Das Geheimnis des Felskojoten (German Edition)
Telefondisplay hat angezeigt, dass er aus Nordamerika angerufen hat. Ich wusste nicht, was ich machen sollte. Ich komme hier fast um vor Sorge. Also habe ich die Schachtel mit Fabians persönlichen Sachen durchforscht. Dabei bin ich auf deinen Namen gestoßen. Du warst meine einzige Hoffnung, Fabian zu finden.«
»Du kannst unmöglich alleine nach ihm suchen. Du solltest die Polizei einschalten.«
»Die Polizei«, schnaufte Serena. »Bis die mal etwas unternehmen.« Sie schwieg einen Augenblick. Dann fragte sie aus einem Gefühl heraus: »Shane, kennst du jemanden, bei dem Fabian untergetaucht sein könnte?«
»Fabian hatte nie viele enge Freunde«, überlegte Shane. »Ich kenne niemand außer mir, dem er in Kanada oder den USA derart vertrauen würde. Aber sollte Fabian tatsächlich in Schwierigkeiten sein, dann würde er nie jemanden mit hineinziehen wollen. Er ist ein Mensch, der seine Probleme immer allein zu bewältigen versucht.«
Serena seufzte. Shane hatte recht. Er musste ihren Bruder wirklich sehr gut kennen, um seinen Charakter so treffend beurteilen zu können.
»Aber es gibt einen Ort, der vielleicht …«, begann Shane. »Nein, das macht keinen Sinn.«
»Was macht keinen Sinn?«, fragte Serena. »Von welchem Ort sprichst du?«
Shane schwieg einen Augenblick.
»Ich weiß nicht, ob Fabian es dir gegenüber je erwähnt hat, aber meine Mutter ist Blackfoot-Indianerin«, erklärte er schließlich. »Die Blackfoot haben viele heilige Orte. Wir gehen dorthin, um zu Great Spirit , dem Großen Geist, und all den anderen Spirits , den Geistwesen, zu beten, die uns Menschen helfen. Aber das Gebet ist nicht der einzige Grund, warum wir diese Orte aufsuchen. Unsere heiligen Plätze haben besondere Energien, besondere Kräfte, die einem helfen, Stärke und Mut, Weisheit und Klarheit zu finden. Traditionell werden solche Orte in wichtigen Situationen aufgesucht, vor einem bevorstehenden Kampf zum Beispiel oder einer Prüfung. Vielleicht hat Fabian vor, einen dieser Orte zu besuchen, bevor er mit dem beginnt, was er sich vorgenommen hat – was auch immer das sein mag.«
»Dann hast du mit Fabian über diese heiligen Plätze gesprochen?«, fragte Serena gespannt.
»Viele Male. Besonders über einen, weil ich schon oft dort war, um zu beten. Fabian ist sogar einmal mit mir dort gewesen.«
»Darf ich wissen, wie er heißt und wo ich ihn finden kann?«, erkundigte Serena sich vorsichtig.
Shane lachte auf. »Natürlich. Der Ort ist kein Geheimnis. Ganz im Gegenteil, heutzutage ist er eine Touristenattraktion. Leider. Ich spreche von Bear Butte in South Dakota.«
»South Dakota«, wiederholte Serena nachdenklich. »Ich muss sofort dorthin!«
»Serena, warte einen Moment!«, rief Shane. »Du solltest da nicht allein hinreisen.«
»Ich habe niemand, der mich begleiten könnte«, stellte Serena sachlich fest.
»Ich würde dich gerne begleiten«, erklärte Shane sofort. »Aber ich habe gerade diesen neuen Job im Banff National Park in Alberta angenommen. Vielleicht wenn …«
»Mach dir keine Umstände«, beruhigte Serena ihn. »Ich möchte dich wirklich nicht noch mehr in die Angelegenheit mit hineinziehen. Ich werde schon alleine zurechtkommen, keine Angst.«
»Bitte überleg dir gut, worauf du dich einlässt. Ich habe kein gutes Gefühl bei der Sache.«
»Ich habe es mir gut überlegt«, erwiderte Serena. »Und ich danke dir von Herzen für deine Hilfe.«
»Also gut, viel Glück. Und halt mich auf dem Laufenden.«
»Das werde ich tun«, sagte Serena. »Und nochmals vielen Dank.« Dann legte sie auf.
Serena war plötzlich ganz gelassen. Alle Unruhe war von ihr abgefallen. Es gab etwas, das sie tun konnte, sie brauchte nicht mehr untätig in ihrer Wohnung herumsitzen. Sie würde nach South Dakota reisen und an diesem heiligen Ort, diesem Bear Butte, mit ihrer Suche nach Fabian beginnen. Vielleicht gab es dort einen weiteren Anhaltspunkt. Vielleicht hatte jemand Fabian dort gesehen. Vielleicht …
»Chef, wir haben etwas!«, rief Berger aufgeregt. »Eckehards Schwester hat gerade mit einem Shane Storm Hawk in Kanada gesprochen.«
»Und? Was gibt´s?« Newman sprang von seinem Stuhl auf. »Ich brauche Einzelheiten!«
»Sie reist nach South Dakota. Hofft, dort auf ihr liebes Brüderlein zu treffen.«
»Wann wird sie aufbrechen?«
»Sie hat gerade ein Ticket nach New York gekauft, Chef. Der Flug geht morgen früh.«
»Wieso New York?«
Berger zuckte mit den Schultern. »Woher soll ich das wissen,
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