Das Geheimnis der Totenstadt - Thriller
noch vor wenigen Minuten gefreut hatte, plötzlich tot vor ihm lag.
Dann hörte er in der Ferne eine Polizeisirene. Das Grollen des Gewitterdonners war lauter geworden. Erst jetzt wurde ihm bewusst, in welcher Situation er sich befand. Du hast die Scheibe eingeschlagen, an deinem Anzug ist Blut, überall Fingerabdrücke und Blut auf dem Stein. Und die Brieftasche steckte noch in der Seitentasche seiner Jacke. Wahrscheinlich hatte einer der Nachbarn den Knall der zerberstenden Scheibe gehört und die Polizei gerufen. Wie sollte er die Situation erklären? Wenn dies das Werk eines Profis war, hatte der Handschuhe getragen. Und dann waren nur noch seine und die Fingerabdrücke des Professors zu identifizieren.
Er war schon einmal unschuldig in die Polizeimaschinerie geraten, als er der Amerikanerin Susan, deren Mann hier in der Gegend ermordet worden war, helfen wollte. Das wollte er nicht noch einmal erleben. Man wird dich festhalten, du darfst das Land nicht verlassen. Madonna!
Der Heulton der Sirene kam immer näher. Robert überlegte kurz, zog die Jacke mit den Blutflecken aus, rollte sie zusammen und eilte durch den Garten auf die Straße, wo der Range Rover parkte. Zurückfahren konnte er nicht, die Polizeisirene war jetzt schon ganz nah. Mit aufheulendem Motor fuhr er geradeaus weiter über den unbefestigten Weg, der in eine Art Trampelpfad mündete.
Verdammt, sie werden die Spuren verfolgen!
Aber er hatte Glück. Nur wenige Minuten nach seiner Flucht entlud sich das Gewitter und gipfelte in einem gewaltigen Wolkenbruch, der die unbefestigte Straße und den Trampelpfad in einen reißenden Bach verwandelte und alle Spuren verwischte. Und schließlich gelangte er mit dem Wagen über offenes Gelände wieder unbemerkt auf die Hauptstraße.
2. KAPITEL
D urch die weite, nach vorn gezogene Kapuze lagen die Gesichter tief im Dunkelen. Der Leuchter hinter den Gestalten warf nur spärliches Licht in den Raum. Der Mann saß mit hochgezogenen Schultern in einem Sessel mit einer hohen Lehne aus Eichenholz und beugte sich langsam nach vorn. Die schmale, knochige Hand, die aussah wie eine Vogelkralle, schob sich langsam aus dem weiten Ärmel der schwarzen Kutte und griff nach einem der Papiere, die auf dem Tisch vor ihm lagen. Feuchte Kälte stand im Raum. Die beiden Gestalten, die im Abstand von einem halben Meter vor dem Tisch standen, bewegten sich nicht. Beide trugen die gleichen schwarzen Kutten, die mit einer Kordel um die Taille zugeschnürt waren. Sie hatten die Hände gefaltet, die Köpfe gesenkt, bereit zu hören, was der Alte ihnen zu sagen hatte.
»Es ist wieder so weit«, ließ er seine knarrende Stimme hören, »er wird kommen.«
Einer der Stehenden räusperte sich. »Aber die anderen haben wir doch auch immer aufhalten können!«
Der Alte schnitt ihm das Wort ab. »Dieser ist anders.«
»Das können wir verhindern«, sagte der andere Kuttenträger.
»Wie willst du das machen?«
»Indem wir ihn beseitigen!«
»Fällt euch außer Beseitigen nichts ein?«, bellte der Alte los.
»Ich bitte um Vergebung«, erwiderte der erste leicht trotzig.
Der Alte war in seinem Sessel zusammengesunken. Mit seiner knochigen Hand machte er eine abweisende Bewegung.
»Geht jetzt und haltet den Lauf der Dinge auf. Wir wollen die Welt nicht verändern. Wir wollen sie bewahren. Die Welt ist noch nicht so weit.«
Er richtete sich wieder kerzengerade auf.
»Und zwar sofort!«
Die Besucher verneigten sich, drehten sich um und verließen mit schnellen Schritten den Raum.
*
Robert saß an seinem Schreibtisch und merkte, wie sehr er immer noch unter Spannung stand. Für einen Augenblick hatte er erwogen, nicht nach Hause zurückzukehren, sondern irgendwo in einem Hotel zu übernachten. Aber er hatte das wieder verworfen, der Verdacht gegen ihn wäre im Zweifelsfall noch verstärkt worden. Er überlegte.
Hat dich jemand beobachtet? Das kann eigentlich nicht sein. Die dichte Bepflanzung des Grundstücks macht das unmöglich. Und wenn dich jemand gesehen hat, wäre die Polizei dann nicht längst hier?
Seit er die Villa verlassen hatte, waren mehr als fünf Stunden vergangen.
Es blieb alles ruhig, und langsam entspannte er sich.
Er ging in die Küche, nahm eines der bauchigen Gläser aus dem Schrank und goss sich ein Glas »Rosso di Toscana« ein. Mit dem Rotweinglas ging er zurück an seinen Arbeitsplatz.
Was hatte der Professore gesagt? Der Zettel in der Brieftasche?
Er nahm das schwarze Leder-Portemonnaie, klappte es
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