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Das Geheimnis der Sprache (German Edition)

Das Geheimnis der Sprache (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Sprache (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Moszkowski
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durchweg, »Telegramm« und nicht Drahtnachricht oder Drahtung, die sich doch soviele andere Zeitungen in neuester Zeit angewöhnt haben. Und eine Selbstanzeige aus dieser Ausgabe vom Herbst 1917 lautet gar wie folgt:
Haben Sie etwas für die Armee oder Marine anzuzeigen? Dann benützen Sie dazu die Tagesausgabe der Kölnischen Zeitung für das Feld. Verlangen Sie Probenummer durch die bekannten Annoncen-Expeditionen oder unsere Geschäftsstelle.
    Die Expedition der Kölnischen Zeitung.    
    Ich dachte, das hieße jetzt »Vertriebs-« oder »Versandstelle« oder so ähnlich, und ein sprachreiner Schriftleiter hätte dafür zu sorgen, daß das Gespenst des Sankt Expeditus nicht wieder in seinen Räumen umherspuke. Aber da wohnt gar kein Schriftleiter, sondern die nämliche Nummer des Kölnischen Weltblattes bekennt sich – o popoi! – zu einem Chefredakteur! Des Weltalls ganzer Jammer faßt mich an. Da haben sie sich durch all die Jahre die Federn und die Lippen stumpf und wund zerarbeitet, um das vermaledeite Satanswort Redaktion hinauszujagen, und in der »nahezu einzigen« Kölnerin thront allen Teufelsbeschwörungen zum Trotz obenan ein Chefredakteur!
    Ich fürchte hier keine Falschdeutung, möchte aber, um auch irgendwelches zufällige Mißverständnis auszuschließen, besonders betonen, daß ich persönlich der Kölnischen Zeitung die größte Wertschätzung entgegenbringe. Sie galt und gilt mir als ein Organ, dem auch im Punkt der Sprachleistung eine Vorzugsstellung nicht bestritten werden darf. Und die vorstehende Aufstellung ihrer Fremdworte aus einer beliebigen Nummer bedeutet in meinen Augen nicht eine Belastung, sondern ein Guthaben; denn jene Liste, die sich durch zahllose andere ergänzen ließe, liefert eben den Beweis, daß sich das Blatt keinem einseitigen Banausentum überliefert hat.
    Aber wie steht nunmehr die Rechnung der Unentwegten, die mit ausdrücklicher Berufung auf das Weltblatt am Rhein ihr eigenes Guthaben veröffentlichen?
    Sie selbst erklären, daß sie nur diese eine Trumpfkarte in Händen haben, und diese Karte versagt, sobald sie auf den Tisch geworfen wird. Und auf diesem Tisch liegen Hunderte, Tausende anderer Schriften, die allesamt als Gegenwerte gerechnet werden müssen. Sie umfassen restlos das ganze zeitgenössische Schrifttum, das Millionenheer der Blätter, das für die werbende Kraft der Bewegung zu zeugen hätte, wenn sie nur überhaupt vorhanden wäre.
    Lückenlos schließt sich der Beweis zu dem Ergebnis: Diese werbende Kraft ist Null . Um den Beweis zu erhärten, vereinigen sich die Tatsachen mit den klagenden Geständnissen der zünftigen Deutschmeister. Die Zunftherren haben das Spiel verloren.
    Nie und nirgend in der Welt ist ein ähnlicher Wettbewerb erlebt worden. Tausende von Gewinnstichen mußten gemacht werden, und nicht ein einziger Stich ist ihnen zugefallen. Zu einem Wettrennen wurde ausgeholt, ohne daß sich die eine Partei von der Stelle zu rühren vermochte, während die andere im Sturmlauf übers Feld fegte. Wir hatten zuvor die Bücher von dem allgemeinen Schrifttum statistisch abzusondern versucht. Vielleicht war es eine mitleidige Regung, die uns hierzu bestimmte, denn im Hinblick auf das Buch, das Werk, den Einzeldruck, hätten die sprachmeisternden Herren noch schlechter als schlecht abgeschnitten. Eine Zeitung nimmt doch noch wenigstens Notiz von ihren Wünschen und Strebungen. In der ganzen Welt der eigentlichen Werke, der wissenschaftlichen wie der volkstümlichen, wird ihres Wesens nicht einmal ein Hauch verspürt. Grund genug für die Sprachputzer, um das ganze Heer der humanistisch gerichteten Buchschreiber mit ihrem inbrünstigen Haß zu verfolgen und insbesondere die Gelehrtensprache als giftiges Auslandsunkraut zu verschreien. Aber selbst wenn sie die Front der Buchschriftsteller so eingebeult hätten, wie sie sie tatsächlich unberührt ließen – denn Scheltworte sind unwirksam in diesem Gelände –, selbst dann läge noch kein Grund zu einem Triumphruf vor. Denn wir haben festgestellt, daß infolge ihres erdrückenden Übergewichts nur die Gesamtheit der Zeitungen als entscheidende Prüfungsunterlage angesehen werden darf.
    Und dies gilt nicht nur grobmechanisch. Denn die gesprochene Sprache ist das Spiegelbild der Zeitungssprache, oder genauer gesagt: Beide sind wechselseitige Abbilder. Es mag Leute geben, die wie ein Buch sprechen – das Volk spricht wie die Zeitung, zwar flüchtiger im Satzbau und immer im Verhältnis von »Rede

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