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Das Geheimnis des Goldmachers

Das Geheimnis des Goldmachers

Titel: Das Geheimnis des Goldmachers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Hereld
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hinein.

     
    *

     
    Roland, der
Torwächter, mochte den Domburger Novizen Vinzenz, wenn dieser ihm auch
bisweilen umständlich in seiner Sprache und schwer von Begriff erschien. Mehr
noch mochte er jedoch dessen Mutter Gundel, eine kürzlich verwitwete Bäuerin
aus dem Alten Dorf. Sie verfügte über ein erkleckliches Fleckchen Land, welches
von den übrigen vier Söhnen geschickt bewirtschaftet wurde, sodass die noch
recht ansehnliche Gundel eine durchaus gute Partie abgab. Jeden Morgen in der
Frühe, wenn der Junge die Tiere zum Grasen hinausbrachte, führte er deshalb ein
belangloses Gespräch mit dem Kuhhirten des Bischofs, um Näheres über Gundel in
Erfahrung zu bringen. Sollte sie nach wie vor ohne Mann sein, so schwor sich
Roland, würde er eines Tages vor ihrer Tür stehen.
    Vinzenz wiederum hatte bereits
früh bemerkt, welche Absicht der Stadtwächter mit seinem tagtäglichen Geschwätz
bezweckte, und nichts war ihm abscheulicher als der Gedanke, diesen
ungebildeten, schmierigen Rohling im Bett seiner Mutter zu wissen. So also
machte er sich einen Spaß daraus, den beschränkten Soldaten mit Antworten zu
foppen, die ihn keinen Deut voranbrachten.
    So auch an diesem frühen Tage. Auf
die immer eindeutiger werdenden Bemühungen des Wachmannes, herauszufinden, ob
Gundel wieder einen Kerl im Hause habe, verwies Vinzenz ausweichend auf seine
allesamt älteren Brüder, natürlich ohne eindeutig verlauten zu lassen, ob denn
noch ein weiterer Mann unter ihrem Dach lebe. Innerlich frohlockend, Roland
wieder einmal an der Nase herumgeführt zu haben, wollte er sich gerade
verabschieden, als die Tiere plötzlich unruhig wurden. Der Übeltäter war
schnell ausgemacht – Achilles, derzeit einziger Bulle im Stall des Bischofs,
schien aufs Neue beweisen zu wollen, dass er zu wertvoll war, um am Spieß zu
enden. Mächtig erhoben sich seine Vorderhufe über Helene, einer Jungkuh, die
bislang noch nicht ausgetragen hatte. Und zumindest an diesem frühen Tage trug
sie energisch dafür Sorge, dass es fürs Erste auch so bleiben würde. Sie blökte
und sprang und teilte mit ihren Hinterläufen aus, als sei der Leibhaftige in
sie gefahren und brachte damit die bislang so ruhige Herde in wilde Hysterie.
    »Ach herrje, jetzt gebt schon
wieder Ruhe!«, rief Vinzenz erschrocken und sprang prompt ins Getümmel in der
irrwitzigen Hoffnung, die eigentlich doch so sanftmütigen Tiere rasch wieder
beruhigen zu können, bevor noch eins von ihnen Schaden nähme. Doch war das
leichter gesagt als getan, denn wenn sich eine schlichte Rinderseele erst
einmal erregt hatte, so war ihr einzig und allein mit ruhigen Worten nicht
beizukommen. Zwei Hufschläge verfehlten Vinzenz noch knapp, doch der dritte
schließlich traf ihn genau dorthin, wo es einem Mann besondere Schmerzen
bereitet.
    Einen flüchtigen Augenblick lang
meinte er noch, halbwegs von den Tieren verdeckt die Beine eines Riesen am Tor
liegen zu sehen, dann sank der Novize mit einem spitzen Schrei in sich zusammen
und war fürs Erste bedient.

     
    *

     
    Osman hatte den
Durchgang gerade passiert, als hinter ihm die Hölle losbrach. Rasch warf er
einen Blick zurück und musste mit ansehen, wie sein Freund mit der Wucht eines
Katapults gegen den massiven Torflügel geschleudert wurde. In diesem Moment
hätte Osman keinen Pfifferling mehr auf das Leben seines Kameraden gesetzt.
Dennoch kroch er zurück zum Tor – solange ein Funken Hoffnung bestand, wollte
er Robert nicht aufgeben.
    »Unglaublich, was für ein zäher
Teufelsbraten!«
    Osman konnte nicht glauben, was er
mit seinen eigenen Augen zu sehen bekam. Noch immer bewegte sich Robert, obwohl
jedem anderen nach diesem Stoß sämtliche Knochen im Leib zerborsten wären.
Dennoch, unbeschadet schien auch er den Aufprall nicht überstanden zu haben,
denn er machte keinerlei Anstalten, sich aus seiner bedrängten Lage zu
befreien. Während ihn ein ums andere Mal ein Huf traf, bewegte er nur träge
sein Haupt und ruderte unbeholfen abwehrend mit den Armen.
    Nur noch wenige Augenblicke, und
die kopflosen Tiere würden ihm endgültig den Rest geben, ganz ohne Frage.
    »Bei Allah, steh deinem demütigen
Diener bei!«, murmelte Osman und kroch zurück ins heillose Gedränge und
Gestampfe zwischen den schweren Eichenflügeln des Peterstores, um seinen Freund
zu retten.

     
    *
    Nach wie vor tanzten
unzählige schwarze Punkte vor Roberts Augen und noch immer wusste er nicht, wie
ihm geschah. Der Novize und der Torwächter kamen immer

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