Das Geheimnis des goldenen Salamanders (German Edition)
dazu. Doch was Moll anbelangt, bin ich mir nicht so sicher. Sie ist ein Schurke durch und durch. Es ist absolut möglich, dass sie sowohl Kapitän Bates als auch uns übers Ohr hauen will.«
»Vielleicht sollten wir ihr einen Besuch abstatten«, schlug Onkel Humphrey vor. »Denkbar, dass sie doch mehr über den Salamander weiß, als sie zugibt.« Er betrachtete Alyss mit zusammengekniffenen Augen. »Und was sollen wir mit meinem Täubchen tun? Ohne Salamander ist sie wertlos.«
Das war zu viel des Guten und Alyss konnte sich nicht mehr zurückhalten. Plötzlich war es ihr egal, ob die Männer sie auspeitschen oder über die Planke gehen ließen. Sie spuckte ihrem Onkel mitten ins Gesicht. Die schmerzhafte Ohrfeige, die sie sich damit einhandelte, war es durchaus wert. Mit Siegermiene sah sie zu, wie er sich ihren Speichel von der Wange wischte.
»Mein Angebot, die Göre aus dem Weg zu schaffen besteht immer noch«, informierte ihn der Häscher. »Sie kann leicht wieder zu den anderen Bälgern in den Stauraum gebracht werden. Von dort, wo die morgen früh hinsegeln, kommt keiner mehr zurück.«
»Tatsächlich?« Alyss konnte an seinem Gesicht ablesen, was ihr Onkel dachte. »Das ist eine ganz hervorragende Idee. Ist natürlich selbstverständlich, dass ich dich für deine Mühe bezahle.«
»Ach was, nicht der Rede wert.«
Der Mann mit der Adlernase lehnte mit einer Handbewegung ab und stand dann auf.
»Maat!« Der Matrose, der vermutlich vor der Tür gewartet hatte, erschien in der Kajüte.
»Ja, Sir?«
»Bring die Göre zurück zu den anderen.«
Alyss hörte Onkel Humphrey noch fragen: »Was genau hast du eigentlich mit diesen dahergelaufenen Straßenkindern vor?«
Doch bevor der andere eine Antwort gab, hatte der Matrose bereits ihre Fesseln gelöst und sie den Gang entlanggezerrt. Kurz darauf hockte Alyss wieder eingekeilt zwischen Rose und Anne und den beiden neuen Jungen in der Dunkelheit des Laderaums.
Der Plan
Samstag, 14. September 1619
Dichter Nebel umhüllte die Schiffe im Hafen von Billingsgate. Man konnte die dicken Schiffsbäuche und den Mastenwald nur noch vage erkennen. Doch Jack und seine Freunde hatten einen grandiosen Plan ausgearbeitet und der Nebel war nur vorteilhaft.
Wenn alle eingetroffen waren und die Kirchenglocken zehn Uhr schlugen, würden sie das Schiff stürmen. Bis dahin hieß es die Augen offen halten und warten. Jack hockte neben Maggie und Eliza auf einem zusammengerollten Tau, das Arbeiter vergessen hatten. Er gähnte. Es war ein ereignisreicher Tag gewesen.
Als er am Morgen Guy vor dem Pfandhaus angetroffen hatte, hatte er automatisch angenommen, dass der Junge ihn verpfiffen hatte. Da er so schnell wie möglich abgehauen war, hatte er erst später von Maggie erfahren, was geschehen war. Moll sei unglaublich schlecht gelaunt gewesen und hätte das ganze Haus auf den Kopf gestellt. Sie war überzeugt gewesen,dass Orlando etwas geklaut und danach verlegt hatte, und wollte von Jack nur wissen, ob er etwas bemerkt hatte. Guy hatte ihn nicht verpetzt.
Insgeheim verfluchte Jack Moll, denn er hatte immer noch nicht herausgefunden, wie Kapitän Bates’ Schiff hieß. Doch es stellte sich heraus, dass er nach der Lösung des Problems nicht länger suchen musste.
»Kapitän Bates’ Schiff? Das ist die Magpie «, hatte Maggie gleich verkündet, als Kit, Will und Jack ihr und Eliza von dem belauschten Gespräch in der Silbernen Nixe berichtet hatten. »Hast du das denn nicht gewusst? Es liegt in Billingsgate vor Anker.«
Es hätte keinen besseren Namen für das Schiff geben können. Magpie , die diebische Elster, jener Vogel, der dafür bekannt war, dass er alles, was glitzerte, stibitzte. Nur hatte der Kapitän der Magpie keine Edelsteine und goldene Schmuckstücke, sondern hilflose Kinder gestohlen.
Anschließend hatten die Freunde den ganzen Nachmittag im Hafen verbracht, wo fast der gleiche Trubel wie auf dem Jahrmarkt herrschte. Am Pier stapelten sich, wohin man auch blickte, Kisten, Körbe, Truhen, Fässer und in Tuch eingepackte Ballen. Hafenarbeiter, Träger, Seefahrer und Passagiere drängten sich durchs Gewühl. Kutschen und Karren wurden beladen und entladen und daneben boten Fischweiber lautstark ihre Ware an. Man musste sich in Acht nehmen, nicht über einen ihrer Körbe voller Kabeljau und Heringe zu stolpern. Auf dem Wasser herrschte ebenso viel Betrieb wie auf der Mole. Zwischen den Segelschiffen kreuzten kleinere Boote hin und her, die Ladung löschten oder
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