Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis Der Schönen Toten

Das Geheimnis Der Schönen Toten

Titel: Das Geheimnis Der Schönen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
Vom Netzwerk:
weiterverfolgen, wo immer er sich seit jener Zeit aufgehalten hat. Ich werde jedem Kneipenwirt oder Schankgehilfen und jedem Dorfbewohner, der je mit ihm zu tun hatte, Löcher in den Bauch fragen. Es muß irgendwo jemanden geben, der über eine oder zwei Stunden seines Lebens Auskunft geben kann - und ihres. Jetzt, wo ich ihn habe, werde ich ihn festhalten, bis ich die Wahrheit kenne, ob so oder so. Warum? Hast du noch etwas hinzuzufügen, was mir entgangen ist? Ich bin für jedes Detail dankbar, das dir vielleicht aufgefallen ist.«
    »Es ist nur so ein Gedanke«, erwiderte Cadfael geistesabwesend. »Laß ihn noch einen oder zwei Tage wachsen. Wer weiß, vielleicht wirst du nicht mehr allzu lange auf die Wahrheit warten müssen.«
    Am folgenden Morgen, einem Sonntag, ritt Sulien Blount von Longner zur Abteikirche, um der Messe beizuwohnen.
    Er hatte das sorgfältig geschüttelte, gebürstete und sorgsam zusammengefaltete Habit bei sich, in dem er nach Hause gegangen war, nachdem der Abt ihn entlassen hatte. In seinem Wams und seiner Kniehose, dem Leinenhemd und mit den guten Lederschuhen schien er sich weniger zu Hause zu fühlen als in dem klösterlichen Gewand, so sehr war er so kurze Zeit nach seinem einjährigen Noviziat noch daran gewöhnt. Er hatte den federnden Gang eines jungen Mannes, der sich frei bewegen kann, ohne von einer Mönchskutte behindert zu werden, noch nicht zurückgewonnen. Seltsamerweise sah er auch weder glücklicher noch unbekümmerter aus, nachdem er seine Entscheidung getroffen hatte. Sein bewundernswert energisches Kinn wirkte feierlich und entschlossen, und zwischen seinen geraden Augenbrauen zeigte sich eine steile Falte, die von ernsten Gedanken zeugte. Der Haarring, der auf seiner Reise von Ramsey überlang geworden war, war inzwischen zurechtgestutzt worden, und der Flaum aus dunklen, goldenen Locken darin war zu achtbarer Länge herangewachsen, um mit den braunen Haaren drumherum zu verschmelzen. Er wohnte der Messe mit der gleichen ernsten Konzentration bei, die er in seiner Zeit beim Orden an den Tag gelegt hatte, gab die Kleidung ab, die er für immer abgelegt hatte, erwies Abt Radulfus und Prior Robert seine Reverenz und suchte dann im Kräutergarten Bruder Cadfael auf.
    »Sieh an, sieh an!« sagte Cadfael. »Ich hatte mir schon gedacht, daß Ihr uns bald einmal besucht. Und wie findet Ihr die Dinge draußen in der Welt? Ihr habt keinen Grund gefunden, Euren Entschluß zu ändern?«
    »Nein«, erwiderte der Junge heftig und hatte für den Augenblick nichts weiter zu sagen. Er sah sich in dem von hohen Mauern umschlossenen Garten mit seinen säuberlich angeordneten Beeten um, die jetzt ein wenig lang und kahl wirkten, nachdem das Laub gefallen war, und die buschigen Stiele des Thymians waren dunkel wie Draht. »Hier bei Euch hat es mir gefallen. Aber nein, ich werde nicht zurückkommen. Es war falsch wegzulaufen. Ich werde diesen Fehler nicht noch einmal machen.«
    »Wie geht es Eurer Mutter?« erkundigte sich Cadfael, der vermutete, daß sie wohl der unheilbare Kummer gewesen war, vor dem Sulien einmal hatte flüchten wollen. Es konnte für den jungen Mann sehr wohl unerträglich gewesen sein, mit dem unvermeidlichen Anblick ständigen Schmerzes und des unerbittlich näherrückenden langsamen Todes zu leben. Hugh hatte ihren jetzigen Zustand sehr deutlich wiedergegeben. Wenn das der Kern der Angelegenheit war, hatte der Junge sich jetzt entschlossen, Wiedergutmachung zu leisten und seinen Teil der Bürde im Haus zu tragen, was ihre Bürde gewiß leichter machen würde.
    »Schlecht«, erwiderte Sulien unverblümt. »Es ist nie anders. Aber sie beklagt sich nie. Es ist, als würde irgendein hungriges wildes Tier ständig von innen an ihrem Körper nagen. An manchem Tage geht es etwas besser als an anderen. «
    »Ich habe Kräuter, die vielleicht gegen den Schmerz helfen«, sagte Cadfael. »Vor einiger Zeit hat sie sie eine Weile benutzt.«
    »Ich weiß. Wir haben ihr alle gesagt, sie soll sie weiter nehmen, aber sie verweigert sie jetzt. Sie sagt, sie brauche sie nicht. Trotzdem«, sagte er und taute etwas auf, »gebt mir etwas davon, vielleicht kann ich sie überreden.«
    Er folgte Cadfael in die Werkstatt, duckte sich unter den raschelnden Bündeln getrockneter Kräuter, die an den Dachbalken hingen, und setzte sich auf die Holzbank, während Cadfael eine Flasche aus seinem Sirupvorrat füllte, den er aus Schlafmohn machte, dem Linderer von Schmerz und Einschläferer.
    »Ihr

Weitere Kostenlose Bücher