Das Geheimnis des Templers - Collector's Pack
Erfolg abhängig machen.
»Wenn Ihr mir einen Schluck
Wasser geben wollt«, sagte d’Our mit einer Ruhe, die ihn selbst zum Erstaunen brachte,
»dann könnte ich es mir in Eurem Sinne überlegen, mein Schweigen zu brechen.« Er senkte den
Blick und versuchte anteilslos zu wirken. Imbert durfte auf keinen Fall bemerken, wie viel
ihm am Leben des Jungen lag.
»Tut, was er verlangt«,
sagte Imbert und wies den Kerkermeister mit einer Geste an, d’Our eine Kelle mit Wasser zu
reichen.
Gierig trank er das kalte
Nass, wie ein Kamel, das man wochenlang durch die Wüste getrieben hatte. Seine verbliebenen
Zähne schmerzten grauenvoll, jedoch seine Gedanken klärten sich mit jedem Schluck, und
seine Stimme klang fest und deutlich, als er fortfuhr.
»Ich sage Euch, was Ihr
hören wollt«, begann er, und dabei schaute er den Großinquisitor von unten herauf mit einer
unschuldigen Miene an. »Unter einer Bedingung.«
|14| »Ich denke nicht, dass es an Euch ist,
Bedingungen zu stellen«, erwiderte Imbert frostig und warf einen schnellen Blick auf die
immer noch am Boden kauernde, junge Frau.
»Und ich denke, Ihr wollt
etwas wissen, das nur ich Euch zu sagen vermag?«, erwiderte d’Our betont gleichgültig.
Das Augenmerk des
Inquisitors richtete sich mehr und mehr auf Francesco, den jungen Templer.
»Ihr braucht ihn erst gar
nicht ins Kalkül zu ziehen«, bemerkte d’Our’ tonlos. »Ich habe bislang auch nicht das
gesagt, was Ihr hören wolltet, obwohl mir seine Schreie nicht entgangen sind.«
In Wahrheit hatte er bis
jetzt nie gewusst, wer gerade geschrien hatte. Er hatte allenfalls ahnen können, welcher
seiner Untergebenen gefoltert wurde.
»Dann macht es Euch bestimmt
nichts aus«, erwiderte Imbert erbarmungslos. »Wenn ich ihn vor unseren Augen töten
lasse.«
Die junge Frau presste sich
die Fäuste auf die Ohren und schrie so laut, als ob man ihr einen Dolch in den Leib
gestoßen hätte, dann klammerte sie sich schluchzend an d’Ours reglose Beine und bettelte in
herzzerreißender Weise um Francescos Leben.
»Es bekümmert mich nicht«,
heuchelte d’Our, während er Francescos Schwester betrachtete, als wäre sie eine arme Irre.
»Aber dieser jungen Dame hier scheint das Leben des Bruders etwas zu bedeuten. Und es würde
mir etwas ausmachen, wenn ich jemandem, der so herzlos ist, ein solch unschuldiges Geschöpf
ins Unglück zu stürzen, ein nicht unbedeutendes Geheimnis anvertrauen sollte.«
»Was wollt Ihr?«, rief
Imbert und schlug ungeduldig mit der flachen Hand auf das Schreibpult.
D’Our wusste, dass er ihn am
Haken hatte. »Ich kann Euch versichern, Ihr könnt den armen Kerl dort auf dem Brett solange
foltern, bis seine Seele beschließt, dass sein Körper ein zu unwirtlicher Ort ist, um darin
wohnen zu bleiben. Es wird Euch nichts nützen.« Er schwieg für einen Moment und bedachte
sein Gegenüber mit einem abschätzenden Blick. »Denkt Ihr ernsthaft, wir würden einem halben
Kind, dessen Zunge schneller ist als sein Verstand, unsere wichtigsten Geheimnisse
anvertrauen? Schaut ihn Euch doch an!«
Imbert unterzog Francesco de
Salazar einer eingehenden Betrachtung. |15| In Blut und Schweiß gebadet, dabei halb ohnmächtig vor
Schmerz, hatte der junge Katalane nichts mehr von jenem stolzen Templer, der trotz seiner
Jugend in einem Kreuzzug jegliche Angreifer das Fürchten gelehrt hätte.
Ȇbergebt ihn seiner
Familie«, sagte d’Our und blickte auf die junge Frau, deren Blicke halb hoffend, halb
bangend zwischen ihm und dem Scheusal im vornehmen Aufzug hin und her schnellten. »Und
sobald ich Nachricht von seinen Verwandten habe, dass er wohlbehalten zu Hause angekommen
ist, verrate ich Euch alles, was Ihr hören wollt.«
»Gut«, bestimmte Imbert kurz
angebunden und gab seinem Folterknecht ein Zeichen. »Lasst sie ziehen!«
Mit ungläubigem Blick nahm
der Kerkermeister den Befehl entgegen.
»Zwei Wochen«, schnarrte
Imbert, während er ärgerlich auf d’Our herab schaute. »Und keinen Tag mehr. Dann werdet Ihr
mir die wahren Geheimnisse Eures Ordens offenbaren.« Der Großinquisitor legte eine
theatralische Pause ein und verengte drohend seine tief liegenden Augen. »Wenn nicht, werde
ich Euch und Euren zwei übrig gebliebenen Kameraden das Fell über die Ohren ziehen. Direkt
hier, bei lebendigem Leib, und noch bevor der Antichrist Eure Seelen endgültig an sich
gerissen hat.«
|17| Teil
Weitere Kostenlose Bücher