Das Geheimnis der versteinerten Traeume
Münchener Drusentor schilderte Leo die Flucht aus Salem und die nachfolgenden Ereignisse. Dass Robert Zaki der Herrscher von Illúsion war, überraschte den Lehrer. Am Ende des Berichts schwieg er für längere Zeit, um das Gehörte zu verdauen. Die Nachricht von Orlas Tod hatte ihn besonders mitgenommen.
»Sie sind kein Illúsier, stimmt’s«, fragte Leo irgendwann. Memmingen lag schon einige Minuten hinter ihnen. Er beobachtete Okumus aus den Augenwinkeln.
»Wie kommst du darauf ?«
»Weil Orla es sonst gerochen hätte. Ebenso bei Durs Huber.«
Er nickte. »Das ist richtig. Weder sie noch Zuls Wächter wussten, dass ich über sie wache.«
»Wie kam es, dass Sie in den Unsichtbaren Kreis aufgenommen wurden?«
»Kretis hat das Reich der ungeträumten Träume wieder mit der übrigen Menschenwelt vereinen wollen. Dazu brauchte er Verbündete. Ich bin einer von ihnen, seit vielen Jahren schon.«
»Und wo haben Sie so kämpfen gelernt?«
»Kannst du dir das nicht denken?«
»Ich bin ja kein Experte, aber die Art, wie Sie das Schwert führen, hat mich an Orla erinnert. Schätze mal, Sie haben beide denselben Lehrer gehabt.«
»Das ist richtig.«
»Idiot!«
»Wie bitte?«
»Entschuldigen Sie, ich meinte mich . Mir hätte schon in Tirza auffallen müssen, dass Sie und der gute Dalmud sich kennen. Er sprach von einem treuen Gefährten aus meiner Welt, der ihm erklärt habe, dass man im Deutschen ein Gefäß zum Schöpfen einen ›Schöpfer‹ nennt. Genau das Gleiche haben Sie mir am Morgen nach meiner Bodenseeüberquerung erzählt.«
»Ich erinnere mich.«
»Warum haben Sie sich mir gegenüber nicht früher zu erkennen gegeben? Orla dachte, Sie spionieren für Refi Zul, so, wie Sie ständig durchs Schloss geschlichen sind.«
»Und du?«
»Anfangs hab ich ihre Geschichte nicht ernst genommen und Sie nur für einen blasierten Kotzbrocken gehalten.«
Okumus grinste. »Ich weiß deine Ehrlichkeit zu schätzen. Mir ging es übrigens ähnlich. Ich habe deine unglaubliche Begabung gesehen, wusste aber nicht, auf welcher Seite du stehst. Du hättest ein Spion des illúsischen Königs sein können. Deshalb hatte ich Mark Schröder gebeten, ein Auge auf dich zu haben.«
»Schröder gehört zu Ihnen? «, japste Leo.
Der Lehrer lächelte gequält. »Bis du kamst, war er der begabteste Traumschmied in Salem. Hoffentlich hat wenigstens er den Einsturz des Kristalldoms von Rapa Nui überlebt. Mark ist im Grunde ein guter Kerl, nur leider manchmal zu sehr von sich überzeugt.«
»Er hat versucht mein Gehirn zu grillen, unten in der High-Tech-Folterkammer.«
»Das glaube ich nicht. Abgesehen von ihm und mir haben auch Dabelstein und Huber Zugang zum Traumlabor gehabt. Den Direktor halte ich für ein Opfer von Zuls Intrigen, nicht für einen Täter. Bleibt noch der Hausmeister. Er könnte die Spannungen zwischen dir und Mark ausgenutzt haben. Würde mich nicht wundern, wenn er von seinem Nachschlüssel wusste und die Apparate manipuliert hat.«
Durch die Schilderungen des Vertrauenslehrers ergab manche Merkwürdigkeit plötzlich einen Sinn. Schröder musste vor Benno das Traumtor durchschritten haben und nicht, wie dieser behauptet hatte, nach ihm. Möglicherweise hatte er bei einer früheren Gelegenheit dessen Vogel-Augen-Amulett gesehen und hielt ihn für eine Gefahr. Zurecht. Deshalb hatte sein Eismonstrum bei der Furt auch den Rotschopf angegriffen. Leo schüttelte den Kopf. »Der Gedanke, dass Mark nur mein Bestes wollte, ist ziemlich gewöhnungsbedürftig.«
»Oh, es ist durchaus so, dass er dir schon mal die Krätze an den Hals gewünscht hat. Ich kam mir bei euch beiden manchmal wie ein Dompteur im Löwenkäfig vor.«
»Na toll!«
»Es war vorauszusehen, dass er auf einen Rivalen eifersüchtig reagieren würde. Zumal er wohl in Orla verknallt ist und es mir so vorkam, als habe sie Gefallen an dir gefunden.«
Leo schloss die Augen. Fang ja nicht an zu flennen!
»Geht es dir gut?«, fragte Okumus besorgt.
»Nein.«
»Willst du wissen, warum ich in der Brauerei aufgekreuzt bin?«
Leo nickte. Er merkte, dass der Lehrer ihn nur von seinem Kummer ablenken wollte.
»Die Berichte über die Gefährlichkeit der DreamCaps und das Verschwinden von euch vier haben eine Menge Staub aufgewirbelt. Fast im Minutentakt rufen besorgte Eltern im Internat an oder kommen gleich persönlich vorbei, um ihre Kinder abzuholen. Übrigens hat sich dein Vater ebenfalls nach dir erkundigt.«
»Das gibt’s nicht! Hätte
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