Das Geheimnis des Goldmachers
heran, denn die Dominikaner wichen für einige Augenblicke
erschrocken zurück angesichts der gotteslästerlichen Worte und erst recht wegen
der brutalen, lauten Stimme, mit der Robert den Fluch an diesem frommen Ort
ausstieß.
Die Tür war nun zum Greifen nahe,
gerade mal zehn Fuß entfernt. Das Ziel dicht vor Augen, schöpfte Robert neue
Kraft, genug, um die restlichen Schritte auch noch zu bewältigen. Er öffnete
die Klostertür nur einen kleinen Spalt und schob behände seinen wuchtigen
Körper hindurch, dann schlug er sie laut krachend zurück in den Rahmen und
legte von innen den Riegel davor.
Zwar war Robert immer noch nicht
allein, denn auch hier gab es einige Dominikaner und es wurden immer mehr,
schließlich verfügte das Haus über mehrere Eingänge und die Mönche von draußen strömten
unablässig nach, doch hatte er es angesichts der engen Gänge nur mit zwei,
höchstens drei Widersachern zu tun, was ihn, obwohl angeschlagen, todmüde und
hungrig, vor keine größeren Probleme stellte.
So wich er nicht ab von seinem
Plan und setzte den Weg nach oben unbeirrt fort, dorthin, wo Albert sein
musste, und ignorierte die Schläge, die nach wie vor auf ihn einprasselten. Er
tat es für sich, seinen Freund Osman und natürlich auch für Albert, wenn er
denn noch leben sollte. Und er wusste, dass es nur eine Möglichkeit gab, sich
von den üblen Verleumdungen reinzuwaschen: Albert musste wieder in Erscheinung
treten, und das freilich vor Zeugen.
Plötzlich schoss ihm
ein beunruhigender Gedanke durch den Kopf, doch je länger er darüber
nachdachte, desto abwegiger erschien ihm schließlich seine Sorge. Die
Vorstellung, dass alle Mönche in den Plan des Priors eingeweiht wären, war
einfach zu absurd – nein, unmöglich, dass all diese frommen Männer Georgs
verbrecherische Taten unterstützen sollten. So erklomm Robert guten Mutes Stufe
um Stufe in der Hoffnung einer Lösung all seiner Probleme und die Aussicht
beflügelte ihn, bald wieder als unbescholtener Bürger zu gelten.
Im Dachgeschoss angekommen, war es
für ihn ein Leichtes, den richtigen Weg zu finden, denn nicht nur die Außenwand
war übel zugerichtet worden, auch zum Korridor hin hatte die Explosion
deutliche Spuren hinterlassen. So hatte auch die Tür zur Kammer ihren Teil
abbekommen und hing schief und rußgeschwärzt in der Angel.
Nur noch wenige Schritte, dann
würden sie endlich alle miteinander Albert zu Gesicht bekommen und jedem von
ihnen müsste aufgehen, dass er und Osman unbeteiligt waren an der Entführung
des Mönches. Je näher Robert jedoch der Kammer kam, desto offensichtlicher trat
die verheerende Gewalt des Schwarzpulvers zutage und nährte seine Zweifel,
Albert jemals lebendig wiederzusehen.
Und wenn gar nichts mehr von ihm
übriggeblieben wäre, was eine eindeutige Identifizierung zuließe?
Alle Mühen wären vergebens
gewesen.
Brandgeruch vermengte sich mit dem
Muff und Staub vieler Jahre, ganz offensichtlich wurde dieser Gebäudeteil sonst
nicht genutzt, auch ein Indiz dafür, dass sich hier, verborgen vor den
Klosterbrüdern, Schändliches zugetragen hatte. Nur noch wenige Schritte
verblieben, machte sich Robert Mut, und es wäre vollbracht, was zu vollbringen
er imstande war, alles andere läge dann allein in Gottes Hand.
Derweil siegte bei so manchem
Dominikaner die Neugier über den Kampfeswillen, denn einige von ihnen stürmten
an Robert vorbei und warfen einen Blick hinein in den verwüsteten Raum, um sich
prompt kreidebleich wieder abzuwenden. Angesichts dessen rechnete nun auch
Robert mit dem Schlimmsten und als er schließlich die zerborstene Tür aus ihrer
Angel riss und die Kammer betrat, sah er sogar seine ärgsten Befürchtungen
übertroffen.
Es bot sich ihm ein Bild des
Grauens und der ungezügelten Zerstörungswut, allzu deutlich zeigte sich wieder
einmal, zu wie viel Erfindungsgabe der Mensch doch in der Lage war, wenn es
darum ging, Tod und Zerstörung zu verbreiten.
Scharfer Brandgeruch von
verkohltem Holz, Stein und Fleisch raubte ihm fast den Atem und noch immer
hingen Rauchfetzen in der Luft. Zu seinen Füßen lag eine abgerissene Hand und
einige Schritte weiter der traurige Rest davon, ein Bild, aus dem Albträume
gemacht wurden. Überdies auch Roberts ganz persönlicher Albtraum, denn in dem
gesichtslosen Klumpen Fleisch könnte unmöglich noch jemand Albert
wiedererkennen.
»Aus und vorbei, alles war
umsonst«, seufzte Robert, dann traf ihn ein Schlag in die Rippen und er sank
auf die Knie,
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