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Das Geheimnis des goldenen Salamanders (German Edition)

Das Geheimnis des goldenen Salamanders (German Edition)

Titel: Das Geheimnis des goldenen Salamanders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renée Holler
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näherte sich abermals Besuch. Die Klappe öffnete sich aufs Neue und wieder leuchtete eine Laterne nach unten.
    »Nathaniel hat gesagt, dass sie hier unten bei den anderen Gören ist.« Dieses Mal war es nicht der Matrose, der ihnen das verschimmelte Brot gebracht hatte, sondern ein fremder Mann. Trotzdem kam Alyss die tiefe Stimme bekannt vor.Allerdings fiel ihr beim besten Willen nicht ein, woher. Sie blickte nach oben, aber das helle Lampenlicht blendete sie zu sehr, um zu erkennen, wer die Laterne hielt. »Ich kann insgesamt drei Jungs sehen«, fuhr der Mann fort, »allerdings weiß ich nicht, welcher davon der richtige ist. Aber du erkennst sie ja zweifellos, trotz ihrer Maskerade.«
    Alyss blieb vor Schreck fast das Herz stehen. Sprach der Mann etwa von ihr? Sie war die Einzige hier unten, die verkleidet war und Jungenklamotten trug.
    Neben dem Träger der Lampe tauchte eine weitere Person auf, zuerst ein dunkler Schatten, der sich langsam in ein Gesicht verwandelte.
    »Nein!«, stieß Alyss hervor. Das konnte nicht sein! Doch die winzigen Schweinsaugen, das Doppelkinn und die breiten Lippen waren ihr nur allzu vertraut. In der Luke, neben dem Unbekannten, blickte Onkel Humphrey nach unten.
    »Wahrhaftig, dort in der Ecke, das ist mein liebes Täubchen«, säuselte er jetzt. »Wie wunderbar, dass wir dich endlich gefunden haben.« Die Worte des Onkels trafen Alyss wie ein Schwerthieb. Augenblicklich fiel ihr auch wieder ein, wo sie die Stimme des anderen Mannes zuvor schon gehört hatte. Es war zu Hause in Hatton Hall gewesen, als sie in der Bibliothek, im Priesterloch hinter dem Regal, ihren Onkel und den fremden Besucher belauscht hatte. Die Stimme gehörte dem Mann mit der großen Adlernase, Onkel Humphreys Häscher.
    Der dunkelhaarige Fremde gab einem Matrosen den Befehl, Alyss nach oben zu holen, und sosehr sie sich auch dagegen wehrte, um sich trat und kratzte, sie hatte nicht die geringste Chance. Der Matrose war daran gewöhnt, in tobenden Stürmen schwere Segel einzuholen – ein wildes Mädchen zu bändigen, war dagegen ein Kinderspiel. Einen Augenblick später stand Alyss vor dem Onkel, der ihr mit der Lampe ins Gesicht leuchtete.
    »Das verirrte Lämmchen ist zurückgekehrt«, meinte er spöttisch. »Alyss Sinclair, wenn dein Vater nur wüsste, was für ein unartiges Mädchen du gewesen bist. Einfach so bei Nacht und Nebel davonzulaufen. Hat dir niemand gesagt, wie gefährlich es in der Großstadt ist?« Sein teuflisches Lächeln war unerträglich. Alyss hätte ihm am liebsten ins Gesicht gespuckt.
    »Bring sie in die Kapitänskajüte hoch«, befahl der Häscher dem Matrosen, der sie mit eisernem Griff grob am Arm gepackt hatte. Alyss warf den Männern giftige Blicke zu.
    Durch einen Niedergang kletterten sie auf ein Zwischendeck hoch und wenig später hatten sie eine Kajüte erreicht. Sie war spärlich mit einer Koje, einem Tisch und mehreren Hockern eingerichtet. Auf der anderen Seite stand eine Truhe, auf die sie der Matrose unsanft niederdrückte. Alyss blickte sich um. Ob es hier vielleicht einen Fluchtweg gab? Doch da war nicht einmal ein Fenster, das groß genug war, um in die Themse zu springen, abgesehen davon, dass sie sowieso nicht schwimmen konnte. Durch die Tür zu schlüpfen, war ebenso ausgeschlossen, denn dort hatte sich der Matrose breitbeinig aufgebaut.
    »Soll ich sie fesseln, Sir?«, fragte er jetzt.
    Der Häscher überlegte einen Augenblick. Dann nickte er. »Vielleicht besser so«, meinte er. Wir wollen doch nicht, dass die Kleine uns noch mal entwischt.«
    Geschickt band der Seemann Stricke um ihre Fesseln und Handgelenke, die sich noch vom letzten Mal wund anfühlten.Wenigstens blieb ihr der Knebel erspart. Danach verließ er die Kajüte. Der Häscher hatte sich an den Tisch gesetzt und schob eine Seekarte und einen Kompass beiseite.
    »Kapitän Bates lässt mich zwar gelegentlich seine Kajüte für geschäftliche Verhandlungen benutzen, doch wo er seinen Rum verstaut, weiß ich leider nicht. Allerdings hätte ich da ein feines Kraut aus Virginia anzubieten.« Er reichte dem Onkel seinen Tabakbeutel und bald füllte sich die Kajüte mit Rauchwolken. An jenem Abend in der Bibliothek von Hatton Hall hatte es genauso ekelhaft gerochen. Wie damals kratzte Alyss der Rauch im Hals.
    »Tut mir wirklich leid«, fuhr der Häscher fort, »dass der Kapitän und diese Frau von dir ein Lösegeld für das Mädchen gefordert haben. Wenn Bates gewusst hätte, dass wir Freunde sind, hätte

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