Das Geheimnis des goldenen Salamanders (German Edition)
Kapitäns, Don Alonso Spinola, wurde an Land geschwemmt. Mit seiner Faust umklammerte er ’nen kleinen goldenen Salamander.« Kapitän Bates hielt kurz inne. »Das Gerücht geht, dass auch wenn der Goldschatz der Girona für immer auf ’m Meeresgrund liegt, dieser goldene Salamander wie ’ne tiefe Schatztruhe ist. Man sagt, er würde seinen Besitzer ungeheuerlich reich machen. Tolle Geschichte, was?«
Moll schwieg, während sie Orlando, der sich wie ein Pelzkragen schlafend um ihren Hals kuschelte, nachdenklich streichelte.
»Die Geschichte ist noch nicht zu Ende«, fuhr der Kapitän geheimnisvoll fort. Immer noch kauend, öffnete er seinen Tabakbeutel und begann fachmännisch seine Pfeife zu stopfen. Er reichte Moll das Säckchen, doch die Frau lehnte mit einer Handbewegung ab.
Jack trat leise von einem Bein aufs andere. Wenn er nicht bald auf die Toilette ging, würde er sich in die Hose machen.Aber er wollte sich Kapitän Bates’ Geschichte auf keinen Fall entgehen lassen.
»Weiß nicht, ob’s nur Seemannsgarn ist, aber seit einigen Tagen geht so ’n Gerücht um«, fuhr der Kapitän fort, »dass der Salamander wieder aufgetaucht ist, und zwar hier in London.« Er hielt einen Holzspan in die Kerzenflamme und zündete damit seine Pfeife an. »Ich weiß aus ’ner zuverlässigen Quelle, dass ’ne Göre ihn mit sich herumträgt. Sie hat ihn geklaut und jetzt ist ’ne hohe Belohnung auf sie ausgesetzt.«
»’n Mädchen?«, fragte Moll. Sie hatte aufgehört, Orlando zu streicheln, und aufgeregt angefangen, ein Stück Käse mit den Fingern zu zerkrümeln. »Sieh mal einer an! Hab’s mir doch gleich gedacht, dass das kein Junge war.«
»Was?« Der Kapitän blickte sie verständnislos an.
»Ich glaube«, meinte Moll, »jetzt könnte ich doch ’ne Pfeife gebrauchen.« Einen Augenblick später blies auch sie Rauchringe in die Luft. »Die Göre war gestern hier im Pfandhaus«, erklärte sie.
»Die Göre war bei dir?« Nun war Kapitän Bates an der Reihe zu staunen. »Gibt’s hier was zu trinken?«, fragte er.
Moll hob den schlafenden Orlando sachte von ihrer Schulter und legte ihn auf ein Kissen. Dann stand sie auf und füllte zwei Tonkrüge mit Bier.
»’ne Göre in Jungenklamotten hat behauptet, einer meiner Jungs hätte den Salamander von ihr geklaut.« Moll zuckte mit den Achseln. »Das hat er natürlich auch. Sie war ’n aufdringliches Balg. Bestand drauf, morgen wiederzukommen.«
»Und wo ist das Tierchen?«
»Bedauerlicherweise hab ich’s längst weiterverkauft. Hatte ja keine Ahnung, dass es so wertvoll ist. Noch dazu ist derKäufer schon gestern auf ’nem Schiff nach Afrika gesegelt. So ’n Pech.« Sie klickte mit der Zunge. »Da haben wir ’ne riesige Chance verpasst.«
»Du heiliger Strohsack! Das kann nicht dein Ernst sein.«
Doch Moll nickte trübsinnig. »Ich hielt ’nen Goldschatz in meiner Hand, und jetzt ist er schon wieder futsch.«
Aber den Seefahrer bedrückte der verschwundene Salamander nicht allzu lange. Stattdessen schmiedete er bereits neue Pläne.
»Egal. Das mit dem Salamander ist vermutlich sowieso nur altes Seemannsgarn. Aber wenn die Kleine morgen wiederkommt, könntest du sie trotzdem schnappen. Es gibt da ’nen Mann, der die Göre und das Tierchen unbedingt wiederhaben will. Er hat ’ne hohe Belohnung für sie ausgesetzt und würde sicher jeden Preis zahlen, um sein Täubchen wiederzubekommen.« Er hob den Krug und trank einen tiefen Schluck. Dann wischte er sich mit dem Handrücken über den Mund.
»Ohne den Salamander ist sie wertlos«, erinnerte ihn Moll.
»Ist sie nicht«, grinste Bates verschlagen und sah dadurch noch mehr wie ein Pirat aus. »Der Mann weiß ja nicht, dass sie den Salamander verloren hat, und von uns wird er das bestimmt nicht erfahren.«
Endlich begann auch Moll zu verstehen. »Prächtige Idee!« Dann hielt sie kurz inne. »Da ist nur ’n kleines Problem. Ich kann das Balg nicht hier im Haus verstecken.«
»Na, da gibt’s ’ne einfache Lösung.« Bates hatte auch dazu bereits einen Plan. »Sobald sie bei dir auftaucht, schick sie zu Nathaniel. Der bewahrt öfters Wertsachen für mich auf und kann sich bis zur Lösegeldübergabe um sie kümmern. Erzähl ihr einfach, dass du Nathaniel den Salamander verkauft hast und er ihn ihr zurückerstatten will. Da geht sie sicher anstandslos hin.«
»Und was, wenn der Menschenfresser wieder mit ihr zusammen auftaucht?«
»Ach was. Du bist ’ne kluge Frau. Dir fällt schon was ein, wie du
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