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Das Geheimnis des Nostradamus

Das Geheimnis des Nostradamus

Titel: Das Geheimnis des Nostradamus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Flacke
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fragte Marie. Die Holzdielen unter ihren nackten Füßen knackten leise, als sie ein paar Schritte auf ihn zuging.
    »Sie wurden ganz in der Nähe von hier in den Bergen von Montségur als Aufständische belagert«, sagte er. Seine Augenlider zuckten, als wollten sie ihn daran hindern, noch weiter in die Welten jenseits der Zeit herabzusteigen.
    »Montségur… Und? Was passierte da?«, drängte Marie.
    Nostradamus’ Blick schien sich in sich selbst zu spiegeln. »Das Gleiche wie mit den Tempelrittern. Sie wurden belagert. Zu Hunderten kamen sie nach Wochen erschöpft und ausgehungert von den Bergen. Sie hielten sich fest an den Händen und sangen heilige Lieder, um dann in den Flammen der Scheiterhaufen zu sterben.«
    »Aber von den Tempelrittern gab es Tausende!« Die winzigen Einschlüsse in ihren zimtfarbenen Augen funkelten wie Goldspritzer. »Warum haben die sich denn nicht gewehrt?«
    »Es war ihr Glaube. Sie haben sich ihrem Schicksal ergeben…« Er sog erregt die Luft ein. »Aber vielleicht gibt es ja dort noch ein göttliches Geheimnis…«
    »Was meint Ihr damit?« Marie versuchte seinen Blick einzufangen, um mit seinen Gedanken davonzufliegen.
    Nostradamus strich jetzt seinem Sohn über den zarten Flaum. Die kleinen Löckchen klebten im Nacken schweißnass an der Kopfhaut.
    »Hast du noch nie vom Heiligen Gral gehört?«, fragte er leise. Tonlos schwebten seine Worte durch den Raum, getragen von einer vibrierenden Unruhe, die ihn von Sekunde zu Sekunde mehr aufzuwühlen schien.
    Plötzlich wandte er sich ruckartig ab, als wollte er sich von einer Vorahnung lösen, die sich wie ein düsterer Schatten über ihn gelegt hatte. Er räusperte sich und langte nach einem Keramikdöschen, das im Innenfutter seines Umhangs steckte.
    »Ah! Hier ist es ja!« Er atmete noch immer gehetzt, seine Finger zitterten. »Das Mittel für die junge Madame Scaliger. Ich bin sicher, es hilft gegen ihre Fallsucht.«
    Wieder diese Fallsucht, ging es Marie durch den Kopf. Erst neulich hatte er sich wieder über Stunden in seine Studierkammer eingeschlossen, die mit alten Schriften und Folianten voll gestopft war. Das Knarren seiner Schritte auf den Holzdielen hatte zu ihnen herübergehallt, als würde er von wilden Gedanken hin und her gehetzt. Dabei hatte er Wortfetzen ausgespuckt: »Fallsüchtige« und »Eintritt in die Welt jenseits der Zeit…« Wollte er etwa die junge Madame Scaliger darauf hin untersuchen?
    »Musst du wirklich fort?«, fragte Catherine vorsichtig und wischte ein paar Flusen von seinem leichten Stoffumhang.
    Nostradamus hauchte ihr einen kurzatmigen Kuss auf die Wange. »Ja, ich habe es versprochen. Außerdem hat sich bei Scaliger heute auch noch ein berühmter Maler namens Albrecht Dürer angesagt, der auf der Suche nach gewissen Geheimnissen ist und nach Florenz weiterziehen will. Er muss ein äußerst ungewöhnlicher Mensch sein.«
    »Ständig hockst du bei Scaliger, diesem Wortverdreher!« Catherine hüstelte und spitzte vorwurfsvoll ihre hübschen Lippen.
    »Was du nur wieder hast! Er ist einer der genialsten Köpfe unserer Zeit«, polterte Nostradamus gereizt. »Wenn dich nur dein verdammter Suppentopf kümmert, soll es mich nicht kümmern, wenn du in der Küche versauerst! Mein Freund Rabelais schien doch Recht zu haben, als er schrieb: Schon allein die Existenz der Frauen scheint das Werk einer Natur, die den Verstand verloren hat.«
    Catherine schluckte. »Wann bist du denn zurück?«
    »Wenn die Dispute beendet sind!«, knurrte er ärgerlich.
    Er wandte sich ab, stapfte los und schlug mit lautem Knall die Zimmertür hinter sich zu. Der kleine René schrie erschrocken auf. Seine schrille Stimme schien die schwüle Luft zu zerschneiden, die sich inzwischen im Wohnzimmer gestaut hatte. Die junge Arztfrau nahm ihren weinenden Sohn auf den Arm und wiegte ihn sanft.
    »Er meint es nicht so«, lächelte sie zaghaft und flüsterte Marie zu, während sie sich noch einmal vorsichtshalber zur Tür umdrehte: »Es ist nur… auch die Juden werden durch die Inquisition verfolgt und hingerichtet. In Spanien wurden Hunderte auf dem Scheiterhaufen verbrannt.«
    »Auch die Juden? Macht ihn das so gereizt?« Marie schaute sie fragend an.
    »Er stammt doch selbst aus einer alten jüdischen Familie…«, raunte Catherine ihr zu. Der kleine René hatte sich wieder beruhigt. Spuckebläschen wölbten sich über seine rosa Lippen, während er mit den kleinen Fingern über die schillernden Perlen an Catherines Halskragen

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