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Das Geheimnis des Falken

Titel: Das Geheimnis des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne DuMaurier
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Donati …«
    Während wir den südlichen Hügel emporrasten in unserem buntbemalten Wägelchen, das, fortgerissen von den galoppierenden Pferden, schwankte und zitterte, strömten die Studenten auch beiderseits der Via Vittorio Emanuele aus den Häusern, um sich ihren Kommilitonen anzuschließen, und keine Spur von Schrecken und Terror. Die Leidenschaft, die da zutage trat, war einzig die Leidenschaft der Begeisterung. In ganz Ruffano gab es nur den einen Ruf: »Donati … Donati …«
    Aldo schrie mir ins Ohr: »Kämpfen sie schon?« und ich schrie zurück: »Sie werden nicht kämpfen! Sie kommen uns nach! Hörst du nicht, daß sie deinen Namen rufen?«
    Er war vollauf mit den Pferden beschäftigt und lächelte nur. Die Straße verengte sich wiederum und wurde noch steiler. So versuchten die Spitzenpferde, die die Steigung zu spüren begannen, die Höhe zu nehmen, bevor sie an Tempo verloren und bevor die scharfe Rechtskurve, die sie gleich meistern mußten, ihren Angriff auf die Schwerkraft zum Scheitern brachte.
    »Arri! Arri!« schrie Aldo. Sein Schrei spornte die Spitzenpferde noch an und peitschte sie, die zehn anderen donnernd in ihrem Gefolge, auf die Piazza Maggiore und vor den Palazzo Ducale. Mit wunderbarem Elan bewältigten sie die letzte Steigung.
    Immer noch tönten die unzähligen Zurufe fort, während ich wie betäubt um mich blickte, die Hand um das Geländer gekrampft, als sei sie für ewig daran festgeschmiedet. Auch die Fenster des Palazzo waren dicht mit Zuschauern besetzt und ebenso die der Häuser gegenüber. Die Leute standen auf der Treppe des Domes, kletterten auf den Brunnen, und jetzt brach die Masse der Studenten, die uns gefolgt waren, über den Platz herein. Im Augenblick waren wir umringt, wären überwältigt worden, hätten die bewaffneten Studenten, die an den Palasttoren postiert waren, nicht sofort einen Kreis um uns gebildet, während jedes einzelne der achtzehn Pferde von je zwei Mann gehalten wurde. Die ganze Kavalkade, und wir mitten drin, wurde von einer Garde bewacht, die mit Degen ausgerüstet war und deren Mitglieder wie Aldo Wams und Kniehose trugen. Ich erkannte Aldos Freunde, Cesare, Giorgio, Frederico, Domenico, Sergio und noch einige andere aus seiner Leibwache.
    Das bunte Bild, das die Gruppe neben dem Wagen und den achtzehn Pferden abgab, die immer noch keuchten nach ihrem siegreichen Lauf, hielt die Studentenmenge im Augenblick in Schach, die unter lautem Geschrei auf uns zustürmte. Wieder ertönte der Ruf »Donati … Donati … evviva Donati …«, und er hallte wider von den Fenstern des Palazzo und von den Häusern gegenüber und von der Treppe des Domes. Ich sah Aldo an. Er hielt die Zügel noch in der Hand und blickte auf die achtzehn Pferde, ohne auf die Hochrufe zu achten. Dann wandte er sich mir zu.
    »Wir haben es geschafft«, sagte er, »wir haben es geschafft …« Und er lachte. Er warf den Kopf in den Nacken und lachte, und die wartende Menge nahm sein Gelächter mit Zurufen auf. Dann wickelte er mich aus den Gurten heraus, die mich an den Wagen banden, und machte dann auch sich selbst los, indem er den Studenten jenseits des Cordons seiner Leibgarde zurief: »Hier steht der Falke. Hier ist euer Herzog.«
    Ich sah nichts als winkende Arme und nickende Köpfe, und die Zurufe wollten nicht aufhören, sondern wurden im Gegenteil immer frenetischer. Auch die Studenten, die den Wagen abschirmten, stimmten mit ein, und ich stand dabei, stumm und hilflos, eine lächerliche Figur in meiner goldlockigen Perücke und meinem safranfarbenen Gewand. Benommen nahm ich die Huldigungen entgegen, die mir nicht galten und mir nicht gebührten.
    Plötzlich traf mich etwas auf die Wange und fiel auf den Boden des Wagens! Nicht ein Stein, wie ich es erwartet hatte, sondern eine Blume, und das Mädchen, das die Blume geworfen hatte, war Caterina.
    »Armino!« rief sie, »Armino!« Im Lachen waren ihre riesengroßen Augen noch größer geworden. Ich sah, daß mein safrangelbes Kleid einen Riß bekommen hatte und daß darunter das jadegrüne Hemd und die schwarzen Jeans zum Vorschein gekommen waren.
    Welle auf Welle brandete das Gelächter heran, und die Hochrufe tanzten wie Schaumkämme darauf.
    »Du bist es, nach dem sie rufen. Mich meinen sie nicht«, sagte ich zu Aldo, aber er antwortete nicht, und als ich mich umdrehte, sah ich, daß er vom Wagen herabgesprungen war und, unter dem Kordon hinwegtauchend, auf das Seitenportal des Palazzo Ducale zulief.
    »Haltet

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