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Das Geheimnis der Tarotspielerin: Zweiter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Das Geheimnis der Tarotspielerin: Zweiter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Tarotspielerin: Zweiter Band der Tarot-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Brand
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Reifen fangen wir dich«, ergänzte ein anderer und warf einen großen Fassreifen über ihren Kopf, der schwer zu Boden fiel und scheppernd zu Lunettas Füßen austrudelte.
    »Mit unseren Mäulern bützen…«, hob der nächste an und wurde von einem schweren Hammerschlag auf die Schulter zum Schweigen gebracht. Jaulend vor Schmerz ließ er eine Narrenschelle fallen und zog sich die Fellmaske vom Gesicht. »Was soll das?«
    »Das Mädchen gehört mir. Mir und dem Herrn«, schrie sein Angreifer. Lunetta erkannte ihn sofort. Es war der Wanderhandwerker aus der Leprosenkapelle.
    »Sieh an, ein schmutziger Schmied«, rief einer der Bären. »Noch dazu ein Fremdling auf der Walz!«
    »Ich bin so deutsch wie du und in der ganzen Welt zu Hause«, brüllte der Wandergeselle.
    »Pah. Willst du dich etwa mit ehrlichen Kölner Fassbindern anlegen?«
    Das wollte er. Der Schmiedegeselle hob den Hammer und holte aus. Mit voller Wucht traf er die Nase des Rutenbären. Ein hässliches Knacken verriet, dass der Schlag so gut gezielt wie kraftvoll gewesen war. Ohne weiter einen Bären imitieren zu wollen, stieß der Getroffene ein mehr tierisches als menschliches Schmerzensgebrüll aus, fasste sich an die blutende Nase und ging in die Knie. Seine Kumpane stürzten sich auf den Schmied, schlugen ihm den Hammer aus der Hand und rissen ihn zu Boden.
    »Du Sauhut! Vermaledeiter Hundearsch!«
    Als fluchendes Knäuel wälzten sich die Handwerker auf der Gasse. Eine johlende Menge bildete sich vor dem Haus van Berck und feuerte sie an. Kot spritzte auf, ein streunendes Schwein wich quiekend aus. Jemand griff sich die Narrenschelle und befeuerte mit hektischem Klingeln den Kampf.
    Die Menschen drängten sich dicht, waren froh über die verfrühte Fastnachtsprügelei zwischen Fassbindern und Schmied, zwei Gewerbe, deren Zünfte traditionell miteinander verfeindet waren. Und obwohl der Wandergeselle kein Kölner war und man die Schmiede wegen ihres ständigen Umgangs mit dem Feuer für Diener des Höllenfürsten hielt, waren die Sympathien auf seiner Seite. Er schien der Stärkere.
    Schon drückte er sein Knie auf die Brust des einen Fassbinders, dass dieser schnaufte. Der Schmied zwang ihn in den Schmutz und schüttelte zugleich den anderen von seinem Rücken ab wie ein lästiges Tanzäffchen. Dann las er seinen Hammer auf.
    Lunetta erkannte, dass der Schmied als Sieger aus der Schlägerei hervorgehen würde, und wollte sich durch den Menschenring zurück ins Haus van Berck zwängen. Doch die Umstehenden schlossen die Reihen dichter, trieben sie bis in die Mitte der Gasse.
    »Immer langsam, meine Schöne«, grölte ein Apfelweib mit zahnlosem Grinsen. »Der Gewinner hat sich die Belohnung seiner Minnedame verdient! Ein Kuss ist nicht zu viel verlangt!« Mit ihrem mächtigen Bauch schubste sie Lunetta zurück in den Ring. »Nun mach schon, bald ist Fastnacht, kleine Prinzessin.«
    »Bützen! Bützen«, feuerten die begeisterten Zuschauer den Schmied an, der eben mit einem herzhaften Tritt seinen letzten Angreifer in den Schmutz stieß. Mit grimmiger Miene rückte er den Krempenhut gerade, steckte seinen Hammer ins Felleisen und wandte sich zu ihr um.
    Lunetta ahnte, was mit dem Wort bützen gemeint war, und war sich sicher, dass ein Kuss das Letzte war, was der Schmied von ihr wollte.
    Langsam näherte sich ihr der schmutzige Mann, begleitet vom Johlen der Menge. Er hob die Hände, als wolle er seine Friedfertigkeit beweisen.
    »Habt keine Angst«, raunte er, »ich weiß nun, dass Ihr zu uns gehört, ob Gräfin oder nicht! Ich bin gekommen, um Euch aus den Fängen der Finsternis zu befreien. Der Prophet des Lichts wartet auf Euch. Kommt.«
    Lunetta wich zurück. Dann nahm sie allen Mut zusammen, schürzte zur Verblüffung der Zuschauer ihr leichtes Gewand, verknotete es zwischen den Beinen und schrie auf Spanisch: »Atención!«
    Mit erstaunten Ausrufen und Blicken – nicht zuletzt auf ihre schlanken langen Beine, wichen die Umstehenden zur Seite. Lunetta nahm wütend Anlauf, die Zuschauer wichen weiter zurück. Sie drehte sich vom Schmied fort, ihre Arme schnellten vor, mühelos sprang sie in den Handstand, überschlug sich mit wirbelndem Haar und kam direkt vor dem Apfelweib wieder auf die Füße. Nein, sie hatte ihre Straßenkünste nicht verlernt. Mit dem antrainierten Gleichmut der Akrobatin neigte sie stolz den Kopf.
    »Seht an, ein Gauklerkind!«, schrien die Zuschauer. »Mehr. Mehr!« Lunetta erkannte eine schmale Lücke und setzte zu

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