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Das Geheimnis der Totenkiste

Das Geheimnis der Totenkiste

Titel: Das Geheimnis der Totenkiste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ERROL LECALE
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bereits völlig finster, als der Hund mit hängenden Lefzen und am ganzen Leibe zitternd schließlich doch seinen Rufen Folge leistete und zu ihm kam.
    Eli hatte keine Angst vor der Nacht, aber er fand es trotzdem sehr unangenehm, hier mitten im Wald von der Dunkelheit überrascht zu werden. Er war nie zuvor in diesen Teil seines Besitztums gekommen, und er wußte nicht, wie er zurückfinden konnte, da es hier offenbar weder Weg noch Steg gab.
    Erleichtert fiel ihm ein, daß er schließlich einen Führer bei sich hatte, dem es nicht schwerfallen dürfte, nach Hause, zur Burg zu finden.
    »Heim!« befahl er dem Hund. »Heim, Junge…«
    Die Wirkung seiner Worte war verblüffend. Denn wieder winselte der große Hund und schoß erneut in die Dunkelheit davon.
    Was vorher nur ein leichter Ärger gewesen war, wurde nun regelrecht zur Wut, die sich noch erhöhte, als etwas sein Gesicht streifte – etwas, das vielleicht ein fallendes Blatt sein mochte, oder die Fäden eines Spinnennetzes, ja vielleicht sogar ein elastischer Zweig – aber es schien Eli, als habe dieses Etwas ein eigenes Leben, eine eisige Individualität. Seine Hand wischte es zur Seite -und da vermeinte er Flügel zu fühlen.
    Eine Fledermaus, dachte er. Natürlich, was sonst?
    Er stolperte zwischen den Bäumen hindurch und schlug sich auch mehrmals an. Äste zerkratzten sein Gesicht und verfingen sich in seinem Haar. Er knirschte vor Wut mit den Zähnen.
    Plötzlich tauchte aus dem Schatten eine Gestalt auf, deren Umrisse sich nur dadurch abhoben, daß sie noch dunkler waren. Es schien sich um einen hochgewachsenen Mann zu handeln, der etwas gebückt und mit unsicheren Schritten dahertaumelte, als sei er sehr schwach.
    »Sie, Mister«, rief Eli, »haben Sie meinen Hund gesehen?«
    Der Fremde antwortete nicht, kam jedoch näher. Ein scheußlicher Gestank ging von ihm aus, der Eli unwillkürlich die Hand zur Nase heben ließ.
    Ein breitkrempiger altmodischer Hut war tief ins Gesicht gezogen. Eli vermochte nur die Augen des Fremden zu erkennen, die von innen heraus zu glühen schienen.
    »Mein Hund«, begann Eli erneut und mußte erschrocken feststellen, daß seine Stimme versagte und seine Halsmuskeln sich verkrampften…
    Die Augen wurden immer glühender, als der Mann langsam näher trat, als koste jeder Schritt ihn ungeheuere Anstrengung. Der entsetzliche faulige Gestank, der ihm vorausströmte, war fast so lähmend wie seine Augen. Eli spürte, wie die Kraft ihn verließ. Angst tobte in seinen Adern, und er hätte am liebsten gewimmert wie sein Hund und wäre nur zu gern durch das Dickicht davongestürmt. Aber er vermochte sich nicht zu bewegen. Kein einziger Muskel horchte ihm, kaum daß sein Herz noch schlug.
    Dann kam das Schrecklichste, als die dürre Hand des Fremden nach ihm griff, und ein Mund, aus dem der Gestank der Hölle selbst zu dringen schien, sich mit langen spitzen Augenzähnen seiner Kehle näherte.
    Nein, die Einzelheiten waren Eli nicht mehr klar, aber an etwas erinnerte er sich mit absoluter Gewißheit.
    Als er halb bewußtlos zu Boden sank, hatte er ein merkwürdiges Gefühl, das sich durch seinen ganzen Körper ausbreitete. Es war nicht direkt innerer Frieden, aber doch etwas, das dem sehr nahekam. Es war keineswegs ein angenehmes Gefühl, und er kämpfte heftig dagegen an, als ihm langsam die Sinne schwanden. Es war ein Gefühl ähnlich dem, das ein einsamer Wanderer empfinden mochte, dem der klirrende Schnee ins Ohr wispert: »Leg dich nieder. Ich werde dich mit meiner weichen Decke wärmen, und meine sanfte Berührung wird deinen schmerzenden Knochen Linderung bringen.« Doch wenn der Wanderer dieser Verlockung erliegt, stirbt er. Als Eli erwachte, stand der Mond hoch über den Bäumen, und die rauhe Zunge seines Hundes leckte ihm um Verzeihung heischend über das Gesicht.
    Eli versuchte sich zu erinnern, während er sich das Moos und die Blätter und Nadeln des feuchten Bodens vom Anzug bürstete.
    Den ganzen Weg zurück zur Burg zermarterte er sich den Kopf. Was war geschehen? Hatte er wirklich einen Fremden getroffen? War er tatsächlich an einem efeuüberwucherten halbzerfallenen Haus vorbeigekommen und hatte dort eine Eisentür geöffnet?
    Er durchsuchte seine Taschen. Nichts fehlte. Also war der Fremde zumindest kein Räuber gewesen – wenn es diesen Mann überhaupt gegeben hatte.
    Die eiserne Tür – das zerfallene Haus – und die seltsamen beunruhigenden Bilder, die sich vor sein inneres Auge schoben, beschäftigten

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