Das Geheimnis des Felskojoten (German Edition)
der Hosentasche und legte es zwischen die Rose und die Adlerfeder.
Serena blinzelte, um ihre Tränen zurückzuhalten. Das Foto zeigte Fabian mit Sonia auf dem Arm im Gang der IPC-Anlage, tief unten im Berg. Es war eines der Fotos, die Serena aufgenommen hatte. Das letzte Foto von Fabian. Die Kleine hatte es neben Serenas Bett gesehen und es nicht mehr losgelassen. Sie trug es immer bei sich. Sonia wusste, was Fabian für sie getan hatte, auch wenn sie nur vier Jahre alt war.
»Gracias, Sonia«, sagte Serena und strich dem Kind übers Haar.
Sonia lächelte. Dann nahm sie Serenas Hand in ihre eine und Shanes in ihre andere und blickte zu den beiden auf.
»Vamos a casa!«
Serena und Shane sahen einander an und lachten.
»Ja, lasst uns nach Hause gehen«, stimmte Serena zu. »Es gibt keinen besseren Ort auf der Welt.«
Die drei schlenderten händehaltend zurück zum Parkplatz. Der warme Präriewind spielte in ihrem Haar und ließ es tanzen. Der süßliche Duft des Sweetgrass lag in der Luft, und die späte Nachmittagssonne tauchte die Welt in goldenes Licht.
Serena lächelte, denn sie wusste in diesem Augenblick, dass der Geist der Prärie längst nicht gebändigt war, es nie sein würde, auch wenn die Freiheit der Menschen, die heute auf ihr lebten, auf ein Minimum beschränkt war.
Die Prärie war frei, ungezähmt – wie der Kojote. Und Serena spürte, dass seine Weisheit und seine Voraussicht den Menschen Heilung bringen würde – so wie der Tanz des Felskojoten es für sie getan hatte.
Liebe Leser,
lange bevor ich die Idee zu »Das Geheimnis des Felskojoten« hatte, bin ich über eine Tatsache gestolpert, die mich sehr bestürzt gemacht hat. Jeden Tag werden in Nordamerika 2300 Menschen als vermisst gemeldet. Von diesen vermissten Personen, bei denen es sich hauptsächlich um Kinder und Jugendliche handelt, werden pro Jahr weniger als zweihundert als ermordet bestätigt. Doch was ist mit dem Rest? So viele Menschen lösen sich nicht einfach in Luft auf. Was ist mit ihnen geschehen? Und wie quälend muss die Ungewissheit, was mit ihren Kindern, Liebsten oder Verwandten geschehen ist, auf den Herzen und Leben der Angehörigen lasten.
Diese Fragen und Gedanken haben mir den Anstoß zu dem vorliegenden Roman gegeben, der nicht nur von einer aufblühenden Liebe erzählt, sondern besonders auch von den engen Banden zwischen Schwester und Bruder, so wie es in einer Familie sein sollte.
Obwohl es sich bei »Das Geheimnis des Felskojoten« um eine frei erfundene Geschichte handelt, so sind die Schauplätze weitgehend real. Bear Butte in South Dakota, das Medicine Wheel in Wyoming und die Petroglyphen im Writing-on-Stone Provincial Park in Alberta sind heilige Orte, die die Native Americans bzw. First Nations seit uralten Zeiten für ihre Zeremonien aufsuchen.
Die indianische Mythologie und Spiritualität, die in dieses Buch eingeflossen sind, beruhen auf den vielseitigen Einblicken, die mein Mann und seine Verwandten mir gegeben haben, und auf eigene Erfahrungen, die ich im Laufe der Zeit sammeln durfte. Für alle möchte ich mich an dieser Stelle bedanken.
Mein besonderer Dank gilt dem Kojoten, der sich, obwohl von Weißen oft als eine minderwertige Version des Wolfes verpönt, von den meisten Ranchern gehasst und weit verbreitet gejagt, seine Freiheit erhalten hat und durch sein wunderbares Anpassungsvermögen auch heute noch die stillen Nächte der nordamerikanischen Wildnis mit seinem klagenden und gleichzeitig sehnsüchtigen Heulen und Kläffen erfüllt. Wann immer ich einem Kojoten in freier Wildbahn begegne oder seinen leichtfüßigen Tanz beobachten darf, bedanke ich mich bei ihm für seine Ausdauer und Geduld und für seine Weisheit, mit der er uns Menschen helfen möchte, wenn wir ihm nur Gehör schenken würden.
Sanna Seven Deers
Shaheylah, im April 2013
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