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Das Geheimnis Des Frühlings

Das Geheimnis Des Frühlings

Titel: Das Geheimnis Des Frühlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Fiorato
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Schnüren, die von der Nase bis zum Kinn fielen. Darunter lächelte sie mich so stolz an, als würde ich ihr ihren Herzenswunsch erfüllen und nicht an einen Päderasten
gekettet werden, den ich hasste wie der Teufel das Weihwasser.
    Seit unserer Ankunft in Pisa hatte ich meinen Zukünftigen noch nicht gesehen. Dank einer seltsamen Wendung des Schicksals waren wir Gäste von Lorenzo de’ Medici und wohnten in seinem Palast am Lungarno Mediceo - just dem Ort, den ich einst mit Bruder Guido aufgesucht hatte, bevor wir in einem gestohlenen Boot den von Tausenden von Fackeln erleuchteten Arno hinuntergetrieben waren.
    Gelegentlich begegnete ich Lorenzo, der mich immer mit äußerster Höflichkeit behandelte. Weder er noch sonst jemand kam auf das zu sprechen, was sich vor drei Monaten zugetragen hatte. Ich erfuhr, dass Niccolo in der Schlacht am Torriglia-Pass eine Pfeilwunde am Bein davongetragen hatte und in die Berge gereist war, um dort eine Trinkkur zu machen und sich zu erholen. Meine Mutter versicherte mir, alles wäre in bester Ordnung. (Als ob ich mir Sorgen um ihn machen würde!) »Der Heiratskontrakt bleibt trotz... unvorhergesehener Ereignisse bestehen.« Zum ersten Mal kam sie, wenn auch nur andeutungsweise, auf das furchtbare Geschehen zu sprechen. »Es werden lediglich ein paar unbedeutende Änderungen vorgenommen. Wie du weißt, wurde Signore Niccolo verwundet, man kann ihn ja wirklich nicht als herausragenden Kämpfer bezeichnen. Aber sein Zustand wird die Hochzeit nicht beeinträchtigen; sie wird fast wie geplant stattfinden.
    Sicher - mein verletzter Bräutigam würde vermutlich auf einer Trage in die Kirche gebracht werden. Madonna. Nur Eines war schlimmer, als mit einem üblen, selbstsüchtigen Mann verheiratet zu werden, nämlich mit einem üblen, selbstsüchtigen Krüppel verheiratet zu werden.
    Meine Mutter kniff mir in die Wangen, dann zupfte sie mein Mieder zurecht. »So. Du bist schöner als ein Sommertag.« Ich musterte sie scharf, konnte aber weder in ihren Tonfall noch in ihren Augen Ironie entdecken. Sie meinte, was sie sagte, und sie hatte es liebevoll gesagt. Ich warf mein mit Perlen und
Mondsteinen geschmücktes Haar zurück und zog mein Mieder hoch. Irgendetwas fühlte sich anders an. Ich spähte zwischen meine Brüste - das Messer war verschwunden.
    »Mutter!«, zischte ich.
    Sie drehte sich schuldbewusst um, und ich sah ihr sofort an, dass sie es genommen hatte. Zum letzten Mal hatte sie das Stück venezianischen Glases berührt, als sie mich zusammen mit dem milchgetränkten Brot in die Flasche gelegt hatte. Sie hatte es mir weggenommen; mir so meinen einzigen Fluchtweg verbaut.
    Ich gab mich mit einem Seufzer geschlagen. »Also schön. Wenn ich diese Hochzeit und alles, was folgt, durchstehen soll, verlange ich dafür eine Entschädigung von dir. Betrachte es als Hochzeitsgeschenk.«
    Sie trat zu mir. »Natürlich.«
    Langsam und deutlich sagte ich: »Ich möchte, dass du Bonaccorso Nivola freilässt.« Ich hatte damit gerechnet, ihr erklären zu müssen, wer der gefangene Seemann war, denn meine Mutter pflegte, wie bereits erwähnt, die einfachen Leute nicht zur Kenntnis zu nehmen. Aber sie wusste sofort, wen ich meinte. Vielleicht hatte sein Schicksal auch ihr Gewissen belastet.
    »Ich verspreche es dir.«
    Während sie sprach, erschollen Trompetenfanfaren, und die großen Türen der Kathedrale öffneten sich. Ich schritt am Arm meiner Mutter durch das Kirchenschiff, wobei es mir einmal mehr so vorkam, als wären die Säulen und gebogenen Deckenträger über meinem Kopf Knochen, und ich wäre im Bauch eines riesigen Tieres gefangen. Während wir an den Reihen jubelnder Gäste vorbeigingen, fragte ich mich, ob es sich wohl um dieselben Leute handelte, die mich vor einem Jahr begeistert begrüßt hatten, als ich mit Bruder Guido und dem todgeweihten Vater meines Verlobten in einer goldenen Kutsche an ihnen vorbeigerollt war.
    Als wir den Altar erreichten, küsste mich meine Mutter auf die Wange. »Du wirst glücklich werden«, sagte sie. »Vertrau
mir.« Zum zweiten Mal an diesem Tag blickte ich in ihre blattgrünen Augen und las keine Lüge darin.
    Und dann sah ich den Rücken meines verhassten Bräutigams vor mir, breit und passend zu meinem Kleid in weißen Samt und Gold gehüllt. Er hielt es noch nicht einmal für nötig, sich umzudrehen und mich zu begrüßen - ihm waren selbst die einfachsten Gebote der Höflichkeit fremd. Er erschien mir größer, als ich ihn in Erinnerung

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