Das Geheimnis der Totenstadt - Thriller
standen. Unterdessen hatte Maria eine Karaffe in der Hand und goss eine blaue Flüssigkeit in ein Glas.
»Trink, Roberto, das wird dich beruhigen.«
Pancrazzi nahm den Ebenholzkasten wieder an sich.
»Den Kalender brauchen wir nicht mehr, Ihre Todesstunde wissen wir ja.«
Die Stimme durchschnitt den Raum wie ein Messer.
»Das glaube ich nicht! Stellen Sie den Kasten wieder auf den Tisch.«
Angelo Frescobaldi sah entschlossen aus. Er hatte einen Arm um Elenas Hals gelegt, mit der Hand des anderen hielt er ihr einen Revolver gegen die Schläfe. Er gab der Glastür einen Tritt und schob Elena mit Gewalt in das Zimmer.
»Sciutto oder wie du heißt, du Schwein, leg deine Kanone auf den Boden, und tritt sie weg, sonst ist das Mädchen hier tot.«
Der Grauhaarige schaute für ein paar Sekunden zu Pancrazzi hinüber. Der schloss kurz die Augen und nickte. Die Pistole fiel auf den Boden und schlitterte nach seinem Fußtritt über den Boden.
Angelo ließ Elena los.
»Elena, Liebste, würdest du bitte diesen schönen schwarzen Kasten für mich holen?«
Elena lächelte.
»Aber gern doch. Für dich tue ich doch alles!«
Sie ging auf den Tisch zu, doch Robert machte einen Schritt zur Seite und versperrte ihr den Weg.
»Elena, was hat das zu bedeuten?«
Elena lächelte immer noch.
»Es bedeutet, dass du ein Teil unseres Plans warst und dass du trotz deines klugen Kopfes mitgespielt hast. Es stimmt, dass Angelo und ich schon auf der Uni ein Paar waren. Allerdings hat sich daran nie etwas geändert, unsere Trennung war rein geografischer Natur. Ich habe immer gewusst, dass mein Vater einer unglaublichen Sache auf der Spur war. Als Mazzetti, der in dieser Hinsicht absolut genial war, seine auffällige Spur gelegt hat und der amerikanische Geheimdienst aufmerksam geworden war, habe ich Angelo natürlich informiert. Schließlich hat er mitbekommen, dass du, ein alter Bekannter aus der Nachbarschaft, ebenfalls involviert warst. Zu dieser Zeit war er noch in Amerika, weil die hiesige Polizei in den Jahren davor allzu großes Interesse an seiner Person zeigte.
Ich habe in Kürze gemerkt, dass du der Sache schneller als alle anderen auf die Spur gekommen bist, habe Angelo einen Plan vorgeschlagen, und der ging auch auf. Erinnerst du dich an die Schießerei im Hause meines Onkels? Das waren Angelo und seine Männer. Und weil wir dachten, mit den Schriftrollen sei das Rätsel gelöst, habe ich dich danach abserviert.«
Robert blickte sie angestrengt an.
»Aber ihr seid eben doch nicht weitergekommen, und deshalb bist du nach Italien gereist – weil ihr meine Hilfe brauchtet.«
Elena nickte.
»Ich habe dir die schutzlose Unschuld vorgespielt, und du bist darauf hereingefallen. Verzeih mir, Robert, aber jetzt brauchen wir dich ein letztes Mal. Du musst uns zeigen, wie dieses Ding funktioniert.«
Sie hatte schweigend zugehört, doch jetzt schnellte Maria hinter dem Tisch hervor. Ihre grünen Augen blitzten.
»Du Miststück!«
Elena verlor ihr Lächeln und starrte Maria an.
»Das sagst ausgerechnet du – eine Mörderin?«
Maria machte einen Schritt nach vorn, griff dabei in den Gürtel ihrer Jacke und zog einen kurzen, zweischneidigen Dolch.
Angelo stürzte nach vorn und richtete seinen Revolver auf Maria. Er brüllte.
»Bleib stehen, und wirf das weg. Aber ganz schnell, wenn ich bitten darf!«
In dem Durcheinander achtete er für ein paar Sekunden nicht auf den Mann, der sich Sciutto nannte. Der sprang nach vorn und schlug Angelo mit einem gewaltigen Hieb den Revolver aus der Hand. Mit der linken Faust versetzte er ihm einen Haken gegen den Kopf. Angelo stürzte, hielt sich aber an der Jacke seines Gegners fest. Beide Männer gingen zu Boden.
Maria bückte sich, um ihren Dolch aufzuheben, doch Elena stieß ihn mit dem Fuß ein paar Meter weiter.
In diesem Moment hörten sie Pancrazzi schreien:
»Seid ihr alle wahnsinnig geworden? Ihr seid der Beweis, dass ich Recht hatte: Die Menschheit wird nie bereit sein für unser Wissen. Nicht heute, nicht morgen, nicht in tausend Jahren! Ich werde dieser Sache ein Ende bereiten. Voltumna, steh’ mir bei!«
Elena sprang nach vorn und riss den schwarzen Kasten an sich, trat Maria, die sich ihr in den Weg stellte, mit dem Knie in den Bauch und versuchte, über die am Boden kämpfenden Männer hinwegzukommen. Robert stürzte sich in ihre Richtung, als eine wohl bekannte Stimme ihn innehalten ließ.
»Roberto, lauf!«
Wie in Zeitlupe drehte er seinen Kopf zur Tür. Dort
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