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Das Geheimnis Der Schönen Toten

Das Geheimnis Der Schönen Toten

Titel: Das Geheimnis Der Schönen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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nachts gestritten habt. Seinen Worten zufolge muß es eine stürmische Beziehung gewesen sein. Und sie bedrängte dich, sie zu heiraten, nicht wahr? Und nach Heirat war dir nicht zumute. Was ist passiert? Wurde sie dir lästig? Oder zu streitsüchtig? Eine Hand wie deine auf ihrem Mund oder um ihren Hals hätte sie sehr leicht zum Schweigen bringen können.«
    Britric hatte den Kopf zurückgeneigt und preßte ihn gegen den Stein wie ein in die Enge getriebenes Tier.
    Schweiß stand ihm unter dem roten Haarschopf in zitternden Tropfen auf der Stirn. Zwischen den Zähnen brachte er mit einer Stimme, die so atemlos war, daß sie ihm in der Kehle fast erstickte, mühsam heraus: »Das ist doch verrückt ... verrückt... ich sage Euch, ich habe sie schnarchend dort zurückgelassen, gesund und munter wie eh und je. Was soll das? Was denkt Ihr von mir, Herr? Was soll ich denn getan haben?«
    »Ich werde dir sagen, Britric, was du meiner Ansicht nach getan hast. Bei der diesjährigen Messe war nichts von einer Gunnild zu sehen, nicht wahr? Und seit du sie auf Rualds Acker zurückgelassen hast, hat man sie in Shrewsbury nicht mehr zu Gesicht bekommen. Ich glaube, ihr seid in einer jener Nächte, vielleicht der letzten, einmal zuviel miteinander in Streit geraten, und Gunnild ist daran gestorben. Und ich glaube, daß du sie dort nachts unterhalb des Knicks begraben hast, damit die Abtei sie in diesem Herbst beim Pflügen entdecken konnte. Was sie getan hat! Die Gebeine einer Frau, Britric, und das schwarze Haar einer Frau, eine Haarmähne, die immer noch auf dem Schädel saß.«
    Britric ließ einen leisen, halb unterdrückten Laut hören und atmete mit einem tiefen, keuchenden Seufzen aus, als hätte man ihm mit einer eisenharten Faust gegen die Brust geschlagen. Als er schließlich wieder etwas hervorbringen konnte, wenn auch mit einem erstickten Flüstern, das seine Worte eher durch die Lippenbewegungen als durch Laute verständlich machte, brachte er immer und immer wieder heraus: »Nein. . . nein. .. nein! Nicht Gunnild, nein!«
    Hugh ließ ihn in Ruhe, bis er wieder zu Atem gekommen war und vernünftig sprechen konnte. Er sollte ruhig Zeit haben, alles genau zu durchdenken, Zeit zu erkennen, daß Hugh die Wahrheit gesagt hatte, und seine Lage zu überdenken. Denn er war ein Mann, der sich schnell wieder in der Gewalt hatte und die Tatsache akzeptieren würde, wenn auch mit einiger Anstrengung, daß der Sheriff nicht log, daß dies der Grund für seine Festnahme und Einkerkerung war und daß er sich gut überlegen mußte, was er zu seiner Verteidigung vorbrachte.
    »Ich habe ihr nie etwas getan«, sagte er schließlich langsam und mit Nachdruck. »Ich habe sie schlafend zurückgelassen. Seitdem habe ich sie nie mehr zu Gesicht bekommen. Sie war aber am Leben.«
    »Die Leiche einer Frau, Britric, mindestens ein Jahr in der Erde. Schwarzes Haar. Wie ich höre, war Gunnild schwarzhaarig.«
    »Das war sie. Das ist sie, wo immer sie jetzt sein mag.
    Das sind aber auch viele andere Frauen hier in den Grenzlanden. Die Gebeine, die Ihr gefunden habt, können nicht die von Gunnild sein.« Hugh hatte sich zu sorglos entschlüpfen lassen, daß sie buchstäblich nichts hatten außer einem Skelett, das weder an der Gestalt noch am Gesicht identifiziert werden konnte. Jetzt wußte Britric, daß es keine wohlerhaltene Leiche gab, die ihn anklagen konnte.
    »Ich sage es Euch aufrichtig, Herr«, sagte er und bemühte sich, seiner Stimme den Klang der beleidigten Unschuld zu geben, »sie war wirklich am Leben, als ich aus dem Haus ging und sie dort zurückließ. Ich will nicht leugnen, daß sie meiner zu sicher geworden war. Frauen wollen einen Mann besitzen, und das wird mit der Zeit lästig. Das war auch der Grund, weshalb ich früh aufstand, als sie noch in tiefem Schlaf dalag, und mich allein nach Westen aufmachte, um sie ohne viel Federlesens los zu sein. Nein, ich habe ihr nie etwas getan. Dieses arme Geschöpf, das man gefunden hat, muß eine andere Frau sein. Es ist nicht Gunnild.«
    »Welche andere Frau, Britric? Ein abgelegener Ort, die Pächter sind nicht mehr da, weshalb sollte jemand auch nur dorthin gehen, geschweige denn dort sterben?«
    »Woher soll ich das wissen, Herr? Bis zum Vorabend der Messe im letzten Jahr wußte ich doch nicht einmal, daß es das Haus überhaupt gibt. Diese Gegend auf der anderen Flußseite kenne ich gar nicht. Ich wollte nur ein gemütliches Schlafplätzchen.« Er hatte sich jetzt wieder voll in der

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