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Das Geheimnis der Schnallenschuhe

Das Geheimnis der Schnallenschuhe

Titel: Das Geheimnis der Schnallenschuhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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versucht, mich zu ermorden oder dergleichen.»
    «Eine Bombe am Frühstückstisch – ein Schuss auf der Straße…»
    «Ach, diese Dinge! Ein Mann, der in der internationalen Hochfinanz mitmischt, wird immer derartigen kleinen Aufmerksamkeiten von verrückten Fanatikern ausgesetzt sein!»
    «Es kann sich auch um jemanden handeln, der nicht fanatisch und nicht verrückt ist.»
    Blunt machte große Augen.
    «Worauf wollen Sie hinaus…?»
    «In nüchternen Worten möchte ich gern wissen, wer aus Ihrem Tod Nutzen zieht.»
    Blunt lachte.
    «Hauptsächlich das St. Edward’s Hospital, das Krebskrankenhaus und das Königliche Blindeninstitut.»
    «Aha!»
    «Außerdem habe ich einen bestimmten Geldbetrag meiner angeheirateten Nichte, Mrs Julia Olivera, vermacht; einen gleich hohen Betrag – der aber treuhänderisch zu verwalten ist – ihrer Tochter, Jane Olivera; und schließlich ein namhaftes Legat meiner einzigen noch lebenden Blutsverwandten, einer Cousine, Helen Montressor, die in sehr schlechten Verhältnissen ist und hier auf dem Besitz ein kleines Bauernhaus bewohnt.»
    Er hielt inne und sagte: «Das alles, M. Poirot, ist streng vertraulich.»
    «Natürlich, Monsieur, natürlich.»
    In spöttischem Ton fügte Blunt hinzu: «Ich hoffe, Sie wollen nicht behaupten, M. Poirot, dass Julia oder Jane Olivera oder meine Cousine Helen Montressor mich um meines Geldes willen umzubringen beabsichtigen?»
    «Ich behaupte nichts – gar nichts.»
    Blunts leichte Gereiztheit verflog wieder. Er fragte: «Und meinen Auftrag nehmen Sie an?»
    «Die Suche nach Miss Sainsbury Seale? Jawohl.»
    «Bravo!», sagte Alistair Blunt herzlich.
     
    Beim Verlassen des Zimmers stieß Poirot um ein Haar mit Jane zusammen.
    «Ich bitte um Entschuldigung, Mademoiselle», sagte er höflich.
    Jane Olivera trat etwas zur Seite.
    «Wissen Sie, was ich über Sie denke, M. Poirot?»
    « Eh bien, Mademoiselle…»
    Sie ließ ihn nicht ausreden. Ihre Frage hatte nur rein rhetorischen Wert besessen. Jane Olivera war im Begriff, selbst darauf zu antworten.
    «Sie sind ein Spitzel – das sind Sie! Ein elender, niedriger, gemeiner Spitzel, der seine Nase in alles steckt und nichts als Verwirrung stiftet!»
    «Ich versichere Ihnen, Mademoiselle…»
    «Ich weiß genau, worauf Sie es abgesehen haben! Und ich weiß jetzt auch, wie Sie lügen! Warum geben Sie es nicht offen zu? Aber eines kann ich Ihnen sagen: Sie werden nichts, gar nichts herausbekommen! Es gibt für Sie nichts herauszubekommen! Niemand hat die Absicht, meinem werten Onkel auch nur ein Haar zu krümmen. Dem passiert nichts. Dem wird nie etwas passieren. Frisch und gesund, korrekt, wohlhabend – und voll von Gemeinplätzen! Er ist nichts als ein stumpfsinniger John Bull – ohne ein Gramm Phantasie oder Weitblick!»
    Sie senkte ihre wohlklingende Stimme und zischte hasserfüllt: «Ich kann Ihren Anblick nicht ertragen – Sie verdammter kleiner Bourgeois-Detektiv!» Und sie rannte fluchtartig davon.
    Hercule Poirot blieb mit weit aufgerissenen Augen und hochgezogenen Brauen stehen; seine Hand spielte nachdenklich am Schnurrbart.
    Die Bezeichnung «Bourgeois» passte gut auf ihn – das musste er zugeben. Seine Lebensphilosophie war durchaus bürgerlich – war es immer gewesen. Aber dass die elegante und gepflegte Jane Olivera dieses Wort anwandte, um ihre Verachtung für ihn auszudrücken, gab ihm zu denken.
    Immer noch in Gedanken versunken, ging er in den Salon. Mrs Olivera war gerade dabei, eine Patience zu legen. Sie schaute auf, als Poirot hereinkam, ließ flüchtig einen Blick über ihn gleiten, als betrachte sie einen besonders unappetitlichen Käfer, und murmelte zerstreut: «Roter Bube auf schwarze Dame.»
    Wie ein begossener Pudel zog Poirot sich zurück. Er überlegte traurig: «Ach, es scheint, dass mich hier niemand mag!»
    Er schlenderte durch die Glastür hinaus in den Garten. Es war ein herrlicher Abend, erfüllt vom Duft der nächtlich atmenden Büsche und Sträucher. Poirot schnüffelte und schlug einen Weg ein, der zwischen zwei hohen Hecken verlief.
    Hercule Poirot bog um eine Ecke, und zwei Gestalten fuhren auseinander. Offenbar hatte er ein Liebespaar gestört. Hastig kehrte er um und ging den gleichen Weg zurück. Sogar hier draußen war er anscheinend überflüssig. Er kam an Alistair Blunts Fenster vorbei; Blunt diktierte Mr Selby. Es schien letzten Endes nur einen einzigen Aufenthaltsort für Hercule Poirot zu geben: Er ging zu Bett. Aber noch eine ganze Weile

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