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Das Geheimnis des Goldmachers

Das Geheimnis des Goldmachers

Titel: Das Geheimnis des Goldmachers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Hereld
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hatte er dennoch damit begonnen, mit seinem Besteck
die Scheibe vorsichtig aus dem Stein zu kratzen. Alles andere würde sich schon
noch ergeben. Nun jedoch war er der Müdigkeit erlegen und ließ, nach nur zur
Hälfte vollendeter Arbeit, endlich auch den Löffel ruhen, nicht ohne zuvor die
herausgebrochenen Steinfragmente wieder sorgsam in die entstandene Fuge
gestopft zu haben.
    Auf seinem Bett liegend, wurden
ihm die Augen immer schwerer, als ihn lautes Gebell jäh aus dem Halbschlaf
riss. Das Gekläffe kam aus der unmittelbaren Umgebung des Fensters – sofort war
Albert wieder auf den Beinen. Rasch griff er sich mit der einen Hand die Reste
des Saumagens und mit der anderen den Löffel.
    Jetzt musste es schnell gehen.
    Es gab zwar auch einige Streuner
in der Stadt, doch die meisten Hunde hatten einen Herrn, dem sie gehörten. Es
sollte doch möglich sein, dem Tier eine Nachricht umzubinden, wenn er denn
beizeiten die Scheibe entfernen könnte. Der Saumagen jedenfalls war gerade das
richtige Mittel, um die Aufmerksamkeit des Hundes eine Weile auf sich ziehen.
    Und genauso war es dann auch –
Albert legte einfach einige Bratenstücke auf den Sims und schon begann der Hund
vor der Scheibe leise winselnd um das Fleisch zu buhlen. Während das Tier sich
nun die feuchte Nase am Glas platt drückte, begann Albert fieberhaft die Fuge
zwischen Scheibe und Mauer zu vergrößern. Doch er sollte rasch herausfinden,
dass ihn sein Vorhaben mehr Zeit kosten würde als zuerst gedacht, da das Glas
bedeutend tiefer in den Stein eingelassen war als vermutet. Noch wich der Hund
mit seinen sabbernden Lefzen nicht vom Fenster ab, aber wie lange mochte der
Duft des Saumagens ihn wohl noch halten?
    Alberts Geschabe und Gescharre
wurde immer hektischer, doch die Scheibe wollte einfach kein Ende nehmen. Schon
schien der Hund sein Interesse am Braten zu verlieren, denn er wich bereits
einige Schritte zurück, mit gesenktem Schwanz, was wohl seine Enttäuschung zum
Ausdruck brachte. Da schnappte sich Albert kurzerhand eine Decke und drückte
mit einem kräftigen Ruck die Scheibe entzwei. Das entsetzlich laute Knacken des
brechenden Glases fuhr ihm in sämtliche Glieder.
    Ob sie wohl etwas gehört hatten?
Albert lauschte ängstlich in den Flur hinein, dann wandte er seinen Blick dem
Fenster zu und sah, dass der Hund verschwunden war.
    »Verflixt noch eins!«, zischte er
aufgebracht, »was für ein erbärmlicher Scheiß!«

     
    *

     
    Das unerbittliche Schlagen der Domglocken beendete
abrupt Roberts Schlaf und ließ ihn jäh aufschrecken.
    »Himmel, Ahh…!« Mehr kam
nicht über seine Lippen, bevor er stöhnend auf sein notdürftiges Lager
zurückfiel.
    Das Atmen bereitete ihm
schon Mühe, an Reden geschweige denn lautes Fluchen war erst gar nicht zu
denken. Seine Brust fühlte sich an, als wäre ein schweres Tau mit aller Kraft
um seinen Leib gebunden und festgezurrt worden. Was hatte Robert in seinem
Leben nicht bereits alles durchgemacht an Entbehrungen und Schmerzen, doch jene
tausend Teufel, die nun mit ihren feurigen Dreizacken durch seinen Körper
tanzten und ihn wie toll piesackten, die ihn jeden Atemzug wie unter der Folter
spüren ließen, diese Quälgeister waren selbst für ihn kaum noch zu ertragen.
    Er musterte Osman, sah
ihn ganz entspannt neben sich schlafen. Keine Schramme verlief ihm übers
Gesicht, kein Riss verunstaltete Hemd oder Hose, selbst sein Haar wirkte
ordentlich gebürstet.
    Warum zum Teufel, fragte
sich Robert, war eigentlich immer wieder er es, der sämtliche Prügel
einzustecken hatte, während Osman alles unbeschadet überstand? Allein in der
letzten Nacht wurde ihm der Schädel beinahe und das Ohrläppchen tatsächlich
gespalten, ganz zu schweigen von den sich wie toll gebärdenden Kühen, die ihre
Hörner und Hufe an ihm wetzten.
    Robert betrachtete Osman eingehender,
sah die dürren, zerbrechlichen Arme, die schmalen Schultern sowie das
feingliedrige Gesicht und mit einem Mal wusste er, warum immer nur er die Hiebe
bezog.
    »Was schaust du so dämlich an mir
herunter?«, begann Osman, gerade erwacht, den neuen Tag bereits mit einer
Unverschämtheit.
    »Ich habe gerade überlegt, warum
immer ich es bin, der für uns beide die Schläge einstecken muss!«
    »Und, bist du zu einem Schluss
gelangt?«, fragte Osman, immer noch gereizt.
    »Aber ja, das bin ich in der Tat!
Sollte ein göttlicher Plan dahinterstecken, so gewiss der, dass du inzwischen
ganz sicher tot wärest, hättest du meine Prügel

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