Das Geheimnis der Totenstadt - Thriller
besprechen. Einkaufslisten mussten abgestimmt und Handwerker bestellt werden, denn in einem der Gästebäder tropfte der Wasserhahn, und beim letzten Gewitter waren zwei Ziegel aus dem Dach des Stallgebäudes herausgefallen.
So verging dann mehr als eine Stunde, bevor Robert sich auf den Weg nach Bagnolo machen konnte. Die Luft war schwül. Ein weiteres Gewitter lag in der Luft.
Obwohl sich dunkle Wolken zusammenschoben, konnte er ungehindert sehen, um was für ein prächtiges Anwesen es sich handelte. Für eine einzelne Person war es tatsächlich deutlich zu groß. Es musste ein Vermögen kosten, alles instand zu halten. Ein seltsamer Typ , dachte Robert, als er auf das Haus zuging. Aber auch ein sehr interessanter.
Der Klingelknopf aus Messing hatte die Form eines Stierkopfes – man musste auf die Nase drücken. Der schrille Ton war auch von außen durch die schwere Eichentür zu hören.
Nichts rührte sich. Robert versuchte es noch einmal. Komisch , dachte er und klingelte noch ein drittes Mal. Aber die Tür blieb verschlossen.
War er vielleicht im Garten?
Er ging um das Hauptgebäude herum. Der ferne Donner des herannahenden Gewitters grummelte in der Luft. Die Anlagen rund um das Haus machten einen gepflegten Eindruck, Mazzetti musste eine ganze Kompanie von Gärtnern beschäftigen.
Hinter dem Haus gab es eine riesige Terrasse, zu der vier Stufen emporführten. Obwohl man sich bemüht hatte, dieselben alten Baumaterialien zu verwenden, sah man, dass sie erst später hinzugefügt worden war. Zwei große, verglaste Flügeltüren führten ins Haus.
Robert stellte sich auf die Terrasse und spähte in den Garten.
»Professore, sind Sie da?«
Keine Antwort. Er stieß eine der Flügeltüren an – sie war fest verschlossen.
Durch das grelle Sonnenlicht wirkten die Türen wie ein Spiegel. In den dahinterliegenden Raum hineinsehen konnte man von hier aus nicht.
Robert schirmte seine Augen ab und drückte die Nase gegen eine der Scheiben. Langsam gewöhnten sich seine Augen an die Lichtverhältnisse.
»Dio mio!«, stieß er hervor.
Die Wände des großen Raumes waren lückenlos mit Bücherregalen zugestellt. Auf der gegenüberliegenden Seite gähnte die Öffnung eines mannshohen Kamins. Zur Linken befanden sich ein großer, schwerer Schreibtisch aus Eichenholz und zwei Sessel mit Rahmen aus demselben Material. Es herrschte völliges Chaos: Berge von Papieren lagen auf dem Fußboden, die Schubladen des Schreibtisches waren herausgezogen, ihr Inhalt verstreut, Bücher aus den Regalen herausgerissen und auf den Boden geworfen. Ein Sessel war umgekippt.
Auf einem Teppich in der Mitte des Raumes lag, reglos und mit dem Rücken zu Robert, Professor Mazzetti. Robert hämmerte mit der Faust gegen das Doppelglas.
»Professore! Ich bin es, Robert Darling. Professore! Hören Sie mich? Sind Sie verletzt?«
Er hielt das rechte Ohr an das Glas und vermeinte, ein schwaches Stöhnen zu hören.
Sein Blick glitt über die Terrasse. Am Rande der Terrasse entdeckte er einen großen Ziegelstein. Mit zwei Sätzen war er dort, griff nach dem Stein und schlug ihn wie einen Hammer mit voller Wucht gegen die Isolierverglasung. Der erste Schlag war wirkungslos, beim zweiten zerplatzte die Scheibe mit einem lauten Knall. Er griff durch das Loch, tastete nach dem Schlüssel und öffnete nach wenigen Sekunden die Tür.
Der Professor gab nur schwache Lebenszeichen von sich. Blut trat aus einem Spalt zwischen den weißen Haaren hervor und breitete sich auf seiner Stirn und an den Schläfen aus. Jemand musste ihm von vorn einen harten Schlag auf den Kopf gegeben haben. Robert kniete sich hin und versuchte, ihn auf den Rücken zu drehen. Erst jetzt bemerkte er, dass er immer noch den Ziegelstein in der Hand hielt. Er legte ihn auf den Teppich. Mazzetti atmete noch schwach und flüsterte etwas.
Robert beugte sich zu ihm hinunter.
»Professore, wer war das? Haben Sie ihn erkannt?«
Mazzetti röchelte.
»Sie müssen es zu Ende führen. Sie müssen ...«
Robert beugte sich noch tiefer.
»Was muss ich zu Ende führen? Professore, was«?
Für Sekunden dachte Robert, dass er tot sei, aber dann öffnete der Alte noch einmal den Mund zu einem schmalen Spalt.
»In der Brieftasche ... der Zettel ... Sie müssen ... bitte ...«
Ein Zittern ging durch seinen Körper, und das letzte bisschen Leben verließ die sterbliche Hülle des Professore Paolo Mazzetti.
Robert starrte ihn an. Ungläubig, dass der Mann, auf dessen Geschichten er sich
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