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Das Geheimnis der Tarotspielerin: Zweiter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Das Geheimnis der Tarotspielerin: Zweiter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Tarotspielerin: Zweiter Band der Tarot-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Brand
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»Gemacht für Könige.«
    »In der Tat«, murmelte der hochgewachsene Gelehrte, während er einem toten Hund nachschaute, der aufgebläht im Wasser trieb. Ein Lächeln huschte über sein Asketengesicht mit der edlen Adlernase.
    Am Ufer zeigten sich über den steilen Ziegeldächern der Stadt große Flecke von Blau, prachtvoll anzusehen zwischen den dahineilenden Wolken. Die Luft war eisig und dünner als sonst. Sie ließ die Umrisse aller Dinge scharf hervortreten und bis weit in die Ferne schauen.
    »An Steuerbord könnt Ihr gleich Whitehall Palace sehen, und wenn wir Glück haben, Seine Majestät beim Tennisspiel«, rief der Bootsmann. »Er liebt diesen neuen Sport, ist auch ein exzellenter Turnierkämpfer, und…«
    »Ich bezahle dich fürs Rudern, nicht für sinnloses Geschwätz«, unterbrach ihn sein Passagier barsch. »Leg bei den Stufen von Blackfriars an. Ich will in die City, nicht bis nach Westminster.«
    Ärgerlich drehte der Bootsmann den Kopf. Was für ein Sauertopf und zudem Ausländer! Sah zwar vornehm aus wie ein Lord, und sein Gewand war aus teuerstem Chamelot, dafür aber grässlich trist, wie eine Mönchskutte.
    Der Bootsmann spuckte in den Fluss und dirigierte seinen Kahn in Richtung des Ufers. Er warf die Landungsleine aus und zog den Nachen an den Kai, wo er dumpf auf gepolsterte Pfähle prallte.
    Sein Fahrgast raffte den Talar und sprang geschmeidig auf die steinernen Landungsstufen von Blackfriars, dem weitverzweigten Klostergelände der Dominikaner. Er warf dem Bootsmann achtlos seinen Lohn vor die Füße und verschwand in einer schlammigen Gasse längs des Fleets.
    Mürrisch las der Bootsmann die Geldstücke auf. Abgewetzte Münzen, die man abschätzig old Henry’s coppernose nannte, weil des Königs Nase darauf nach nur einmaligem Gebrauch in billigstem Kupferrot schimmerte, so haarfein war die Auflage aus Edelmetall. Chapuys’ Leute würden ihm hoffentlich etwas drauflegen für eine Information über das Fahrtziel des Talarträgers.
    Der Gelehrte eilte durch eine finstere Gasse, in der vergipste Holzhäuser dicht an dicht standen und knarrende Ladenschilder für Schlachtprodukte warben. An deren Abfällen labten sich vor den Türen unzählige Milane und Ratten – so zahm wie Katzen. Diese Stadt war ein einziges Fressen und Kauen, dachte der Mann im Talar angewidert und stieß einen Pastetenbäcker zur Seite, der mit lockendem Werbesingsang auf ihn eindrang. »Verschwinde, du Teigaffe.«
    Voll Ekel zog er einen Bisamapfel unter seinem Gewand hervor, klappte die silberne Kugel auf und sog gierig den Duft von getrockneten Pomeranzen, Nelken und Ambra ein, während er in eine gepflasterte Straße einbog.
    Mit eiligen Schritten querte er die Straße, auf der Karren und Pferdewagen ein unablässiges Donnergrollen erzeugten, und tauchte in eine stille Gasse ab, deren Häuser eher von Behaglichkeit als von übermäßigem Wohlstand zeugten. Mein Gott, war diese Wohngegend alles, was Englands mächtigster Minister sich leisten konnte – oder war die Bescheidenheit geschicktes Kalkül?
    Vor einer glänzenden Doppeltür machte der Gelehrte halt und klopfte. Ein Lakai in dunkler Uniform öffnete ihm.
    »Melde mich Master Cromwell, ich werde erwartet.« Er wurde in die Diele geführt, wo er auf einer harten Holzbank gegenüber vom Kamin Platz nahm. Darin prasselte ein anständiges Feuer, aber es fehlte an den kostbaren Nutzlosigkeiten, mit denen die Mächtigen der Welt sich sonst zu umgeben pflegten. Es ging das Gerücht, Cromwell sympathisiere im Geheimen mit den Vertretern der neuen Lehre, diesen Narren der Enthaltsamkeit im Namen des Herrn.
    Wenn er nur an die Residenz seines einstigen Gönners, des Erzbischofs von Santiago de Compostela, dachte … An die venezianischen Spiegel, die blattvergoldeten Heiligenfiguren, die brokatbezogenen Stühle und blauseidenen Betthimmel. Auch sein eigenes Vor- und Schreibzimmer im Heiligen Offizium war prachtvoller und ehrfurchtgebietender gewesen als diese Diele eines Bürgerhauses. Jeder hatte vor ihm, dem Löwen des Glaubens, gezittert.
    Kurz erlaubte sich der Mann in Grau eine Rückreise an den Ort seiner einstigen Macht und Herrlichkeit. Er hatte es verstanden zu leben, und er würde es wieder tun, nur bei weitem herrlicher. So wie es Gott schon immer für ihn bestimmt hatte. Er besaß ein Mittel, um das Könige ihn beneiden würden, er kannte einen Weg zur Macht, den…
    »Tretet ein«, winkte ihn ein Page endlich ins Tageszimmer des Hausherrn. Thomas

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