Das Geheimnis des Goldmachers
bezogen!«
Darauf wusste selbst Osman nichts
zu erwidern.
*
»Komm, Hundchen, komm
und schau, was ich hier Feines für dich habe!«
Albert schwenkte den Saumagen vor
dem Fenster hin und her, doch noch war von dem Terrier weit und breit nichts zu
sehen.
»Na komm schon, alte Töle, so was
Leckeres hast du dein Lebtag noch nicht zu beißen gekriegt. Komm …!«
Ganz unvermittelt schoss ein
schwarzer Schatten aus den Büschen hervor und riss Albert ein Stück Braten aus
der Hand, um sofort wieder aus seiner Reichweite zu verschwinden. Gute fünf Fuß
vom Fenster entfernt schließlich hockte sich das Tier hin und schlang gierig
das Fleisch hinunter.
»Na warte, du Höllenbrut, ich
krieg dich schon noch!«, flüsterte Albert und platzierte auf dem Fenstersims
die Reste des Saumagens. Noch kaute der Hund auf dem anderen Stück herum,
sodass dem Mönch genügend Zeit blieb, eine Nachricht aufzusetzen. Er begann mit
seinem Namen und beschrieb die Zwangslage, in der er steckte. Durch die Angabe
der Schrittweite vom Brühltor aus und der ungefähren Richtung, in der sie sich
nach dem Überfall fortbewegt hatten, versuchte er dem Finder der Zeilen
möglichst viele Anhaltspunkte zu geben, wo er sich annähernd befand. Er
vervollständigte seinen Bericht, indem er möglichst detailliert auf die
Beschaffenheit seines Gefängnisses einging. Da es nicht viele Steinhäuser in
Hildesheim gab, hoffte Albert, dass sämtliche Hinweise zusammengenommen genügen
sollten, den Schlupfwinkel der Halunken ausfindig zu machen.
Als schließlich alles
aufgeschrieben war, trennte er noch ein Stück von seiner Kordel ab, um dem Tier
damit die Nachricht umzubinden.
Jetzt musste er nur
noch den Hund zu fassen bekommen.
Albert schüttelte seinen Kopf.
Ausgerechnet ein Hund sollte ihn retten?
Er hasste Hunde, und Hunde hassten
ihn. Wieder einmal meldete sich sein schlechtes Gewissen, denn schließlich
waren auch Hunde Geschöpfe Gottes, und doch, er konnte einfach nicht anders: Er
verabscheute diese Tiere. Noch viel größer jedoch war seine Angst vor ihnen.
*
Der Hund spürte, was
in Albert vorging, roch, wie dem Mann die Angst aus allen Poren kroch und
normalerweise hätte er einen großen Bogen um ihn gemacht, denn Menschen mit
solch einem Geruch war alles zuzutrauen, doch zu verführerisch war der Duft,
der ihm aus dem dunklen Raum entgegenströmte. Der Mann hatte offenbar noch mehr
von dem Fleisch, und damit war es dann auch um die Vorsicht des Hundes
geschehen, diesen Verlockungen konnte er einfach nicht widerstehen. Ganz
langsam näherte sich seine Schnauze dem Fenster, bereit, sofort kräftig
zuzuschnappen, sollte der Mensch mit dem unberechenbaren Gestank nach ihm
greifen wollen.
*
Albert stand eine
gute Armeslänge vom Fenster entfernt.
Seine Muskeln waren bis aufs
Äußerste angespannt. Sollte der Hund seinen Kopf durch die Scheibe stecken, war
er nun in Position, einen großen Satz nach vorn zu machen. Ganz langsam näherte
sich das Tier, und während es drohend seine Lefzen bleckte und die Zähne
zeigte, fixierte es Albert bei jedem weiteren Schritt.
»Komm schon, du Rabenaas, sei
nicht so misstrauisch, ich tu dir schon nichts. Du sollst doch nur einen
kleinen Botendienst für mich erledigen, dafür gibt’s auch reichlich zu fressen!«
Immer noch wagte der Hund nicht,
seinen Kopf durch das Fenster zu stecken, die Angst vor Albert war offenbar zu
groß.
»Sieh her, ich bin keine Gefahr
für dich«, sagte Albert und trat einige Schritte zurück. »Nun komm schon
endlich her, du elendige Memme«, flötete Albert diese garstigen Worte ganz
sacht und zart. »Hab dich doch nicht so!«
Da Albert nun nicht mehr
unmittelbar am Fenster stand, gewann schließlich der Heißhunger des Tieres die
Oberhand über seine verängstigte Seele. Zaghaft schob es seine Schnauze durch
die geborstene Scheibe hindurch, immerzu den Mann im Blick, der ins Halbdunkel
der Zelle zurückgetreten war.
Jetzt oder nie, sprach sich Albert
Mut zu, und sprang mit einem Satz zum Fenster. Beide Hände schossen nach vorn
auf die Schnauze des Hundes zu. Sofort wollte das Tier seinen Kopf
zurückziehen, doch es blieb mit seinem dichten Fell an einer Glasscherbe
hängen. Ein markerschütterndes Jaulen mahnte Albert, dass ihm nicht mehr viel
Zeit blieb, wenn seine Entführer nicht allesamt taub wären. Geifer spritzte
Albert entgegen, der Hund, außer sich vor Angst und Schmerz, zog mit aller
Kraft, um seinen Kopf wieder aus dem
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