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Das Geheimnis des goldenen Salamanders (German Edition)

Das Geheimnis des goldenen Salamanders (German Edition)

Titel: Das Geheimnis des goldenen Salamanders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renée Holler
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vorgeführt, doch selbst er war nicht bei der Sache und steckte den Stapel bald wieder weg.
    »Ich versteh einfach nicht, wieso er so einfach mit ’nem Fremden abgezogen ist«, überlegte er laut.
    »Vielleicht gibt’s ja doch noch irgend ’nen Verwandten«, versuchte Maggie Tommys Verschwinden zu erklären. Sie kniete neben Eliza auf dem Boden und versuchte mit einem feinzinkigen Kamm die verfilzten Haare der Jüngeren zu entwirren.
    »Dann hat uns der Kleine aber mächtig verkohlt«, erwiderte Guy. »Höchstwahrscheinlich ist er nicht mal ’n Waise, sondern nur von zu Hause ausgebüxt. War sicher sein Alter, der ihn sich geholt hat.«
    Jack schwieg. Auch wenn er Maggies und Guys Theorie gerne geglaubt hätte, sagte ihm sein Gefühl trotzdem, dass es nicht so war.
    »Vielleicht war’s gar kein Mann«, überlegte Eliza. Sie verzog ihr Gesicht, denn sie konnte es nicht ausstehen, wenn Maggie ihre Haare nach Läusen durchsuchte.
    »Moll war’s nicht«, erwiderte Jack. »Ich hab sie schon gefragt.«
    »Nein. Nicht Moll«, erwiderte die Kleine bestimmt, »sondern ’ne Fee.«
    »’ne Fee?« Guy grinste. »Monster, Geister, Zauberer, Feen ... Wie wär’s mit ’nem Zwerg. Das ist ja bald wie im Theater. Da geht’s auch immer um Geister und Feen und ähnlichen Hokuspokus. So ’n Quatsch.«
    Doch Eliza ignorierte ihn. »Aber die Eierfrau hat’s mir doch gesagt. Es gibt da so ganz gemeine Feen, die Kinder entführen. Sie verschleppen sie in ihr Land. Die Frau hat gesagt, dass sie sich Ned und Rose geholt haben.« Sie blickte Jack ernst mit ihren großen braunen Augen an. »Und bestimmt haben die sich auch den Freund von Kit und Tommy geschnappt. Au! Das tut weh!« Sie begann zu zappeln und Maggies Hand wegzuschieben.
    »Wenn du willst, dass dein Kopf aufhört zu jucken, musst du dich entlausen lassen«, belehrte Maggie das Mädchen.
    Eliza, die sich widerstrebend dem Läusekamm ergab, fuhr fort. »Stellt euch mal vor, die Feen klauen nicht nur Kinder. Ich hab das gar nicht gewusst. Aber die Eierfrau kennt sich in solchen Sachen echt aus. Sie hat nämlich erst kürzlich ’ne Nähnadel verloren. Da hat sie den Feen ’n Teller voller Milch hingestellt und am nächsten Tag doch tatsächlich die Nadel unterm Tisch wiedergefunden. Ist das nicht irre. Der Trick mit der Milch geht aber nur mit Sachen. Menschen rücken sie nicht so schnell wieder raus.«
    »Ist doch alles dummes Zeug«, unterbrach sie Guy. »Die Alte hat ihre Nadel nur verlegt und dann zufällig wiedergefunden.«
    »Meine Großmutter hat auch an Feen geglaubt«, mischte sich Walter ein. »Sie hat ihnen Milch vor die Tür gestellt, jede Nacht ’ne Schale voll, damit sie uns in Ruhe ließen. Sie hat mir auch ’n guten Rat gegeben. Wenn man seine Schuhe so aufstellt, dass die Schuhspitzen nachts vom Bett wegzeigen, da rauben sie dir nicht ’n Schlaf.«
    Auch Tim glaubte an Feen. Er griff sich an den Hals und zog ein Band hervor, an dem ein billiger Ring aus Eisen hing. »Mich kriegen sie nicht«, grinste er. »Sie mögen kein Eisen und dieser Ring beschützt mich.«
    »Wenn es diese Flatterdinger tatsächlich gäbe, würden die dich nicht einmal geschenkt wollen«, meinte Guy. »Ist alles Altweibergeschwätz. Ich jedenfalls lass mich nicht so leicht verschaukeln.« Er holte sich eine der Strohmatratzen, die tagsüber unter dem Dachgesims aufgestapelt waren, und legte sie auf den Boden. »Und außerdem war’s ’n Mann, mit dem Tommy abgezogen ist, kein grüner Zwerg mit Schmetterlingsflügeln. Ich jedenfalls hab genug von Geistern, Zauberern und Feen. Ich werde jetzt schlafen. Gute Nacht.« Und er streckte sich auf der Matratze aus.
    Auch Jack glaubte nicht an Feen. Immerhin hatte er deutlich gesehen, wie die kleine Frau im Jahrmarktszelt ihre Flügel abgeschnallt hatte. Er gähnte. Es war ein langer Tag gewesen und er war müde. Den anderen ging es ebenso.
    »Genug für heute«, meinte auch Maggie und steckte den Kamm in ihre Schürzentasche. Sie gab der Kleinen einen Klaps. »Ins Bett mit dir.«
    Eliza zog folgsam ihre Holzpantinen aus und legte sich auf ihre Matratze, doch schon einen Augenblick später setzte sie sich wieder auf. Mit ernstem Gesicht schob sie ihre Schuhe so zurecht, dass die Spitzen vom Bett wegzeigten. Erst als sie zufrieden damit war, zog sie die Decke bis zum Hals und schloss die Augen. Maggie blies die Kerzen aus, und bald darauf konnte man nur noch leises Atmen hören. Alle waren eingeschlafen, bis auf Jack.
    Wie so oft lag er

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