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Das Geheimnis der Schnallenschuhe

Das Geheimnis der Schnallenschuhe

Titel: Das Geheimnis der Schnallenschuhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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einen sehr arbeitsreichen Vormittag vor sich, und seine Assistentin konnte nicht kommen.»
    «Das ist Miss Nevill?»
    «Ja.»
    «Worin bestand ihre Tätigkeit?»
    «Sie hat die ganze Korrespondenz meines Bruders erledigt und das Ordinationsbuch und die Kartei geführt. Ferner hat sie die Sterilisierung der Instrumente besorgt, die Füllungen angerührt und hat ihm auch sonst bei den Behandlungen assistiert.»
    «Ist sie schon lange bei ihm?»
    «Seit drei Jahren. Sie ist ein sehr zuverlässiges Mädchen, und wir hatten sie beide gern.»
    Poirot sagte: «Wie mir Ihr Bruder gesagt hat, ist sie zu einer erkrankten Verwandten gerufen worden.»
    «Ja.»
    «Und darüber hat sich Ihr Bruder so sehr geärgert?»
    «Ja.» Ein leichtes Zögern lag in Miss Morleys Antwort. Sie sprach eilig weiter. «Sie – Sie müssen meinen Bruder nicht für gefühllos halten. Nur hat er im Augenblick geglaubt…»
    «Ja, Miss Morley?»
    «Nun, er hat geglaubt, sie sei vielleicht absichtlich vom Dienst ferngeblieben. Bitte, missverstehen Sie mich nicht – ich bin ganz überzeugt, dass Gladys so etwas nie tun würde. Ich habe das Henry auch gesagt. Aber die Sache ist so, dass sie sich mit einem sehr unerfreulichen jungen Mann verlobt hat – Henry war wütend darüber – und er hat sich eingebildet, dieser junge Mann hätte sie überredet, ihre Arbeit im Stich zu lassen.»
    «Wäre das wahrscheinlich gewesen?»
    «Nach meiner Überzeugung nicht. Gladys ist ein sehr gewissenhaftes Mädchen.»
    «Aber es hätte dem jungen Mann entsprochen, einen solchen Vorschlag zu machen?»
    «Das möchte ich allerdings annehmen.»
    «Was treibt dieser junge Mann – wie heißt er übrigens?»
    «Carter, Frank Carter. Er ist – oder vielmehr, er war – Versicherungsangestellter. Vor ein paar Wochen verlor er seine Stellung, und seitdem arbeitet er nicht mehr. Henry hat gesagt – und ich glaube, er hatte Recht –, Carter sei ein ausgemachter Taugenichts. Gladys hatte ihm einen Teil ihrer Ersparnisse geliehen, und mein Bruder war wütend darüber.»
    Japp fragte interessiert: «Hat Ihr Bruder versucht, Miss Nevill zu einer Auflösung des Verlöbnisses zu bewegen?»
    «Ja, ich weiß, dass er das getan hat.»
    «Dann wäre es also durchaus möglich, dass dieser Frank Carter einen Groll gegen Ihren Bruder hegte?»
    Der Grenadier antwortete derb: «Unsinn! Das heißt, wenn Sie meinen, dass Frank Carter Henry erschossen hat. Gewiss hat mein Bruder versucht, das Mädchen von dem jungen Mann abzubringen, aber sie hat seinen Rat nicht befolgt – sie hängt wie närrisch an Frank.»
    «Fällt Ihnen sonst noch jemand ein, der einen Groll gegen Ihren Bruder hegte?»
    Miss Morley schüttelte den Kopf.
    «Mit seinem Partner Reilly ist er gut ausgekommen?»
    Miss Morley antwortete säuerlich: «So gut, wie man mit einem Iren eben auskommen kann.»
    «Was meinen Sie damit, Miss Morley?»
    «Nun, Iren sind jähzornig und haben die größte Freude an jedem nur denkbaren Streit. Mr Reilly liebt politische Debatten.»
    «Sonst hat es nichts gegeben?»
    «Sonst nichts. Mr Reilly hat viele Fehler, ist aber sehr tüchtig in seinem Beruf – wenigstens hat mein Bruder das immer gesagt.»
    Japp ließ nicht locker: «Worin bestehen seine Fehler?»
    «Er trinkt – aber machen Sie bitte keinen Gebrauch von dieser Information.»
    «Hat es zwischen ihm und Ihrem Bruder über diesen Punkt Differenzen gegeben?»
    «Henry hat es ihm gegenüber ein paarmal angedeutet.»
    «Als Zahnarzt», fuhr Miss Morley belehrend fort, «braucht man eine ruhige Hand, und ein Atem, der nach Alkohol riecht, flößt dem Patienten kein Vertrauen ein.»
    Japp nickte zustimmend. Dann sagte er: «Können Sie uns etwas über die finanziellen Verhältnisse Ihres Bruders sagen?»
    «Henry verdiente gut und hatte auch gewisse Ersparnisse. Ferner besaßen wir beide ein kleines Zinseinkommen, das wir von unserem Vater geerbt haben.»
    Japp räusperte sich und murmelte: «Sie wissen wohl nicht, ob Ihr Bruder ein Testament hinterlassen hat?»
    «Doch, das hat er, und ich kann Ihnen auch sagen, was drinsteht. Hundert Pfund hat er Gladys Nevill vermacht, und alles übrige fällt an mich.»
    «Aha. Nun…»
    Wildes Pochen an der Tür. Dann steckte Alfred den Kopf herein. Seine Glotzaugen nahmen jede Einzelheit der beiden Besucher in sich auf, während er hervorstieß: «Miss Nevill ist zurück. Ganz durcheinander. Sie will wissen, ob sie hereinkommen soll.»
    Japp nickte, und Alfred verschwand.
    Gladys Nevill war ein

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