Das Geheimnis Des Amuletts

die Krone schimmerten hindurch und gaben mir Hoffnung.
    »Ich weiß, dass der Talisman der Schlüssel zu Feuer und Wasser ist«, sprach sie weiter. »Und die Krone beschwört den schweren Geist der Erde. Das Siegel hat mir gehört und wird wieder mir gehören. Wenn du diese Geheimnisse für mich öffnest, verspreche ich dir sogar, dass ich weit von Wyldcliffe weggehen und meine Kräfte woanders benutzen werde, dass ich dich und diese anderen dummen Mädchen hier in Frieden lassen werde. Verstehst du, ich bin nicht so gierig, wie du denkst, Helen. Ich will nicht die ganze Erde erobern, nur ein kleines Stück davon. Also tu, was ich sage, und verrate mir das Geheimnis der Schlüssel!«
    Wie konnte ich das, wenn ich es doch nicht einmal selbst kannte? Alles, was wir bisher getan hatten, war unseren Herzen entsprungen, als wir dem Mystischen Weg folgten, und nicht irgendeiner komplizierten Überlieferung. Und dann kehrte alles zu mir zurück – alles, was ich tief in meinem Herzen wusste, blitzte vor meinen Augen auf und hallte in meinem Geist wider: die Botschaft von Miss Scratton – Er öffnet jede Tür – und ich hörte Agnes wieder sanft sprechen, Öffne dein Herz, lerne zu lieben – und ich sah Lynton die Türen zum Ballsaal öffnen und mir seine Hand reichen. Die Erde schien sich unter meinen Füßen zu drehen, und ich hörte seine Stimme: Es ist, als würde die ganze Welt nur für uns singen und uns ihre Geheimnisse verraten – und ich sah sein Gesicht, wie es mich anlächelte, schmal und sanft und vollkommen, in einem inneren Licht leuchtend. Und schließlich wusste ich es – ich wusste es! Es gibt verschiedene Arten von Schlüsseln … viele Arten der Liebe … die Liebe, die über die Grenzen dieser Welt hinaus Bestand hat. Bist du bereit dafür, Helen?
    Und ja, ich war bereit. Ich wusste alles, und die Antwort war so leicht. Ich fing an, leise zu lachen. »Es ist die Liebe«, sagte ich. »Alles, was wir getan haben, geschah aus Liebe. Der Talisman, die Krone, das Siegel – sie antworten nur auf Liebe, und daher wirst du nie in der Lage sein, sie zu berühren, ohne zerstört zu werden. Das ist der Schlüssel, den du niemals wirst benutzen können, die Tür, durch die du niemals gehen wirst – weil du dich geweigert hast zu lieben.«
    Tränen der Verwunderung liefen mir über das Gesicht. Ich hatte das Geheimnis der Schlüssel die ganze Zeit gekannt. Es war ganz nah gewesen, genau wie Miss Scratton gesagt hatte. Wir mussten uns nur umsehen und konnten die Liebe, die wir füreinander empfanden, in unseren Augen widergespiegelt sehen, in unserer geheimen Schwesternschaft, in der Liebe von Josh und Cal zu Evie und Sarah, und selbst in Sebastians unglücklichen Leidenschaften – es war ein großes Netz aus Liebe, das uns zusammenhielt.
    Ich war nicht allein. Dies zu glauben war mein großer Fehler gewesen. Ich konnte gar nicht mehr allein sein, ich war Teil einer ewigen Schwesternschaft. Wie hatte ich das vergessen können? Ich hätte mich an meine Schwestern wenden sollen, um mir von ihnen helfen zu lassen, nicht an die Schatten der Vergangenheit, indem ich der Erinnerung an den Wanderer nachjagte und mich nach der Liebe sehnte, die meine Mutter mir nie hatte geben können.
    Statt meine Geheimnisse in meinem Herzen zu verschließen und zu versuchen, mit allem allein fertig zu werden, hätte ich mit Evie und Sarah sprechen sollen. Ich hätte ihnen erzählen sollen, was ich tun wollte und wohin meine Träume mich führten. Ich hätte ihnen von Lynton erzählen sollen. Wir waren zu einem bestimmten Zweck miteinander verbunden – um einander zu lieben und zu helfen und zu unterstützen –, und ich hatte all das beiseitegeschoben.
    »Oh, du hältst dich für so schlau, Helen«, sagte die Priesterin mit gefährlich leiser Stimme. »Du verhöhnst mich wieder mit diesem Wort. Vielleicht hast du Recht. Vielleicht gibt es Dinge in der sentimentalen Welt, die du bewohnst, die ich nicht verstehe. Aber eines verstehe ich: dass deine Freunde in meiner Gewalt sind und dass du alles für sie tun würdest, nicht wahr? Also tu dies, Helen. Finde bis morgen Nacht einen Weg, mir die Macht der Schlüssel zu übergeben, sonst werden sie zu Gebundenen Seelen wie Laura. Nur werde ich nicht so nett zu ihnen sein, wie ich zu Laura war. Sie werden sich wünschen, niemals geboren worden zu sein. Sie werden um den Tod betteln, und er wird niemals kommen.«
    Sie klatschte in die Hände, und die ausdruckslose Miene auf den Gesichtern