Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis Der Schönen Toten

Das Geheimnis Der Schönen Toten

Titel: Das Geheimnis Der Schönen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
Vom Netzwerk:
anhält, kann kein Mensch wissen. Wir hatten keinen Grund, ihn noch länger festzuhalten. Wir werden ihn bei seinen Machenschaften zwar sorgfältig im Auge behalten, aber falls es ihm gelingen sollte, auf ehrliche Weise voranzukommen - nun, auf fast ehrliche Weise! -, hat er diesmal vielleicht genug Vernunft angenommen, um sich im Rahmen des Gesetzes zu halten.
    Wenn er nächstes Jahr wieder zur Messe erscheint, bekommt die Abtei vielleicht sogar ihre Gebühr. Aber da stehen wir wieder, Cadfael, mit einer Geschichte, die sich sehr hübsch und glaubwürdig wiederholt. Jetzt haben wir nicht nur einen möglichen Mörder freilassen müssen, sondern schon den zweiten. Ist das zu glauben?«
    »Solche Dinge sind schon vorgekommen«, sagte Cadfael vorsichtig, »aber nicht oft.«
    »Glaubst du's"?«
    »Ich glaube, daß es passiert ist. Aber daß es zufällig geschehen sein soll, gibt mir doch zwiespältige Gefühle ein.
    Nein«, korrigierte sich Cadfael mit Nachdruck, »mehr als nur zwiespältige.«
    »Daß eine vermeintlich tote Frau ins Leben zurückkehrt, schön und gut. Aber auch die zweite? Und haben wir jetzt eine dritte zu erwarten, wenn wir eine dritte finden können, die erst stirbt und dann aufersteht? Und trotzdem haben wir noch diese arme, gekränkte Seele, die auf Gerechtigkeit harrt, und wenn nicht durch den Tod eines anderen, so doch zumindest durch die Gnade und das Andenken eines Namens. Sie ist tot und fordert Rechenschaft.«
    Cadfael hatte mit Respekt und Zuneigung seiner Rede gelauscht, die auch Abt Radulfus hätte halten können, die aber mit jugendlicher und weltlicher Leidenschaft vorgetragen worden war. Es kam nicht oft vor, daß Hugh sich Entrüstung erlaubte, zumindest nicht laut.
    »Hugh, hat sie dir erzählt, wie und wo sie davon erfahren hat, daß Britric bei dir im Gefängnis sitzt?«
    »Nur ganz allgemein. Sprach von Gerüchten auf dem Markt. Mir ist gar nicht eingefallen«, sagte Hugh verblüfft, »sie ausführlicher danach zu fragen.«
    »Und es ist kaum drei Tage her, seitdem du hast bekanntmachen lassen, wessen er verdächtigt wird und daß wir sie suchen. Neuigkeiten verbreiten sich schnell, aber wie weit diese Nachricht in der fraglichen Zeit gekommen sein kann, dürfte entscheidend sein. Ich nehme doch an, daß Gunnild über sich berichtet hat? Über die Veränderung ihrer Lebensumstände? Du hast mir noch nicht gesagt, wo sie jetzt lebt und dient.«
    »Also, es hat den Anschein, als hätte Britric ihr nur einen Gefallen getan, als er sie mittellos dort in Rualds Häuschen zurückließ. Es war damals August, die Messe war gerade vorbei, und Geld ließ sich nicht leicht verdienen. Sie schaffte es kaum, sich durch die Herbstmonate zu bringen, hatte zwar genug zu essen, konnte aber nichts sparen. Wie du dich erinnern wirst - Gott weiß, daß du dich erinnern solltest! - kam der Winter früh und war sehr hart. Sie tat, was all dieses fahrende Volk tut, und begann zeitig, sich nach einem Gutshaus umzusehen, in dem es für eine gute Musikantin während der schlimmsten Winterzeit vielleicht ein Plätzchen gab. Das ist allgemein üblich, aber es ist ein Lotteriespiel. Entweder man gewinnt, oder man hat Pech.«
    »Ja«, sagte Cadfael mehr zu sich selbst als zu seinem Freund, »das habe ich ihm auch gesagt.«
    »Sie hatte jedoch Glück und traf es gut. Sie kam während der Schneefälle im Dezember zufällig in das Gutshaus von Withington. Dort sitzt Giles Otmere. Er ist neuerdings Pächter der Krone, seit FitzAlans Ländereien beschlagnahmt wurden. Er hat eine junge Familie, der eine Musikantin über die Weihnachtstage nur willkommen sein konnte, und so haben sie sie aufgenommen. Aber es kommt noch besser: Die junge Tochter ist gerade erst achtzehn geworden und fand Gefallen an ihr. Gunnild selbst sagt über sich, sie habe eine geschickte Hand fürs Frisieren und könnte mit Nadel und Faden umgehen, und so habe das Mädchen sie zu ihrer Kammerzofe gemacht. Du solltest mal sehen, wie schicklich sie jetzt geht und welch gute Zofenmanieren sie sich zugelegt hat. Sie ist für ihre Herrin ein Gewinn und hält selbst sehr viel von ihr. Gunnild wird nie mehr zu den Landstraßen und den Märkten zurückkehren, dazu hat sie zuviel Verstand. Wirklich, Cadfael, du solltest sie dir selbst einmal ansehen.«
    »Wahrlich«, sagte Cadfael sinnend, »ich denke, das sollte ich. Nun, Withington ist nicht weit, nur ein kurzes Stück hinter Upton, aber wenn wir einmal davon absehen, daß Frau Gunnild gestern aus

Weitere Kostenlose Bücher