Das Geheimnis der Totenstadt - Thriller
verschwand.
»Also, bitte sehr! Das ist allerdings das letzte Mal, dass ich Sie bitten werde!«
Er kam näher. Robert hob die Hand.
»Bleiben Sie stehen. Wenn Sie mich erschießen, ist die Maschine wertlos.«
Der Blonde schüttelte den Kopf und lächelte wieder.
»Das glaube ich nicht. Bisher waren Sie der Wissensträger, jetzt sind Sie nur noch der Träger. Wir haben ganze Hundertschaften von begnadeten Systemanalytikern, die werden das schon herausbekommen. Außerdem will ich nicht Sie erschießen, sondern Ihren kleinen Freund. Sie sind doch ein moralischer Mensch, könnten Sie das mit ansehen?«
Carlo erstarrte. Robert versuchte, ein hartes und unbewegtes Gesicht zu machen.
»Erst erklären Sie mir, was das ›wir‹ bedeutet.«
Der Mann, der sich von Sell genannt hatte, grinste.
»Wir? Nun, wir sorgen dafür, dass die Menschen weltweit besser schlafen können, und wenn wir diese Maschine hätten, könnten wir noch besser schlafen.«
Robert stutzte.
»Das hört sich doch an, wie eine ... wie eine Versicherung?«
Sein Gegenüber machte ein gequältes Gesicht.
»Das klingt so ordinär. Wir sind das weltweit größte Unternehmen für Sicherheit und guten Schlaf. Stellen Sie sich vor, wie wir das vermehrte Wissen über unsere Kunden für uns nutzen könnten. Bessere Bemessungsgrundlagen und kein Risiko mehr. Ist das nicht fantastisch? Und jetzt geben Sie die Maschine her.«
Robert ging ein paar weitere Schritte zurück. Das Ende der Klippe war nur noch einen Meter entfernt.
»Wenn ich sie nicht herausgebe, erschießen Sie meinen Freund. In diesem Moment werfe ich den Kasten ins Meer. Wenn Sie auf mich schießen, lasse ich mich fallen. Sie müssen sich das Gerät also schon selbst holen.«
Der Blonde ging an Carlo vorbei, der mit offenem Mund zuschaute, da er nichts verstand, weil sich die beiden auf Deutsch unterhielten. Allein der Tonfall machte ihm Sorge. Schritt für Schritt näherte sich von Sell mit der Pistole und betrat schließlich die Klippe. Robert wich zurück.
»Roberto, pass auf, die Klippen sind glitschig!«
Mit den Füßen tastend und seinen Gegner nicht aus den Augen lassend, ging Robert Zentimeter um Zentimeter rückwärts auf die Klippe hinaus. Der Blonde stand ihm jetzt rund vier Meter entfernt gegenüber. Tief unter ihnen gähnte der Abgrund, sah er die Wellen gegen die aus dem Wasser ragenden Felsen schlagen.
Dem Deutschen stand der Schweiß auf der Stirn, und die Adern an seinen Schläfen traten hervor.
»Zum letzten Mal, Robert Darling, geben Sie mir das Ding!«
Jetzt war Robert an der äußersten Spitze angekommen. Seine Augen verharrten auf dem blonden Mann, der Schwierigkeiten hatte, die Balance zu halten. Er richtete sich auf und bekam einen spöttischen Zug um den Mund.
»Kein Risiko mehr, sagen Sie? Okay, ich hab’s mir überlegt. Hier – fangen Sie!«
Er nahm den Kasten und warf ihn dem Blonden mit der Pistole zu. Allerdings etwas höher und etwas weiter, als dieser ihn hätte fangen können. Der ließ die Waffe fallen, streckte beide Arme aus und verlor das Gleichgewicht.
Mit einem Schrei stürzte der Mann, der sich Georg von Sell genannt hatte, mit dem schwarzen Kasten in die Tiefe. Robert stand unbewegt auf der Klippe.
*
Mit einem Ruck riss Carlo ihn am Gürtel zurück, sodass beide rückwärts zu Boden gingen.
»Roberto, bist du wahnsinnig? Noch vor wenigen Tagen wurde dir auf einer Leiter schwindelig, jetzt benimmst du dich wie ein Hochseilakrobat ohne Netz.«
Robert stand auf und schaute Carlo Sebaldo an, als wäre er ein Wesen aus einer anderen Welt.
Schweigend gingen sie auf den mit Heide bewachsenen Weg zurück. Schließlich fand Robert seine Worte wieder. Stück für Stück erklärte er Carlo die Zusammenhänge mit dem seltsamen Fremden, den er in Alexandria kennen gelernt hatte.
Carlo schüttelte den Kopf.
»Sei mir nicht böse, amico mio, aber ganz verstehe ich es immer noch nicht. Und dann noch deine waghalsige Kletterpartie! Du hast dich unnötig in Lebensgefahr gebracht. Ich hätte den Kerl doch von hinten niederschlagen können!«
Robert blieb stehen.
»Das glaube ich dir, mein Freund. Aber ich wusste, dass ich heute nicht sterben werde.«
Carlo ging noch zwei Schritte, dann blieb er abrupt stehen.
»Du wusstest es?«
Nur zwei weitere Schritte ging er weiter, dann starrte er Robert mit aufgerissenen Augen an.
»Madonna, du hast mich belogen. Du hast ...«
Er schluckte.
»Die Maschine! Du hast sie doch ausprobiert. Sie hat
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