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Das Geheimnis Der Schönen Toten

Das Geheimnis Der Schönen Toten

Titel: Das Geheimnis Der Schönen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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Gewalt, denn er wußte, daß man ein bloßes Bündel weiblicher Knochen nie sicher mit einem Namen belegen konnte, wie schwarz das Haar auf ihrem Schädel auch sein mochte. Das würde ihn vielleicht noch nicht retten, verlieh ihm aber so etwas wie eine Rüstung gegen Schuldspruch und Tod, und er würde sich daran klammern und sein Leugnen so oft und unermüdlich wiederholen, wie es nötig war. »Ich habe Gunnild nie weh getan. Ich habe sie lebendig zurückgelassen.«
    »Was hast du von ihr gewußt?« fragte Cadfael plötzlich, und schlug damit so unerwartet ein neues Thema an, daß Britric für einen Moment aus der Fassung geriet und vorübergehend vergaß, sich auf seine einmal eingeschlagene Strategie zu konzentrieren, rundheraus alles zu leugnen.
    »Wenn ihr eine Zeitlang zusammengewesen seid, mußt du doch etwas über das Mädchen erfahren haben, woher sie kam, wo sie Verwandte hatte, wann sie im Lauf des Jahres wohin reiste. Du sagst, sie sei am Leben, oder du hättest sie zumindest lebendig zurückgelassen. Wo könnte man jetzt nach ihr suchen, um es zu beweisen?«
    »Was weiß ich? Sie hat nie viel erzählt.« Die Worte kamen zögernd und unsicher, und offensichtlich wußte er wenig von ihr, denn sonst hätte er es zum Beweis seiner guten Absicht gegenüber dem Gesetz bereitwillig hervorgesprudelt. Er hatte auch nicht die Zeit gefunden, ein hübsches Bündel von Lügen zu schnüren, um die Aufmerksamkeit auf irgendeine ferne Gegend zu lenken, wo sie vielleicht ihr Vagabundenleben fortsetzte. »Ich habe sie in Coventry kennengelernt. Von dort sind wir gemeinsam hergekommen, aber sie war ziemlich wortkarg. Ich bezweifle, daß sie noch weiter nach Süden gegangen ist, aber sie hat nie gesagt, woher sie kam, und über Verwandte hat sie auch nie ein Wort verloren.«
    »Du sagtest, sie sei nach Osten gegangen, nachdem du sie verlassen hast. Aber woher willst du das wissen? Sie hatte es nicht gesagt und sich auch nicht damit einverstanden erklärt, daß ihr euch dort trennt, denn sonst hättest du dich nicht so in aller Frühe davongestohlen, um ihr nicht mehr ins Gesicht sehen zu müssen.«
    »Ich bin ein bißchen voreilig gewesen«, gestand Britric und wand sich. »Ich gebe es zu. Ich glaubte - und glaube - sie würde nach Osten gehen, wenn sie entdeckte, daß ich weg war. Es hätte keinen Sinn gehabt, sie als Sängerin und Akrobatin nach Wales mitzunehmen, nicht allein. Aber ich sage Euch aufrichtig, ich habe ihr nie etwas getan. Als ich ging, war sie noch am Leben.«
    Und dies war seine einfache, beharrliche Antwort auf alle weiteren Fragen, das und die eine flehentliche Bitte, die er nach seinem hartnäckigen Leugnen gelegentlich hervorbrachte:
    »Herr, behandelt mich gerecht. Macht bekannt, daß sie gesucht wird, laßt es in der Stadt ausrufen, bittet Reisende, es überall hinzutragen, daß sie Euch Nachricht geben und zeigen soll, daß sie noch lebt. Ich habe Euch nicht angelogen. Wenn sie hört, daß man mich ihres Todes beschuldigt, wird sie sich melden. Ich habe ihr nie weh getan. Das wird sie Euch bestätigen.«
    »Wir werden ihren Namen also überall bekanntmachen lassen und sehen, ob sie auftaucht«, erklärte sich Hugh einverstanden, als sie Britric in seiner steinernen Zelle verschlossen, ihn seiner unbehaglichen Ruhe überließen und wieder zum Torhaus des Schlosses gingen. »Ich bezweifle aber, daß eine Dame, die so lebt wie Gunnild, sich bereit zeigen wird, in die Nähe des Gesetzes zu kommen, selbst um Britrics Hals zu retten. Was hältst du von ihm? Leugnen ist Leugnen, und für sich genommen kann man wenig daran erkennen. Doch er hat etwas auf dem Gewissen, und das hat auch etwas mit diesem Haus und dieser Frau zu tun.
    Wenn wir ihn auf diesen Ort festnageln, schreit er immer als erstes: >Ich habe nie etwas gestohlen. Ich habe alles so zurückgelassen, wie ich es vorgefunden habe. < Also hat er gestohlen. Als Gunnilds Tod zur Sprache kam, hat er es mit der Angst zu tun bekommen, bis ihm aufging, daß ich in meiner Dummheit verraten hatte, daß sie nur noch aus Knochen besteht. Da wußte er, wie er sich verhalten mußte, und erst da begann er darum zu bitten, wir sollten sie suchen lassen. Das sieht gut aus und hört sich gut an, aber ich glaube, er weiß, daß man sie nie finden wird. Oder besser, er weiß nur zu gut, daß man sie schon gefunden hat, was, wie er hoffte, nie passieren würde.«
    »Und wirst du ihn in Gewahrsam behalten?« fragte Cadfael ruhig.
    »Und ob! Und seine Spuren

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