Das Geheimnis Des Amuletts
Macht sich erhob und deren Übel ausrottete. Dieser Dunkle König hätte Sebastian fast in sein Reich gezerrt, und jetzt hungerte er nach weiteren Seelen, die ihm als Dämonen und Sklaven dienen sollten. Ich hatte das Gefühl, ohnmächtig zu werden – er war gekommen, um uns alle zu holen. Es war vorbei, wir hatten verloren …
Seine Stimme tönte voll und trocken wie ein Todesrasseln, als er mit der Priesterin sprach. »Vollende mein Werk«, befahl er. »Verbreite mein Königreich.« Sie ließ ihre Peitsche wieder knallen, und hunderte von winzigen Pfeilen aus schwarzem Feuer fielen auf die erschreckte Menge, stachen und piekten sie wie eine Mückenplage. Dann wurde alles still. Die Flammen und der Rauch verzogen sich in die Nacht und verschwanden. Der König der Dunkelheit kehrte in die Schatten zurück. Es gab keine Schreie mehr und keine Kämpfe. Niemand weinte mehr, alles war ruhig.
Sämtliche Schülerinnen und Lehrerinnen saßen in ordentlichen Reihen da und starrten mit ausdruckslosen, gelassenen Mienen vor sich hin. Nur diejenigen Frauen, die sich offen als Mitglieder des Hexenzirkels offenbart hatten, schwärmten jetzt um die Priesterin herum, die lauthals jubilierte.
»Siehst du, Helen, was ich alles tun kann!«, rief sie. »Sie gehören alle mir, sie sind unter meiner Kontrolle. Sie gehören ebenso der Priesterin wie du, und zwar schon bald!«
Ich lief nach vorn und packte Evie am Arm, schüttelte sie verzweifelt, um sie aufzuwecken, aber sie antwortete nicht. Sie sah mich einfach nur mit leeren Augen an. Ich wich entsetzt einen Schritt zurück. »Sarah!«, rief ich, »hilf mir!«
Sarah wandte mir ihren Blick zu und sagte mit tonloser, hypnotisierter Stimme: »Helen, Liebes, was ist los? Du siehst ziemlich unelegant aus. Beruhige dich. Vergiss nicht, du bist eine Lady – du bist in Wyldcliffe.«
»Das ist alles, was sie jetzt noch sind, vollkommene junge Ladys, die keinen Gedanken an sich selbst verschwenden«, prahlte die Priesterin. »Und sie werden noch mehr zu erdulden haben, wenn du mir nicht gehorchst.«
Ich sah mich hektisch um und fand überall vertraute Gesichter – Camilla, Jane, Alice, die Gruppe von kleinen Mädchen, die immer noch ihre Violinen festhielten, Celeste und Sophie und sogar Velvet, und alle hatten den gleichen leeren, vollkommenen und nichtssagenden Gesichtsausdruck. »Was … was meinst du damit?«, stammelte ich.
»Dies ist nur der erste Schritt. Morgen werde ich sie alle in Gebundene Seelen verwandeln und ihnen ihre Jugend und Kraft nehmen und mich davon ernähren. Sie werden ewige Sklaven werden, eine Opfergabe an den Ewigen König. Was könnte besser sein? Und meine Schwestern und mein treuer Freund werden mir helfen.« Sie drehte sich um und nickte dem kriecherischen Haufen des Hexenzirkels und Dr. Franzen zu, der ein bisschen abseits stand.
»Sie!«, keuchte ich. »Sie haben mit alldem zu tun! Aber wie? Das verstehe ich nicht!«
»Dabei hast du doch sonst eine so rasche Auffassungs- und Kombinationsgabe, Helen«, sagte Dr. Franzen mit einer verächtlichen, spöttischen Verbeugung. »Aber ich werde dir die Mühe ersparen, alles selbst zusammenzusetzen. Behalte deine Energie für die Aufgabe, die wir für dich ausersehen haben. Weißt du«, sprach er mit einem grausamen Unterton weiter, »deine Mutter hat sich nie etwas aus deinem Vater gemacht. Er war ein schwacher, langweiliger Mann, der nicht über sein gewöhnliches Leben hinaussehen konnte, wie all die anderen Millionen gewöhnlicher, wertloser Menschen. Aber deine Mutter und ich waren uns ähnlich. Wir haben nach Höherem gestrebt. Sie und ich sind schließlich ein Paar geworden, wenn es auch nicht die Liebe war, die uns zueinander hingezogen hat. Es war unser Verlangen danach, die verbotenen Künste kennenzulernen.« Er kam näher, und ich fing an zu zittern. »Ich habe die Menschheit lange und ausgiebig studiert, und ich bin ein sehr bekannter Arzt und psychologischer Experte geworden, aber meine wahren Studien waren sehr viel tiefgründiger und schrecklicher. Denn mich haben vor allem die dunkelsten Geheimnisse der Menschheit fasziniert. Ich habe entdeckt, dass bestimmte mutige Individuen wie die Unbesiegten Lords im Laufe der Jahrhunderte gelernt haben, ihr Schicksal zu steuern und sich über die gewöhnliche Masse zu erheben, und zwar mit Hilfe von uralter, mächtiger Zauberei. Ich nahm mir vor, zu werden wie sie – und der größte Zauberer unseres Jahrhunderts. Und ich war erfolgreich.
Ach, Helen«,
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