Das Geheimnis der Wunderkinder
Richter, »nun laß mich einiges dazu sagen, bevor wir auf den Hauptpunkt zurückkommen. James, es gibt keine andere Möglichkeit, diese Maschine der Öffentlichkeit zugänglich zu machen als durch die Hände einer fähigen Regierungsvertretung. Wenn du versuchst, als einzelner an die Öffentlichkeit heranzutreten, wirst du damit nur ein großes Durcheinander schaffen, das habe ich dir schon einmal gesagt. Man wird dich mit Bitten und Drohungen überschwemmen. Die Reaktionäre werden schreien, daß wir zu rasch vorwärtsgehen, die Progressiven, daß wir zu langsam sind. Lehrerorganisationen werden behaupten, daß wir Lehrer um ihre Stellungen bringen, und unbedeutende kleine Politiker werden versuchen, ihren Nutzen daraus zu ziehen. Fange nur mit einer eigenen Gesellschaft an – und innerhalb einer Woche wird irgendeine Werbeagentur dir mehrere Millionen Dollar anbieten für die Erlaubnis, die Leute davon zu überzeugen, daß Hickory-Chickory Kaffee der einzige Kaffee ist, den sie trinken können, ohne Bauchweh, schlaflose Nächte, flatternde Nerven, Plattfüße und was weiß ich noch zu bekommen. Veröffentliche es nur, und am nächsten Tag wirst du so viele ausländische Spione um dich herum haben, daß du ein Stadion mieten müßtest, um sie alle unterzubringen. Du würdest den größten Krieg heraufbeschwören, den dieser Planet je gesehen hat, und der noch lange weitergehen wird, nachdem du umgebracht worden und das Geheimnis deines Vaters verlorengegangen ist – und wenn die Radioaktivität auf der Erde nachgelassen hat, wird eine neue Rasse entstehen, die sie wiederschöpfen wird. Und glaube ja nicht, daß dein Geheimnis nicht von entschlossenen Wissenschaftlern, die wissen, daß es einen Holdenschen Elektromechanischen Erzieher gegeben hat, wiederentdeckt werden kann.«
»Und wie beabsichtigen Sie, diesen Krieg zu verhindern?«
»Indem wir das Geheimnis so bald wie möglich bekanntgeben, und die anderen Völker die Maschine bauen und so verwenden lassen, wie sie es für richtig halten. Und das bringt uns wieder zu James Quincy Holden, Martha Bagley und der unmittelbaren Zukunft zurück.«
»Oh?«
»Ja, James. Sage mir ehrlich, wann du zuerst glaubtest, imstande zu sein, dein eigenes Leben zu meistern?«
»Hm, wenn ich mich recht erinnere, als ich so fünf oder sechs Jahre war.«
»Was denkst du heute über jene Tage?«
James zuckte die Schultern. »Ich bin durchgekommen.«
»Aber nicht sehr gut, wie?«
»Nein, aber ich war gehandikapt, das wissen Sie ja. Ich mußte mich verstecken.«
»Und jetzt?«
»Nun, wenn ich durch Gerichtsbeschluß für mündig erklärt worden wäre, brauchte ich mich nicht mehr zu verstecken.«
»Glaubst du, daß du nun alles weißt, was du brauchst, um in der Welt der Erwachsenen bestehen zu können?«
»Niemand lernt aus«, parierte James. »Ich glaube, ich weiß genug, um einen Anfang zu machen.«
»James, gleichgültig, was du sagst, es gibt etwas sehr Wichtiges und Unangreifbares, das mit ›Urteilsvermögen‹ bezeichnet wird. Du besitzt es teilweise, aber bei weitem nicht genug davon. Du hast die Gesetze über Alter und Rechte studiert, James, aber du hast einige übersehen, weil du nur nach Beweisstücken zu deinen Gunsten gesucht hast. Erstens, um in den Kongreß gewählt zu werden, muß ein Mann mindestens fünfundzwanzig Jahre alt sein. Um Senator zu werden, muß er wenigstens dreißig, um Präsident zu werden, zumindest fünfunddreißig Jahre alt sein. Hast du dir schon einmal überlegt, warum die Väter der Verfassung der Vereinigten Staaten diese Beschränkungen auferlegt haben?«
»Nun, ich nehme an, es hatte etwas mit dem Urteilsvermögen zu tun«, antwortete James widerstrebend.
»Damit und mit Erfahrung. Erfahrung mit Menschen, die Erkenntnis, daß jede Sache zwei Seiten hat und man ein Problem nie nur vom eigenen rein persönlichen Standpunkt aus betrachten noch erwarten darf, daß es zur eigenen Zufriedenheit oder persönlichem Nutzen gelöst wird. Nun wollen wir uns einmal James Quincy Holden betrachten und sehen, wo es ihm an der nötigen Erfahrung fehlt.«
»Ja, sagen Sie mir das«, entgegnete James verdrossen.
»Die Absicht habe ich. Wir wollen damit anfangen, daß du ein Meter fünfzig groß bist, hundertunddrei Pfund wiegst und gerade etwas über vierzehn Jahre alt bist. Ich nehme an, daß du weißt, daß du noch eine weitere Wachstumsperiode vor dir hast. In den nächsten zwei Jahren wirst du wahrscheinlich noch etwa dreißig Zentimeter
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