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Das Geheimnis der versteinerten Traeume

Das Geheimnis der versteinerten Traeume

Titel: Das Geheimnis der versteinerten Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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ihn der Plüsch in das mehr als einhundertdreißig Jahre alte Kaffeehaus. Sie hatte es Doktor Dabelstein empfohlen, weil sie seinen Geschmack ähnlich einschätzte.
    So falsch lag sie mit ihrer Menschenkenntnis wohl nicht, denn als sie dem Internatsleiter die Nusstorte empfahl, begannen seine dunklen Augen begeistert zu leuchten. Sie bestellte sich Bienenstich und Leo nahm das Erdbeer-Baisér mit Vanille-Creme und Schlagobers. Anschließend knüpfte seine Mutter an das unterbrochene Gespräch an.
    »Sie erwähnten vorhin eine ›besondere Einrichtung‹, in der man Leos Talente fördern könne. Was genau darf ich mir darunter vorstellen?«
    Er öffnete die Hände über dem blütenweißen Tischtuch. »Sicher haben Sie die Adresse auf meiner Karte gesehen. Ich möchte ihn einladen, unser Internat auf Schloss Salem zu besuchen. Die Traumakademie.«
    »Traumakademie?«, echote Leo.

    Dabelstein nickte. »Eine private Stiftung von Robert Zaki. Ich weiß nicht, ob Sie schon von ihm gehört haben. Er lebt sehr zurückgezogen.«
    »Gilt er nicht als einer der vermögendsten Männer der Welt?
    »Richtig. Manche behaupten sogar, er sei der reichste von allen. Sein Firmenimperium umspannt den gesamten Globus. Die meisten seiner Unternehmen sind auf revolutionäre technologische Produkte spezialisiert.«
    »So wie YourDream«, warf Leo ein.
    »Da erwähnst du gleich das jüngste und, wie nicht wenige sagen, erfolgreichste Kind von RZ Enterprises«, pflichtete ihm Dabelstein bei. »YourDream hat seinen Sitz in München.«
    »Die Traumfabrik«, sagte Leo eifrig nickend. So nannten sie die begeisterten Fans der Firma. Schlafen war gestern, heute ist YourDream, lautete der bekannteste Slogan des stark expandierenden Unternehmens.
    »Ich habe meinem Sohn verboten, die künstlichen Träume auszuprobieren«, betonte Severina ernst.
    Sehr zu Leos Bedauern. Einige seiner Klassenkameraden schwärmten vom YD-Abonnement, das für wenig Geld maximalen Spaß versprach. Damit konnte man sich auf dem Internetportal der Traumfabrik einen individualisierten Traum zusammenklicken. Der Server stellte aus hochgeladenen persönlichen Bildern der Kunden automatisch »Skins« her und legte sie über die vorgefertigten Traumbausteine. Nach einer kurzen Kompilierungszeit lud man sich den Traum aus dem Web in die DreamCap herunter. Das war eine bequeme Schlafmütze, die mittels sogenannter Induktoren gezielt die Gehirnaktivitäten stimulierte. Premiumkunden konnten zwei Mal im Monat ganz spezielle Traumwünsche an YD schicken und erhielten eine Maßanfertigung. In solchen Designerträumen war alles möglich.
    Wenn stimmte, was Leos Schulfreunde erzählten, dann waren die Träume von YD aufregender und wirklichkeitsnäher als die virtuellen Realitäten der besten Computerspiele. Der Clou sei, dass man in ihnen mehrtägige Abenteuer erlebte, während man vielleicht nur eine Stunde schlief. Danach, so versprach die Werbung, wache man erfrischt auf und könne sich um seine Karriere kümmern oder um andere Beschäftigungen. So kamen die Kunden von YourDream dem sprichwörtlichen Vierundzwanzigstundentag greifbar nahe.
    »Ich habe Eltern kennengelernt«, sagte Doktor Dabelstein, »die kontrollieren weder, auf welchen Websites sich ihre Kinder im Internet herumtreiben, noch beschränken sie den Umgang mit Computerspielen. Ihre kritische Haltung finde ich äußerst lobenswert, Frau Leonidas. Was YourDream anbelangt, kann ich Sie beruhigen. Die Designerträume sind eigentlich ein Abfallprodukt der medizinischen Forschung von RZ Enterprises. Ehrlich gesagt habe ich auch keine allzu große Meinung von vorgefertigten Träumen. Den Einsatz zu therapeutischen Zwecken dagegen befürworte ich als Psychologe voll und ganz. Wir haben schon Hunderten von Traumapatienten geholfen, Kindern aus Kriegsgebieten etwa oder Missbrauchsopfern …«
    Die Bedienung brachte das Gebäck sowie Kaffee, Tee und Cola.
    Severina beugte sich vor und senkte die Stimme. »Aber neulich stand im Abendblatt etwas von Todesfällen bei Träumern? Kunden von YourDream, meine ich. Ich habe gelesen, sie hätten die gleichen Symptome gezeigt, wie Menschen mit Burn-out-Syndrom. Der Artikel zitierte Experten, die Designerträume für gefährlich halten. Mein Mann und ich haben Leo streng verboten, damit herumzuspielen.«
    »Ich bin auch Experte«, erklärte Dabelstein unaufgeregt. »Und
zwar kein selbst ernannter wie diese Leute, die sich bei jeder Gelegenheit in die Medien drängen. Ich habe meinen

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