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Das Geheimnis der Schnallenschuhe

Das Geheimnis der Schnallenschuhe

Titel: Das Geheimnis der Schnallenschuhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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vergeblichen Versuch, sich ihrer Besitzerin zu erinnern. Konnte es die Stimme von Sainsbury Seale sein?
    Mabelle Sainsbury Seale hatte eine hohe, affektierte Stimme mit übertrieben deutlicher Aussprache gehabt. Die Stimme am Telefon hatte ganz anders geklungen – und doch war es vielleicht Miss Sainsbury Seale gewesen, nur verstellt. Sie war ja einmal Schauspielerin gewesen. Vermutlich machte es ihr keine großen Schwierigkeiten, die Stimme zu verstellen.
    Aber diese Erklärung befriedigte ihn nicht. Nein, die Stimme erinnerte ihn an eine andere Frau. Es war keine Stimme, die er gut kannte, aber er war immer noch überzeugt, sie schon einmal – oder vielleicht zweimal – gehört zu haben.
    Warum – so überlegte er – hatte sie sich die Mühe gemacht, ihn anzurufen und ihm zu drohen? Glaubten diese Leute wirklich, dass er sich einschüchtern lassen würde? Schlechte Psychologen!
     
    Im Gotischen Haus wurde Poirot vom Sekretär Alistair Blunts empfangen, einem hoch gewachsenen, etwas schlaffen jungen Mann mit vollendeten Umgangsformen.
    Er entschuldigte sich liebenswürdig.
    «Es tut mir außerordentlich Leid, M. Poirot – und Mr Blunt gleichfalls. Er ist ins Außenministerium gerufen worden. Ich habe bei Ihnen zu Hause angerufen, aber leider waren Sie schon fort.»
    Der junge Mann sprach rasch weiter. «Mr Blunt hat mich beauftragt, Sie zu bitten, das Wochenende mit ihm in seinem Landhaus in Kent zu verbringen. Sie wissen: Exsham. Falls es Ihnen passt, würde er Sie morgen Abend mit dem Wagen abholen.»
    Poirot zögerte.
    Der junge Mann sagte in überredendem Ton: «Es liegt Mr Blunt wirklich sehr viel daran, mit Ihnen zu sprechen.»
    Hercule Poirot neigte den Kopf.
    «Danke. Ich nehme die Einladung an.»
    «Ah, das ist famos. Mr Blunt wird entzückt sein. Wenn er Sie morgen um etwa Viertel vor sechs abholen würde, wäre das – oh, guten Morgen, Mrs Olivera.»
    Jane Oliveras Mutter war eingetreten. Sie war sehr elegant angezogen; auf ihrer kunstvoll gebauten Frisur balancierte schräg ein Hut, der das eine Auge fast verdeckte.
    «Mr Selby, hat Ihnen Mr Blunt wegen der Gartenstühle Bescheid gesagt? Ich wollte gestern Abend mit ihm darüber sprechen, weil ich wusste, dass wir übers Wochenende hinausfahren, und…»
    Mrs Olivera bemerkte Poirots Anwesenheit und verstummte.
    «Darf ich Sie Mrs Olivera vorstellen, M. Poirot?»
    «Ich hatte schon das Vergnügen, Madame kennen zu lernen.»
    Poirot machte eine Verbeugung.
    Mrs Olivera sagte zerstreut: «Oh – guten Tag. Mr Selby, ich weiß natürlich, dass Alistair ein viel beschäftigter Mann ist, und dass diese kleinen häuslichen Dinge ihm vielleicht unwichtig vorkommen.»
    «Es ist alles in Ordnung, Mrs Olivera», entgegnete Selby. «Ich habe bei der Firma Deevers wegen der Stühle angerufen.»
    «So – da fällt mir aber ein Stein vom Herzen. Nun etwas anderes, Mr Selby: Können Sie mir sagen…» Mrs Olivera gackerte weiter. Sie kam Poirot vor wie eine Henne. Eine große, fette Henne. Immer noch gackernd, bewegte sie sich majestätisch auf die Tür zu.
    «… und wenn Sie bestimmt wissen, dass wir dieses Wochenende ganz unter uns sind…»
    Mr Selby hustete.
    «Äh – M. Poirot kommt ebenfalls zum Wochenende hinaus.»
    Mrs Olivera brach ab. Sie drehte sich um und betrachtete Poirot mit sichtlichem Missfallen.
    «So? Wirklich?»
    «Mr Blunt war so liebenswürdig, mich einzuladen», erklärte Poirot höflich.
    «Also, das wundert mich – das ist doch sehr sonderbar von Alistair. Sie werden verzeihen, M. Poirot, aber Mr Blunt hat mir ausdrücklich gesagt, dass er diesmal das Wochenende nur im Familienkreis zu verbringen wünschte.»
    Selby sagte mit fester Stimme: «Mr Blunt liegt besonders viel daran, dass M. Poirot mit nach Exsham kommt.»
    «Tatsächlich? Mir gegenüber hat er nichts davon erwähnt.»
    Die Tür ging auf. Jane erschien und sagte ungeduldig: «Mutter, kommst du nicht? Wir sind auf Viertel nach eins zum Mittagessen verabredet.»
    «Ich komme schon, Jane. Sei nicht so ungeduldig.»
    «Mach schnell, um Himmels willen – hallo, M. Poirot!»
    Sie war plötzlich ganz still. Ihr Gesicht erstarrte, und ihre Augen verrieten, dass sie auf der Hut war.
    Mrs Olivera sagte mit eisiger Stimme: «M. Poirot kommt zum Wochenende nach Exsham hinaus.»
    «Aha.»
    Jane Olivera trat zurück und ließ ihre Mutter durch die Tür gehen. Sie schien ihr folgen zu wollen, drehte sich dann aber rasch herum.
    «M. Poirot!»
    Es klang wie ein Befehl.
    Poirot ging

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