der Hörer aufgelegt worden.
    Poirot rief « Allo? » und legte dann seinerseits auf. Er machte sich nicht die Mühe, durch die Zentrale ermitteln zu lassen, woher der Anruf gekommen war. Er war ziemlich sicher, dass er von einem öffentlichen Fernsprecher aus geführt worden war.
    Was ihn beschäftigte und verwirrte, war, dass er sich einbildete, die Stimme schon irgendwo gehört zu haben. Er zermarterte sich das Gehirn in dem

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