Das Geheimnis der Spileuhr
Zähnen.
Schwups!! wanderte eine neue Ladung in seinen Mund. „Sind gut... wirklich! Und frisch! Frisch sind die.“
Und die nächste Portion folgte. Kauend erklärte er:
„Wenn die nicht mehr richtig frisch sind, krachen sie nicht und schmecken wie warme Einlegesohlen.“
Der Amerikaner verzog das Gesicht.
Ob der wohl schon mal warme Einlegesohlen gegessen hatte?
Balduin Pfiff stopfte sich den Rest in den Mund. Mister Fox beobachtete ihn, und seine Augen schienen zu fragen: Das soll ein Detektiv sein? Dieser kleine, runde, verfressene Zwerg?
„Ich kann manchmal auch Gedanken lesen!“ sagte Balduin Pfiff und lachte. Hoppla, da mußte er husten. „Hohohoh-huhuhuhu-hauhauhauhau.“ Eine Träne rollte ihm über die rechte Wange.
„Ei der Daus!“ stöhnte er. „Jetzt hab’ ich mich doch glatt verschluckt! Hohohoho-huhuhuhu-hauhauhauhau...“
Der Amerikaner erhob sich und holte ein Glas Wasser.
„Danke!“ sagte Balduin und fühlte sich wieder wohler.
„Also, Mister Fox, was soll ich für Sie suchen?“
John Fox ging zu seinem Jackett und zog eine Fotografie heraus.
„Das hier!“ sagte er.
„Sieht aus wie eine Spieluhr!“ sagte Balduin Pfiff.
„Richtig. Es handelt sich um eine japanische Spieluhr!“
„Und was weiter? Spielt sie nicht mehr?“
„Ich habe keine Ahnung. Ist auch nicht wichtig. Sie sollen für mich diese Spieluhr suchen, weiter nichts!“
Balduin Pfiff zwinkerte. Er formte die Hände zu einem Trichter und flüsterte da hinein: „Ein Geheimnis, was?“
Mister Fox schüttelte mißmutig den Kopf. „Und wenn, ginge Sie das nichts an. Ich bezahle Sie für’s Suchen und nicht für’s Fragen!“
„Hm“, machte Balduin Pfiff. „Reden wir also nicht krumm herum, sondern grad hinaus: Ich soll diese Spieluhr für Sie suchen und finden!“
„So ist es. Ihr Auftrag würde heißen: Beschaffen Sie mir die Adresse des augenblicklichen Besitzers dieser Spieluhr.“ Sein Finger deutete auf einen bestimmten Punkt auf der Fotografie. „Hier oben ist die Spieluhr mit einem kleinen Kreuz gekennzeichnet. Wenn Sie den Besitzer herausgefunden haben, werde ich mich mit diesem in Verbindung setzen.“
Balduin Pfiff gähnte.
John Fox schüttelte den Kopf. Wie konnte man nur bei Geschäften gähnen! War dieser Knirps vor ihm wirklich ein Detektiv?
„Was ist, Mister Pfiff. Wollen Sie den Auftrag nun annehmen oder nicht?“
„Was gibt’s denn zu verdienen?“
Mister Fox machte ein geschäftliches Gesicht. Das heißt, er legte seine Stirn in Falten, einen Finger auf die Nase und — und wackelte mit den Ohren. Hm, vielleicht sah es auch nur so aus.
„Wenn Sie den Auftrag annehmen, erhalten Sie fünfhundert. Und nochmal fünfhundert gibt’s bei Lieferung der Adresse!“
Ei der Daus, Balduin Pfiff mußte schon wieder gähnen.
„Und das Spieldöschen befindet sich hier in der Stadt?“ fragte er, als er ausgegähnt hatte.
„Hundertprozentig!“ nickte Mister Fox.
„Also gut!“ sagte Balduin. „Ich nehme den Auftrag an.“ Und er streckte dem Amerikaner die offene Hand entgegen.
„Die ersten fünfhundert, wenn ich bitten darf!“
Nachdem er Foto und Geld verstaut hatte, erhob er sich und sagte fröhlich: „Mister Fox, wir zwei werden sicherlich noch viel Spaß miteinander haben, was?“ Und ebenso fröhlich schüttelte er anschließend die riesige Pranke seines Auftraggebers.
Balduin Pfiff marschierte im gleichen Rhythmus, wie er gekommen war, wieder treppab.
Neunzehn, achtzehn, siebzehn...
Links-zwo-drei-vier...
Zwölf, elf, zehn, neun...
Links-zwo-drei-vier...
Vier, drei, zwei — und da war er wieder in der Halle.
Der dünne Riese vom Empfang tat, als sähe er den Detektiv gar nicht.
„Hehehe“, lachte der leise in sich hinein und machte einen großen Bogen.
Klatsch-bums-klatsch-bums klang es wieder auf dem Parkett.
Vor dem Empfangschef hielt er einen Augenblick inne. Sein kleiner, dicker Zeigefinger stubste wieder gegen den Mützenrand.
„Guten Abend, mein Herr!“
Der dünne Riese in der schmucken Uniform schluckte und erwiderte: „Guten Abend, mein Herr!“
Und Balduin Pfiff verließ das Hotel.
Als es 10 Uhr abends schlug, traf er in seiner Wohnung ein. Jetzt mußte er zuerst einmal gründlich nachdenken.
Und zwar sehr gründlich. So, wie das bei Detektiven üblich ist.
Nachdenken konnte er am besten im Liegen.
Und so lag er dann da und dachte nach.
Über das „Ofenrohr“, den „Kleiderständer“, den „dünnen Riesen“ vom
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