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Das Geheimnis Des Amuletts

Das Geheimnis Des Amuletts

Titel: Das Geheimnis Des Amuletts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Shields
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anderem sehnten. Ich erhaschte einen Blick auf Velvet. Sie brüstete sich mit dem Martyrium ihrer nächtlichen Strafe und erklärte, sie rechne damit, dass ihr Vater schon bald kommen und sie von hier wegholen würde. Ich hoffte, dass sie Recht hatte. Jetzt, da die Priesterin zurück war, hätte ich am liebsten alle Schülerinnen aus Wyldcliffe weggeschafft.
    Der Tag verging. Die Zeit blieb nicht stehen, nicht einmal für unseren Kummer. Beim Abendessen hatten wir immer noch nichts von Cal und erst recht keine Neuigkeiten über Josh gehört. Unsere Qual ihretwegen dauerte an, aber es gab nichts, das wir hätten tun können. Am Ende der Mahlzeit, noch vor dem Gebet, richtete sich Mrs. Hetherington an die Schülerinnen und erinnerte alle daran, dass an diesem Abend die große Probe für das Gedenkkonzert stattfinden würde. Das hatte ich ganz vergessen. Lynton würde da sein, dachte ich leer, aber wieso sollte das jetzt noch von Bedeutung sein? Ich fühlte mich so alt, so müde und so voller Schuldgefühle und Sorgen wegen all dem, was ich falsch gemacht hatte. Es war schwer, mir vorzustellen, dass ich jemals an seine Liebe geglaubt hatte.
    Miss Hetherington beauftragte die Schülerinnen, sich nach dem Essen in der Ruine der Kapelle zu versammeln, wo alle Jahre wieder die Gedenkprozession stattfand. Es kümmerte mich nicht mehr, ob ich sang oder nicht; mich kümmerte gar nichts mehr, abgesehen davon, dass wir Josh finden und die Schlüssel zurückbekommen mussten. Und dann mussten wir die Priesterin besiegen, für immer, um jeden Preis. Ich würde alles geben, alles , um sie aus unserem Leben zu befördern.
    Mr. Brooke hatte die Verantwortung für die Probe, und er teilte auch die Schülerinnen ein, die die Musikinstrumente zur Kapelle hinunterschafften. Aber in Wirklichkeit war er es – Dr. Franzen –, der alles kontrollierte. Er strich wie ein Gefängniswärter herum, musterte alle und jeden, erteilte Befehle und sorgte dafür, dass er nicht übersehen wurde. Wir alle mussten mit anpacken, mussten Stühle und etliches mehr nach unten tragen, und ich erhielt die Aufgabe, mich um eine kleine Gruppe jüngerer Schülerinnen zu kümmern, die sich darauf vorbereiteten, ein einfaches Stück auf der Violine zu spielen. Während ich ihnen half, hörte ich, wie Mr. Brooke mit Dr. Franzen sprach.
    »Äh … entschuldigen Sie bitte, Master, aber ich werde das Gefühl nicht los – bei allem nötigen Respekt –, dass es glatter von der Bühne gehen würde, wenn wir die Erlaubnis hätten, drinnen zu proben – vielleicht im Speisesaal oder sogar im Ballsaal. Um diese Jahreszeit ist es draußen kalt und feucht, das ist weder für die Instrumente noch für die Stimmbänder der Mädchen gut. Ich muss Sie bitten, Ihre Idee noch einmal zu überdenken.«
    »Sie überraschen mich, Mr. Brooke, wirklich. Ich habe meine Meinung zu dem Thema bereits kundgetan. Sie wissen nur zu gut, dass die Gedenkfeier für Lady Agnes jedes Jahr in der Ruine der Kapelle stattfindet. Das war eine der Bedingungen im Testament ihres Vaters, die für jeden galten, der nach dem Tod des letzten Templeton die Abtei übernahm. Wir sind rechtlich und moralisch daran gebunden, uns an diese Bedingungen zu halten. So ist es hier Tradition, und wir sollten sie aufrechthalten. Ein bisschen kalte Luft hat noch niemandem geschadet.«
    »Aber es ist wirklich …«
    »Mr. Brooke, wir erziehen unsere jungen Frauen zu Disziplin und Mut und nicht dazu, beim ersten Hauch von Frost ins Haus zu laufen. Abgesehen davon wird dieses Ereignis mit den Lichtern und der Musik und dem ganzen Drumherum ziemlich spektakulär werden, das kann ich Ihnen versprechen. Ich bin mir sicher, dass alle vom Ergebnis begeistert sein werden. Und wir haben viel Zeit, um die Einzelheiten bis zur richtigen Vorstellung im Dezember zu … äh … zu glätten.«
    »Ich glaube trotzdem nicht …«
    »Es ist von wesentlicher Bedeutung, dass das Konzert – und die Probe – in der Ruine der Kapelle stattfinden. Ohne diese atemberaubende Kulisse würde alles ziemlich bedeutungslos wirken. Also, wo ist das Problem, Mr. Brooke? Sie haben doch nicht etwa Angst vor der Herausforderung, oder?«
    Ich sah Dr. Franzen herzlich lächeln, aber in seiner Stimme schwang eine unterschwellige Drohung mit, als er weiterging und Mr. Brooke stehen ließ, der noch unbedeutender als sonst wirkte, und klein und besiegt.
    Schließlich hatte sich die ganze Schule in dem verfallenen Gemäuer versammelt, sowohl die Schülerinnen

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