Das Geheimnis des goldenen Salamanders (German Edition)
Magpie zu stürmen. Man konnte sie leise miteinander flüstern hören. Jack blickte ungeduldig in die Dunkelheit. Wo blieben nur die Schausteller? Er hatte früher am Tag allen Mut aufgebracht, um Sassa und den Riesen um Hilfe zu bitten. Jetzt hoffte er aufs Innigste, dass sie ihr Versprechen hielten und vor allem, dass sie ihreBeile, Messer und den Bogen mitbringen würden. Plötzlich fühlte Jack, wie sich eine kleine Hand in die seine schob und aufgeregt an seinem Arm zog.
»Guck«, flüsterte Eliza. »Die Fee. Sie hat keine Flügel mehr. Du hast recht gehabt, sie hat sie abgeschnallt.« Vor lauter Aufregung drückte sie Jacks Hand immer fester.
Aus dem Nebel tauchten drei Gestalten auf, zuerst die winzige Frau, gefolgt vom Hünen und dem Wilden. Der Indianer hatte seine Kriegsbemalung noch nicht abgewaschen und trug immer noch seinen Federschmuck und den Lendenschurz. Doch wo hatte er seinen Köcher mit den Pfeilen und dem Bogen gelassen? Auch Hector und Aurelia schienen unbewaffnet zu sein.
»Wo sind die Waffen?«, fragte Jack. Die Kriegsbeile und Messer, die er im Zelt der Jahrmarktsleute gesehen hatte, waren der Hauptgrund gewesen, weswegen er die drei um Hilfe gebeten hatte. Wie sollten sie unbewaffnet das Schiff angreifen? Mit den erbärmlichen Messern, die viele von den Kindern zum Beutelschneiden benutzten, hatten sie nicht die geringste Chance.
Doch der Indianer war anderer Meinung. »Es geht auch ohne Waffen«, entgegnete er schlicht.
»Wi...wir be...befreien Alyss«, fiel ihm der Riese eifrig ins Wort.
»Psst, Hector«, wies ihn die falsche Fee zurecht. »Nicht so laut. Sonst weiß bald jeder, dass wir hier auf dem Kriegspfad sind.« Statt eines glitzernden Kleids trug sie heute einen praktischen Rock mit Mieder. Die Locken hatte sie mit einem Band am Hinterkopf zusammengebunden.
Die anderen Kinder beobachteten die drei Schaustellermisstrauisch. Einige begannen aufgeregt zu flüstern und mit dem Finger auf die Neuankömmlinge zu deuten.
»Ich kann als Erster aufs Schiff«, schlug Sassa vor, nachdem Jack ihm die Situation genauer erklärt hatte. »Dann kann ich den Wachposten überwältigen.«
»Das ist ’ne gute Idee«, überlegte Kit, während er den Indianer argwöhnisch von der Seite aus musterte. »Der Wilde hat sicherlich Erfahrung mit nächtlichen Überfällen.«
»Wi...will mit«, verkündete Hector, während er sich demonstrativ mit beiden Fäusten auf die Brust klopfte. »Bi...bin stark.«
Doch sie entschlossen sich, dass Hector mit Aurelia an Land bleiben würde, um auf die jüngeren Kinder aufzupassen. Er war zu ungeschickt und würde nur unnötigen Lärm verursachen. Es war absolut notwendig, dass die Aktion so leise wie möglich ablief, da sie nicht wussten, wer außer dem Wachposten und den Gefangenen sonst noch an Bord war. Sassa würde als Erster aufs Schiff klettern und, sobald er die Wache außer Gefecht gesetzt hatte, den anderen durch den Ruf einer Eule mitteilen, dass die Luft rein war und sie ihm an Bord folgen sollten. Dort würden sie lautlos ausschwärmen, um unter Deck nach den gestohlenen Kindern zu suchen.
»Und wie sollen wir zum Schiff kommen?« Ein Junge trat aus dem Nebel. Jack blickte auf. Er kannte die Stimme nur zu gut. Es war Guy. »Sollen wir etwa schwimmen?«
Doch die Jungs hatten die Überfahrt bereits organisiert. Am Kai lagen mehrere angeseilte Ruderboote. Vermutlich gehörten sie Matrosen, die den Abend in den Hafenschenken verbrachten und später damit zurück zu ihren Schiffen rudern wollten. Die Kinder würden sich die Kähne ausleihen.
»Wer kann rudern?«, fragte Sassa jetzt. Mehrere Hände schossen hoch.
»Gut«, erwiderte er und begann zusammen mit Kit den Ruderern Boote und Passagiere zuzuteilen.
Jack sollte im ersten Boot zusammen mit Will, Kit, Maggie, Sassa und Guy losfahren. Eliza hatten sie überreden können, bei Aurelia und Hector zu bleiben. Sobald die Kinder ins Boot gestiegen waren, übernahm Kit die Riemen und stieß von der Mole ab. Schweigend fuhren sie los. Man konnte nur das leise Platschen hören, jedes Mal, wenn die Paddel ins Wasser tauchten. Im Hafenbecken war die Strömung zwar nicht so stark wie auf dem Fluss, doch Jacks Herz schlug trotzdem bis zum Hals. Angsterfüllt blickte er auf das dunkle Wasser und hoffte, dass es sie nicht verschlucken würde. Sie steuerten zwischen Schiffen hindurch, deren steile Rümpfe so hoch wie Häuser waren. Manche ankerten derartig dicht nebeneinander, dass man von einem Schiff aufs
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