Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis der toten Voegel

Das Geheimnis der toten Voegel

Titel: Das Geheimnis der toten Voegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Jansson
Vom Netzwerk:
kriegen können, aber jetzt ist es besser. Da kam eine Taube, ein Geschenk. Hast du sie gesehen? Sie war hier.«
    »Weißt du was, Ruben, ich glaube, du phantasierst. Du musst hohes Fieber haben. Ich denke, du solltest ins Krankenhaus fahren. Zu dumm, dass ich keinen Führerschein habe, sonst hätte ich dich in eine Decke gewickelt und gleich in die Stadt gefahren. Vielleicht sollten wir Cederroth anrufen?«
    »Niemals. Dann findet sie mich nicht, wenn sie zurückkommt. Ich muss hierbleiben.«
    Berit schüttelte den Kopf über seine dummen Sätze. »Möchtest du etwas zu trinken? Ich habe eine Kanne Wasser auf den Nachttisch gestellt, und ich habe einen Zweig vom falschen Jasmin mit reingebracht, damit du ihn riechen kannst, wenn du aufwachst. Ich weiß, dass du den so gern magst. Ich habe wohl gesehen, dass du oft dastehst und daran schnupperst. Hast du heute überhaupt etwas gegessen? Es ist noch etwas vom Omelett übrig.«
    »Ich kann nicht, und es tut im Hals weh, wenn ich schlucke. Das muss bis morgen warten.«
    »Ich denke, du solltest zum Arzt gehen. Wirklich.« Berit sah seine fieberglänzenden Augen und die feuchten Laken an. »Vielleicht hast du dir eine Lungenentzündung geholt. Damit ist nicht zu spaßen in deinem Alter, Ruben.«
    »Nein, ich nehme ein paar Aspirin, und dann geht es mir morgen wieder besser. Es wird sich schon geben.«
     
    Als keine Überredungsversuche halfen, ging Berit Hoas zum Schuppen hinüber, um nach den Tauben zu sehen. Die Leute pflegten zu sagen, Ruben Nilsson sei stur und eigensinnig, und damit hatten sie völlig recht. So einen seltsamen Kerl gab es nicht zweimal. Er ließ niemanden in sein Leben hinein, ging selten zum Laden und gab sich ausschließlich mit den Brieftaubenzüchtern und seinen verstorbenen Vorvätern ab. Er war oft oben auf dem Friedhof, und es hatten ihr schon mehrere Leute erzählt, dass er Selbstgespräche führte, wenn er da rumging und die Gräber harkte. Wie eigenbrötlerisch durfte man denn sein, ehe es als krank galt? Er sollte wirklich ins Krankenhaus fahren. Vielleicht würden die auch gleich was für seinen Kopf tun können, wenn er schon mal da war. Vielleicht hätte sie doch Cederroth anrufen und ihn bitten sollen, mit Ruben in die Stadt zu fahren.
    Berit machte die Tür zum Schuppen auf und horchte auf das gurrende Geräusch aus den Nestern. In einer Zinkwanne neben der Tür lag eine tote Taube. Sie stieg mühevoll die Treppe hinauf. Das Erste, was sie bemerkte, war der Feld-Stecher, der an dem Fenster lag, das auf ihren Garten wies. Hatte der alte Kerl etwa hier gesessen und sie beobachtet? Sie war richtig wütend, ehe ihr einfiel, dass er natürlich nach den Tauben sah. Er pflegte mit seinem Feldstecher dazustehen und zuzuschauen, wenn sie über dem Dach kreisten. Schon auf weite Entfernung konnte er sehen, welche Taube es war, und sie beim Namen nennen. Panik, Sir Toby und wie sie alle hießen.
    Auch oben an der Treppe lag eine tote Taube, und noch eine zwischen den Käfigen, und die zwei, die am Tag zuvor Penizillin bekommen hatten, waren auch tot. Er hätte auf sie hören sollen. Nachdem Berit drei weitere tote Tauben gefunden hatte, fing sie an, ernsthaft darüber nachzudenken, was hier wohl geschehen war. Ob der Habicht hereingekommen war, oder ein Iltis? Sie sah sich mit einem Schaudern um. Oder war irgendetwas mit dem Wasser, was die Tiere krank machte? Ruben hatte einen eigenen Brunnen, aus dem er das Wasser für den Garten holte. Soweit sie wusste, war es nicht als Trinkwasser ausgezeichnet. Aber er hatte auch Wasser von der Gemeinde. Konnte er den Tauben schlechtes Wasser gegeben haben? Sieben tote Tauben, abgesehen von der, die da unten in der Zinkwanne lag, das war überhaupt nicht gut. Sollte sie Ruben das erzählen, oder sollte sie lieber warten, bis es ihm besser ging? Jetzt im Moment konnte er ohnehin nichts ausrichten. Also beschloss sie, ihm die traurige Nachricht erst einmal zu ersparen.
     
    Berit Hoas ließ sich mit ihrem Strickzeug vorm Fernseher nieder. Sie war das Alleinsein gewohnt, aber dennoch kam es ihr still und leer im Haus vor. Eigentlich war sie in Rente, doch als sie das Angebot bekommen hatte, fürs Fußballcamp zu kochen, hatte sie nicht widerstehen können. Ihre Arbeit in der Mensa der Schule in Klinte fehlte ihr einfach. Sie mochte die Kinder, und die mochten sie. Obwohl es so viele waren, hatte sie sie schnell kennengelernt und wusste genau, welches Essen sie mochten und welches nicht. Wenn Pelle ein paar

Weitere Kostenlose Bücher