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Das Geheimnis des Goldmachers

Das Geheimnis des Goldmachers

Titel: Das Geheimnis des Goldmachers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Hereld
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näher, und trotz seines
verwirrten Geistes sagte eine Stimme in ihm, dass es ein böses Ende nehmen
würde, sollten ihn die beiden entdecken. Dennoch – es gibt Momente im Leben
eines jeden Menschen, in denen ihm alles egal ist, und nun war ein solcher
Moment gekommen.
    Seine Widerstandskraft war
erloschen.
    Des Flüchtens müde, sehnte sich
Robert nur noch Frieden herbei, außerdem fühlte sich sein zerschundener Körper
an, als sei er zwischen zwei Mühlsteine geraten. Sollten sie ihn halt kriegen,
ihm war’s inzwischen einerlei, und wenn sie ihm hier und auf der Stelle das
Lebenslicht auspusten würden, so wäre es Robert augenblicklich auch recht
gewesen.
    Eine Hand zog an seinem
Wams, hart und nachdrücklich. Er hob den Kopf und blickte aus trüben Augen nach
vorn. Der Torwächter war es jedenfalls nicht, der an ihm zerrte, denn stand
dieser noch einige Schritt weit entfernt, schemenhaft hinter den sich nach wie
vor wie besessen aufführenden Tieren.
    Und wieder dieses
Ziehen – doch wer mochte es bloß sein, rätselte Robert und versuchte
verzweifelt, seine wirren Gedanken zu ordnen. Zumindest schien es derjenige gut
mit ihm zu meinen, da er ihn wegzog von dem garstigen Milchvieh. So half er
also mit den Beinen, so gut es eben ging, auf dass ihn sein Retter
hinfortziehen möge, weg vom Wachmann mit seiner Lanze, ebenso weg vom schweren
Eichentor, das ihm den Rücken aufschlug und vor allen Dingen weg von den sich
wie wild gebärdenden Kühen. Springende Haxen ringsumher – immer noch traten sie
ihm in die Seite und schlugen gegen seine Beine, verfehlten jedoch, wenn auch
nur knapp, seinen eh schon arg lädierten Schädel, bis schließlich, nach einer
Ewigkeit, vielleicht auch nur nach einigen Atemzügen, die teuflischen Hufe
immer ferner rückten.

     

In der Domburg
    »Öffne die
Augen! Ich bin’s, Osman!«
    Robert lag regungslos in voller
Länge ausgebreitet vor Osmans Knien. Eine Ohnmacht hatte ihn erlöst, denn
selbst bei einem Mann wie ihm war irgendwann ein Punkt erreicht, an dem der
Schmerz die Grenze des Erträglichen überschritt.
    »Dann bleib halt ’ne Weile liegen!
Hier in der Domburg werden sie uns fürs Erste bestimmt nicht suchen«, sagte
Osman, beruhigt durch die regelmäßige Atmung seines Freundes. So gut es ging,
schob er ihm Blätter unter den massigen Körper, wodurch Robert zumindest
halbwegs trocken lag.
    Allmählich wich die schützende
Dunkelheit einem trüben Dämmerlicht und Osman betete zu seinem Gott, dass es
weiterhin so heftig gießen würde, denn wollten sie nicht die folgende Nacht
abwarten, bedurfte es schon des dichten Regenschleiers, um unbemerkt ihren Plan
in die Tat umzusetzen.
    So verharrten sie beide im dichten
Buschwerk und erholten sich von den Strapazen der vergangenen Nacht. Und
während Robert direkt von der Ohnmacht in einen tiefen Schlaf hinüberwechselte,
begannen Osmans Augenlider zu flattern, bis auch er schließlich sanft
einschlummerte.

     
    *

     
    Auch Albert schloss
endlich seine Augen, nun, da der neue Tag begonnen hatte. Satt war er und fürs
Erste durchaus zufrieden mit sich und der Welt. Was war das doch für ein
herrliches Mahl, entsann er sich mit Freude des soeben verspeisten Saumagens,
dessen köstlicher Duft noch immer seine geräumige Zelle erfüllte. Wie sehr
hatte er sein Leibgericht vermisst, eine Spezialität aus seiner an Spezialitäten
keineswegs armen süddeutschen Heimat. Gerade noch, in der Schänke, klagte er
Osman und Robert sein Leid, wie unmöglich es doch wäre, so weit im Norden dies
herrliche Mahl zu bekommen, und nun hatte er sich den Bauch damit
vollgeschlagen, bis nichts mehr hineinging.
    Eine diebische Freude erheiterte
ihn, als er an das erste Gespräch mit seinen Entführern dachte. Anfangs wollten
sie nicht auf seine Bedingungen eingehen, doch als er sich daraufhin
schlichtweg weigerte, auch nur ein weiteres Wort von sich zu geben, gaben sie
schließlich klein bei und erfüllten seine Forderungen. Nur bei seinem Wunsch
nach einem Fenster mochten sie partout nicht einlenken, bis ihnen Albert
schließlich erklärte, dass Sonnenstrahlen, durch ein Prisma gebrochen, die
Kraft hätten, chemische Stoffe zu katalysieren. Alchemie empfanden die meisten
seiner Zeitgenossen als reine Magie, und so war auch keine Erklärung zu
haarsträubend, um nicht bereitwillig auf Glauben zu stoßen.
    Obwohl das Fenster, vergittert und
mit schwerem Bleiglas verschlossen, derart winzig klein war, dass er nicht
hindurchschlüpfen konnte,

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