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Das Geheimnis der toten Voegel

Das Geheimnis der toten Voegel

Titel: Das Geheimnis der toten Voegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Jansson
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Medizin, davon verstehe ich nicht mal die Hälfte. Ein Besserwisser, der mit schlauen Worten um sich wirft, Sie wissen schon. Wissen Sie, wie er sich im Internet nennt? Mr. Logik. Unglaublich lächerlich. Mr. Logik! Dann habe ich mir ihren Kalender im Computer angeschaut. Sie hatte einen Massagetermin mit ihm vereinbart, und da war natürlich die Hölle los. Es gibt Grenzen, und ich glaube, dass sie trotz allem respektiert hat, dass ich wütend wurde. Dann war es eine Weile lang ruhig, bis ich merkte, dass unerklärliche ›F‹s in ihrem anderen Kalender aufzutauchen begannen, in dem, den sie in der Tasche hatte. Aber ich habe nichts gesagt. Und jetzt ist sie tot. Scheiße! Wie ist das passiert? Erdrosselt, sagen Sie?«
    »Wir wissen es noch nicht. Die Tür stand offen, sie war nicht aufgebrochen. Wir nehmen an, dass sie jemanden reingelassen haben muss, der sie dann erwürgt hat.«
    »Ist sie vergewaltigt worden?« Seine Stimme versagte.
    »Es ist zu früh, um etwas darüber zu sagen. Es kann ein paar Tage dauern, bis wir das wissen. Was ist denn passiert, nachdem Sie angefangen haben, ihren Kalender zu kontrollieren? Hat sie es rausgekriegt?«
    »Ich fing an nachzuprüfen, ob sie bei der Arbeit war, wenn sie sagte, sie würde dort sein. Das war vor ein paar Monaten. Sie hatte gesagt, dass sie übers Wochenende eine zusätzliche Schicht übernehmen würde. Zwischen zwei meiner nächtlichen Inspektionsrunden kam ich in ihre Abteilung. Es schien, als hätte sie die Wahrheit gesagt, denn ihre Tasche stand im Schwesternzimmer. Aber ich war verrückt vor Eifersucht, wissen Sie …«
    »Ja, ich glaube, ich verstehe, wie es Ihnen ergangen ist.«
    »Also habe ich ihr Handy aus der Tasche geholt und nachgeschaut, wen sie angerufen hatte, und in genau diesem Augenblick kam sie rein. Verstehen Sie? Sie hat gesehen, was ich da machte, und war außer sich vor Wut. Dann hat sie fast eine Woche nicht mit mir geredet. Hat die Passwörter im Computer geändert und hat Handy und Kalender nicht mehr aus den Augen gelassen. Sie wurde immer seltsamer und erzählte nicht mehr, wohin sie ging, wenn sie abends das Haus verließ. Verdammt noch mal, ich wusste nicht mehr, was ich machen sollte, und da habe ich ihr am Ende damit gedroht, dass ich ausziehen würde. Mach das ruhig, sagte sie, ungefähr so interessiert, als hätte ich gesagt, ich wolle zu einem anderen Fernsehsender umschalten. Mach das ruhig.«
    »Und dann sind Sie ausgezogen?«
    »Ja, was hätte ich denn anderes tun sollen? Ich hätte drum betteln können, dass alles wieder gut ist, aber das habe ich nicht fertiggebracht. Und nun ist es zu spät.« Lennie Hellström stand auf und ging wieder zum Kühlschrank. Öffnete die Tür und holte das letzte Bier heraus. »Wie konnte es nur so weit kommen? Ich könnte jetzt einen ordentlichen Whiskey gebrauchen anstelle dieser Bierplörre.«
    Hartman stimmte zu. Es gab Momente im Leben, da brauchte man eine Betäubung, um durchzuhalten. Lennie Hellström setzte sich wieder an den Tisch und fing an, wie ein Kind zu weinen. Hartman legte seine große Hand auf seine Schulter und wartete, bis er fertig geweint hatte. Als er den Kopf hob, war Hartman der Arm steif geworden, und die Finger waren eingeschlafen. Er versuchte, sich nichts anmerken zu lassen.
    »Ist es überhaupt möglich, Frauen zu verstehen?«, fragte Hellström, und Hartman merkte, dass seine Stimme merklich unartikuliert und schleppend geworden war.
    »Der Versuch, Frauen zu verstehen, ist eine Sache, der man durchaus sein ganzes Leben widmen kann«, erwiderte Hartman.
    Es wurde eine Zeitlang still, während sich das Einvernehmen über die Trauer breitete.
    »Eine andere Sache, die ich noch gern besprechen würde, ist, wie Ihre Nachtschicht gestern aussah«, fuhr Hartman fort. Er holte seinen Notizblock heraus und lieh sich einen zerkauten Bleistift vom Fensterbrett.
    »Was denn? Sie glauben doch wohl nicht, dass ich … dass ich Sandra umgebracht habe? Denken Sie das etwa? Dann sagen Sie es gleich!« Hellströms Stimme war voller Zorn, und der Ausbruch, den Hartman zuvor befürchtet hatte, schien jetzt nah.
    »Glauben Sie, dass ich allein hierhergekommen wäre, wenn ich glauben würde, dass Sie sie ermordet hätten, glauben Sie das?« Hartman schämte sich ein wenig über seine Notlüge, aber sie funktionierte. Hellström, der sich schon halb vom Stuhl erhoben hatte, setzte sich wieder, und sein Blick wurde sanfter.
    »Ich habe um neun Uhr angefangen und bin durchs Labor

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