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Das Geheimnis der toten Voegel

Das Geheimnis der toten Voegel

Titel: Das Geheimnis der toten Voegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Jansson
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hatte, die Homepage des Brieftaubenzüchterverbands zu finden.
    Das waren rigorose Maßnahmen, aber die Seuchenschutzärztin Åsa Gahnström mochte in dieser Situation keine Risiken eingehen. Vor allem nicht mit dem Krankenhauspersonal, das mit Berit Hoas und Petter Cederroth in Kontakt gewesen war. Sie waren allesamt aus dem Dienst genommen und an die Telefone gesetzt worden, um die Allgemeinheit zu informieren, und jeder hatte sein eigenes Zimmer im obersten Stockwerk des Hauptgebäudes des altes Sanatoriums, in dem er sich Tag und Nacht aufhalten musste. Alle hatten strengste Anweisung, Atemschutzmasken aufzusetzen, wenn sie ihr Zimmer verließen.
    Das galt auch für Jonatan Eriksson. Das Telefongespräch mit der besorgten Mutter hatte ihn zutiefst erschüttert, und es würden noch mehr derartige Anrufe folgen. Maria Werns Sorge war berechtigt. Wer trug die Verantwortung, wenn der Sohn jetzt nicht infiziert war, sich aber infizieren würde? Durfte man ein Kind opfern, um das Leben von tausend anderen zu retten? Jonatan hatte den Beschluss der Seuchenschutzärztin in Frage gestellt, musste sich aber gegenüber Presse und Öffentlichkeit an ihre Linie halten. Am anstrengendsten war es gewesen, mit dem Arztkollegen Reine Hammar zu streiten, dem Klinikchef des neuen Vigoris Health Center. Es hatte sich ein Graben aufgetan, als Jonatan im Auftrag des Seuchenschutzes anfragen wollte, ob und wann der Kollege im Taxi von Petter Cederroth gefahren war.
    »Was soll denn das? Halten Sie sich für einen verdammten Polizisten, oder was?«
    Ja, es fühlte sich durchaus so an, als wäre man der verlängerte Arm des Gesetzes, wenn man versuchte, die Unternehmungen des Taxichauffeurs während der Nacht detailliert zu verfolgen. Reine Ermittlungsarbeit, die auf das Ergebnis Inkubation oder keine Inkubation des Infektionsrisikos, schuldig oder unschuldig herauslief.
    »Okay, ich interessiere mich nicht für Ihr Privatleben. Ich will wissen, zu welchem Zeitpunkt Sie Taxi gefahren sind und ob Sie allein waren, das ist alles.«
    »Ich werde mich darüber bei den Behörden beschweren. Das ist eine Zumutung und kaum medizinisch motiviert. Ich werde mich totlachen, wenn es nicht die Vogelgrippe ist. Verdammtes Irrenhaus!« Reine Hammar hatte die Atemschutzmaske auf den Tisch geworfen, war in sein Zimmer gegangen und hatte die Tür hinter sich zugeknallt.
    »Ich sage Ihnen, wenn es nicht die Vogelgrippe ist, werde ich mich auch totlachen. Ich werde so lachen, dass ich kotzen muss!«, hatte Jonatan hinter ihm hergerufen, war aber nicht sicher, ob Hammar das gehört hatte. Etwas später hatte er Hammars Ehefrau am Telefon. Sie war bedeutend gefasster und schien den Ernst der Situation zu begreifen.
    Jonatan wurde von einem weiteren Telefonklingeln aus seinen Gedanken gerissen. Er konzentrierte sich kurz und nahm dann den Hörer ab. Es war Åsa Gahnström. Er atmete auf. Doch dafür gab es keinen Anlass.
    »Nur eine kurze Information. Wir haben ein Problem.«
    »Ein Problem. Okay.« Er versuchte, nicht sarkastisch zu klingen, aber der Unterton entging Åsa Gahnström dennoch nicht.
    »Ich hatte gehofft, dass wenigstens Sie den Ernst der Lage erkennen würden. Das große Problem momentan ist, dass wir viel zu wenig Tamiflu im Bereitschaftslager haben, um eine vorbeugende Behandlung durchführen zu können. Man ist damals an die Öffentlichkeit gegangen und hat gesagt, man habe 100000 Kuren eingekauft, doch ist längst nicht alles davon auch Tamiflu. Nur ein Bruchteil, um genau zu sein. Meine Strategie ist also, die Leute, die Symptome aufweisen, und die, die in Quarantäne sind, mit den Medikamenten zu behandeln, die wir haben, und sie unter minutiöser Kontrolle zu halten.«
    »Aber was hat man dann gekauft?«, fragte er.
    »Der Rest sind antivirale Mittel, die auf die Vogelgrippe keine Wirkung haben. Ich habe mit denjenigen, die für den Einkauf verantwortlich sind, gesprochen. Im letzten Jahr haben sie rein gar nichts einkaufen können. Nichts. Das Geld ist da, aber man hat keine Möglichkeit gehabt, Medikamente einzukaufen.«
    »Wie meinen Sie das?« Jonatan merkte, dass seine Hände einen feuchten Fleck auf der Schreibunterlage hinterlassen hatten. Er zog an dem allzu engen Kragen seines T-Shirts, die Hose klebte am Bein.
    »Die meisten anderen europäischen Länder haben schon mittels einer nicht allzu geringen Summe einen Platz in der Warteschlange abonniert, um Tamiflu zu kaufen. Wir sind ziemlich spät dran. Alles, was wir machen

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