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Das Geheimnis Des Amuletts

Das Geheimnis Des Amuletts

Titel: Das Geheimnis Des Amuletts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Shields
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hell, fließt süß; entflammt unsere Herzen und löscht unseren Durst nach dem, was recht und wahr ist.« Ein Kreis sanfter Flammen flackerte und leuchtete am Rand des Teiches, trieb auf dem Wasser und spiegelte sich in seinen glasigen Tiefen.
    »Danke.« Helen drückte unsere Hände und sah uns plötzlich geradeheraus an. »Was immer passiert, ich möchte, dass ihr wisst …« Sie unterbrach sich, dann kämpfte sie darum, doch zu sagen, was ihr auf der Zunge lag. »Wenn die Dinge sich ändern und ich weggehen muss …«
    »Was ist los, Helen?«, fragte Sarah sanft. »Was versuchst du uns zu sagen?«
    »Nichts.« Helen umarmte uns beide nacheinander, und dann ließ sie uns los. Tränen schimmerten in ihren Augen, aber sie lächelte und sagte: »Was habe ich immer gesagt? Alles wird gut werden. Ich glaube das jetzt wirklich, auch wenn ich nicht alles von dem, was passieren wird, erkennen kann. Machen wir einfach weiter.«
    Sie hob die Arme und sagte: »Ich beschwöre die Welt dessen, was hätte sein können. Ich bin die Hüterin des Siegels. Lasst die frühere Hüterin aus dem Kreis der Zeit zu mir kommen und zurücknehmen, was ihr gehört.« Sie beugte sich über das Wasser und griff nach der Eisenglocke, um sie sanft zu läuten. Ein hallendes Geräusch erklang, wie die Erinnerung an ein Lied. Dann löste Helen das Siegel von ihrer Kleidung und hielt es über den Teich. »Ich opfere diesen Schlüssel, um die Tür der Zeit zu öffnen.«
    Helen ließ die goldene Brosche aus ihrer Hand gleiten, und sie fiel ins Wasser, erzeugte Wellen, die sich immer weiter ausbreiteten. Das Geräusch der Glocke wurde lauter und beharrlicher. Ein Nadelstich aus Licht schien weit über uns zu sein, unmöglich weit weg am obersten Punkt des tiefen Ortes, an dem wir uns befanden, und dann sahen wir die Spiegelung des Mondes im Teich. Er nahm vor unseren Augen etliche Male zu und ab, und die Blätter, die Sarah verteilt hatte, als sie im Kreis herumgegangen war, verwelkten und wurden zu Staub.
    Eine Gestalt begann sich aus der Tiefe des Teiches und den geheimen Kreisen der Zeit herauszuschälen. Sie schien zuerst aus Nebeln und Schatten zu bestehen, aber dann wirbelten die Nebel, und wir sahen, dass eine Frau auf dem Wasser stand, gleich unter dem Bogen. Es war Celia Hartle, aber so, wie ich sie noch nie zuvor gesehen hatte. Sie war jung und hübsch, und ihre dunklen Augen strahlten voller Intelligenz und Neugier. Und da war noch etwas an ihr – ein rascher, lebhafter Hunger, der sie mit einem inneren Licht zu erfüllen schien. Sie hielt das Siegel und blickte es verwundert an, während sie es in den Händen herumdrehte.
    »Du hast mir viele seltsame Dinge gezeigt«, murmelte sie, als würde sie mit dem Siegel sprechen. »Ist dies eine weitere Vision, die mich dazu verführen soll, für dich alles aufzugeben, was ich jemals erfahren habe?«
    Helen sank auf die Knie. »Hör mir zu«, bat sie. »Ich bin die Tochter, die du niemals haben wirst, wenn du dem Siegel und deiner wahren Bestimmung folgst. Wenn du diese Gabe zurückweist, wirst du leiden, und auch die Welt wird leiden. Du bist dazu ausersehen, groß zu sein, erhaben und rein und edel, eine Hüterin des Siegels. Kehre dem Leben, wie du es gekannt hast, den Rücken, und folge deiner Bestimmung!«
    Die junge Celia sah Helen verwundert an. »Aber man hat mir gesagt, wenn ich das tue, würde ich alle Hoffnung auf das Glück dieser Welt aufgeben. Liebe, Ehe. Kinder und die gewöhnlichen Wunder. Und du … du würdest meine Tochter sein?« Dann huschte ein Schatten über ihr Gesicht. »Wenn ich das Siegel annehme, wirst du nicht geboren werden.«
    »Ich weiß. Ich bin bereit, zu einem Hätte-Sein-Können zu werden. Ich bin bereit, alles aufzugeben, sogar meine Existenz, damit du Licht und nicht Dunkelheit in die wartende Welt bringst.«
    »Helen!«, keuchte Sarah. »Nein – das kannst du nicht tun.«
    »Ich kann es, und ich werde es tun. Es ist der einzige Weg, wie ich all den Schmerz und die Gefahr aufhalten kann.« Helen lächelte, und in ihren Augen war nur ein Hauch von Traurigkeit. »Ich habe niemals richtig ins Leben hineingepasst, oder? Auf diese Weise wird alles, was ich hätte sein können oder hätte tun können, vergessen sein, wie ein Traum. Und wenn es jemals jemand anderen gegeben hätte … wenn er nicht … nun, er wird sich nicht erinnern.« Sie holte tief Luft. »Er wird unter meinem Verlust nicht leiden. Niemand wird sich an mich erinnern. Niemand wird trauern. Alles

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