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Das Geheimnis der Spileuhr

Das Geheimnis der Spileuhr

Titel: Das Geheimnis der Spileuhr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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Das Geheimnis der Spieluhr
    Der Auftrag

    Balduin Pfiff hatte gute Laune!
    Seine gute Laune war fast so gut wie die von Herrn Blöhmkorn, dem Schirmverleiher Ecke Kuli- und Schneckengasse, wenn es regnete.
    „Knitsch-knatsch-knitsch-knatsch“, machten seine riesigen Schuhe auf dem Pflaster.
    Nächste Querstraße rechts — und dann stand er davor.
    „Na, dann woll’n wir mal!“ sagte Balduin Pfiff zu sich und betrat schwungvoll die Hotelhalle.
    Der Empfangschef, der steif hinter einer Art Theke stand, sah ihm mit einem gequälten Lächeln entgegen.
    Er war lang und spindeldürr.
    „Mindestens drei Meter!“ überlegte der kleine Balduin Pfiff. Oder? Na, zwei Meter war er bestimmt lang.
    ,,’n Abend!“ sagte Balduin und tippte sich mit dem kleinen, dicken Zeigefinger an den Mützenschirm.
    „Guten Abend, mein Herr!“ antwortete der dünne Riese steif und würdevoll, ohne sein Gesicht zu verziehen.
    Balduin Pfiff staunte nach oben. Wie einer vier Worte sagen konnte, ohne daß sich dabei sein Gesicht bewegte! So was mußte er sich auf alle Fälle gleich noch einmal ansehen.
    ,,’n Abend!“ hustete er himmelwärts, und wie mit dem Lineal gezogen kam es zurück: „Guten Abend, mein Herr!“ Diesmal klang es allerdings eine Spur weniger würdevoll.
    „Hehehe, hört sich gut an!“ lachte Balduin Pfiff meckernd. Er spitzte die Lippen und äffte den Empfangschef nach:

    „Guten Abend, mein Herr…“ Und noch einmal: „Guten Abend, mein Herr... So ein Spiel könnt’ ich den ganzen Abend spielen.“ Der dünne Riese in der schmucken, hellblauen Uniform hob die rechte — nur die rechte! — Augenbraue und fragte: „Und sonst kann ich nichts für Sie tun?“
    Die Augenbraue fiel zurück und schnellte erneut nach oben. „Oder haben Sie vielleicht ein Zimmer bei uns bestellt?“ Diese Möglichkeit schien ihm überhaupt nicht zu behagen.
    Balduin Pfiff winkte ab.
    „Nicht das allerkleinste Böhnchen!“ sagte er. „Ich habe nur eine Verabredung hier.“
    „Aha.“
    „Mein Name ist Pfiff! Pfiff wie... pfffffffuuuiiiit!“ Balduin stieß einen schrillen Pfiff durch die Zähne, und der Empfangschef zuckte zusammen, als habe er sich auf eine Handvoll Reißnägel gesetzt. Dann sah er den kleinen Mann rügend und wütend zugleich an. Doch Balduin kümmerte das wenig. Fröhlich verkündete er: „Und der, der auf mich wartet, heißt Fox. Ein Mister John Fox!“ Der Empfangschef runzelte die Stirn und erwiderte mürrisch: „Mister Fox bewohnt Zimmer 28 im ersten Stock, mein Herr. Ich glaube, er erwartet Sie bereits!“ Seine Stimme klang dabei, als redete er mit einem Besenstiel im Hals.
    Balduin Pfiff stemmte sich auf die Zehenspitzen und winkte dem Empfangschef mit dem Zeigefinger zu. Neugierig beugte sich der dünne Riese nach vorn.
    „Sagen Sie mal“, flüsterte Balduin, „was ist dieser Mister Fox eigentlich für eine Figur?“
    Der Empfangschef fuhr zurück. Grenzenlose Empörung stand in seinem knochigen Mopsgesicht, als er voller Verachtung schniefte:
    „Mein Herr, wir sind das erste Haus am Platze! Wir beherbergen keine Figuren!“ Punkt!! Jetzt hatte er es Balduin Pfiff aber gegeben.
    Der kleine Detektiv tat eingeschüchtert, dabei blitzte aber der Schalk aus seinen runden Augen. „Ei der Daus, jetzt haben Sie mich aber erschreckt!“ sagte er.
    Der dünne Riese musterte ihn noch immer strafend. „Heute ist Donnerstag, was?“ fragte Balduin Pfiff.
    „Jawohl, mein Herr!“ nickte der dünne Riese in der schmucken Uniform.
    „Hab’ ich mir’s gedacht. Donnerstag ist Ihr ernster Tag, was?“ sagte Balduin.
    Der Empfangschef holte so tief Luft, daß es sich anhörte, als hole er die Luft aus den großen Zehen herauf. Und dann sagte er: „Ich bin im Dienst, mein Herr!“
    „Und da gibt’s nichts zu lachen, was?“ fragte Balduin Pfiff und zwinkerte.
    „Selten, mein Herr!“ sagte der Dünne.
    Balduin Pfiff rollte ergriffen mit seinen Kulleraugen und sprach dazu traurig: „Armer dünner Mann!“
    Der dünne Empfangschef blies die Backen auf.
    Balduin tat es ihm gleich. Jetzt sah sein kugeliges Gesicht aus, als habe es Zwillinge bekommen. Dazu tippte er sich mit dem kleinen, dicken Zeigefinger an den Schirm der Mütze.
    Und dann machte Balduin eine Wendung nach rechts und schlug den Weg zum Treppenaufgang ein.
    Wie ein Soldat marschierte er drauflos:
    Links-zwo-drei-vier...
    Links-zwo-drei-vier... Und Klatsch-bums-klatsch-bums hämmerten seine riesigen Schuhe, die fast so groß waren wie

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