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Das Geheimnis des goldenen Salamanders (German Edition)

Das Geheimnis des goldenen Salamanders (German Edition)

Titel: Das Geheimnis des goldenen Salamanders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renée Holler
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einem feuchten Lappen die Tinte verwischt. Das Meer hatte nicht nur ihren Vater verschluckt, sondern auch sein Bild ausgelöscht. Tränen traten Alyss in die Augen und kullerten die Wangen hinab. Plötzlich spürte sie, wie eine Hand nach der ihren griff und sie fest drückte. Rose war aufgewacht.
    »Das wird schon wieder werden«, ermutigte sie Alyss leise. »Mein Vater hat inzwischen bestimmt alle Hebel in Bewegung gesetzt, um mich zu finden. Und Will sitzt sicher auch nicht auf der faulen Haut. Wetten, wir sind bald wieder frei.« Rose streichelte ihre Hand. Es tat gut, getröstet zu werden, und Alyss kuschelte sich dicht an das ältere Mädchen.
    »Ich hab niemanden, der nach mir sucht«, kam Annes leise Stimme von der anderen Seite. Auch sie war wach.
    Alyss wischte sich mit einem Zipfel ihres Hemds die Tränen aus dem Gesicht. Immerhin war sie hier unten nicht allein. Die anderen beiden Mädchen waren bei ihr.
    »Ich hab auch niemanden«, tröstete Alyss Anne, obwohl sie im Stillen immer noch hoffte, dass Sassa oder Jack vielleicht doch die Straßen der Stadt nach ihr abkämmten.
    Den restlichen Tag verbrachten die Mädchen damit, sich im Dunkeln zu unterhalten. Im Vergleich zu Anne hatte Alyss bisher ein sorgloses Leben geführt. Annes Vater hatte das Mädchen und seine Mutter bereits vor Jahren im Stich gelassen. Mutter und Tochter mussten für reiche Leute Wäsche waschen, um zu überleben. Das ging zunächst recht gut. Sieverdienten sogar genug Geld, um sich ein Zimmer mieten zu können. Eines Tages fing die Mutter jedoch an, Blut zu husten. Sie wurde immer dünner und starb schließlich letztes Frühjahr. Anne wurde vom Vermieter auf die Straße gesetzt und musste sich allein durchschlagen. Sie bettelte und schlief in Hofeingängen. Vor einer Woche traf sie dann auf eine Frau, die ihr für die Nacht ein Dach über dem Kopf und ein warmes Essen anbot. Natürlich schlug sie dieses Angebot nicht aus. Sie konnte ja nicht ahnen, dass man sie in eine Falle gelockt hatte. Bei der Frau hatte es sich um die Wirtin der Silbernen Nixe gehandelt.
    Auch Rose erzählte von ihrer Familie. Sie hatte mehrere jüngere Schwestern und einen Bruder, der noch Windeln trug. Sie vermisste ihre Mutter und die Geschwister. Besonders den kleinen Bobby. Sie wollte unbedingt so bald wie möglich nach Hause zurück, um seine ersten Schritte nicht zu versäumen.
    Den ganzen Tag lang drang vom Deck und vom Hafen her eine Flut von Geräuschen ins Gefängnis der Mädchen. Später verklang der Lärm allmählich wieder. Vermutlich hatten die Seeleute Feierabend gemacht und waren wie am Vorabend in die Kneipen des Hafenviertels gezogen. Wieder konnte man nur noch die Wellen, die knarrenden Planken und die Ratten hören. Doch plötzlich wurde die Stille von Stimmen und Fußgetrappel unterbrochen. Die Schritte hielten dicht über ihren Köpfen an. Dann wurde die Luke geöffnet und eine Lampe tauchte in der Öffnung auf. Nach der langen Dunkelheit blendete das grelle Licht so sehr, dass die Mädchen sich anfangs schützend die Hände vor die Augen halten mussten.
    »Dort unten ist noch Platz für mindestens zwei weitere Gören«, brummte eine Männerstimme. Sie gehörte dem gleichen Matrosen, der ihnen früher am Tag Brot und einen Kübel Trinkwasser gebracht und den Eimer, den sie als Toilette benutzten, ausgeleert hatte.
    »Na los Bürschchen, zack, zack«, hörten sie ihn befehlen. »Geh schon runter. Wir haben nicht ewig Zeit.«
    »Aber ich will nicht«, beschwerte sich eine weinerliche Jungenstimme. »Ich will heim.«
    »Für die nächsten Wochen ist das dort unten«, meinte der Mann. »Los, geh schon! Oder willst du lieber, dass ich dir ’ne Tracht Prügel verpasse?«
    Im nächsten Augenblick kamen schuhlose Füße die Sprossen der Leiter hinab. Sie gehörten einem Jungen, nicht älter als sechs Jahre alt, der die Mädchen ängstlich ansah. Seine Hose und sein Hemd waren zerschlissen, seine Haare verfilzt. Alyss rückte zur Seite, um dem Kleinen Platz zu machen. Ihm folgte ein älterer Junge, dessen Kleidung nicht viel besser aussah. Er zwängte sich wortlos neben eines der Fässer.
    »Im Stauraum bei den Jungs im Heck ist noch mehr Platz«, vernahmen sie eine andere Stimme. »Bring die restlichen Gören dorthin.«
    Und schon klappte die Luke über ihnen mit einem dumpfen Schlag zu. Wieder umhüllte tintenschwarze Dunkelheit die gefangenen Kinder. Doch noch bevor die Mädchen die beiden Neuankömmlinge nach ihren Namen fragen konnten,

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