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Das Geheimnis des Templers - Collector's Pack

Das Geheimnis des Templers - Collector's Pack

Titel: Das Geheimnis des Templers - Collector's Pack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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nahmen und – da waren sich die Schreiber nicht einig – sie enthaupten oder
     zersägen ließen. Bald darauf hatte ein gewaltiges Unwetter Priester und Zauberer erschlagen
     und den König und sein Volk in Angst und Schrecken versetzt.
    Allem Anschein nach wollte
     der 28. Oktober 1307 seinen Namensgebern die Ehre erweisen – zumindest was das Wetter
     betraf –, und auch die Märtyrer schienen nicht weit.
     
    Ein Napf mit dünnem Gerstenbrei und eine Scheibe
     verschimmeltes Brot kennzeichneten für Henri d’Our, Komtur der Templerniederlassung |8| von Bar-sur-Aube den
     Beginn eines weiteren Morgens in der Hölle.
    An manchen Tagen ging es in
     den weit verzweigten Kalksteinkatakomben der Festung Chinon zu wie auf einem Viehmarkt.
     Gefühllose Folterknechte trieben mit Peitschen und Knüppeln ganze Heerscharen von
     gepeinigten Kreaturen durch ein Labyrinth von Gängen, in der Absicht, die
     Widerstandsfähigsten herauszusieben, nur um ihnen danach noch ein wenig heftiger zusetzen
     zu können. Heute jedoch war es nach der Verteilung der Essensration geradezu unheimlich
     still gewesen, und nur ein fernes Donnergrollen ließ weiteres Unheil befürchten.
    Der eindringliche Schrei
     einer Frau, der diese Stille zerriss wie ein morsches Leichentuch, bestätigte Henri d’Ours
     finsterste Ahnungen. Zurückgezogen hockte er im hintersten Winkel seiner Zelle. Der ehemals
     weiße Habit ließ die ursprüngliche Farbe nur noch erahnen, und der teilweise zerfetzte
     Stoff schützte seinen ausgemergelten Körper nur unzureichend vor schamlosen Blicken. Das
     verfilzte, silberne Haupthaar und der noch bis vor kurzem gepflegte, würdevolle Bart waren
     mit Blut und Dreck verschmiert.
    D’Ours Kiefer schmerzte so
     fürchterlich, dass er seinen Mund kaum zu öffnen vermochte, und mit seinen geschwollenen
     Augenlidern kostete es ihn einige Mühe, zu erkennen, was um ihn herum geschah. Arme und
     Beine, übersät mit blauen Flecken und kleinen, schmerzhaften Brandmalen, konnte er nur noch
     mit äußerster Kraftanstrengung bewegen.
    Bislang hatte er sämtlichen
     Folterungen erbittert Widerstand geleistet, indem er scheinbar über den Schmerz
     hinausgegangen war und seinen Geist ermächtigt hatte, den Körper zu verlassen, um den
     unerträglichen Qualen mit Gleichmut begegnen zu können. Und doch ergriff Zug um Zug eine
     jämmerliche Angst von seiner Seele Besitz. Was wäre, wenn König Philipp IV. von Franzien
     und Guillaume de Nogaret, seines Zeichens Großsiegelbewahrer und Oberhaupt der königlichen
     Geheimpolizei, der sogenannten Gens du Roi, herausfinden würden, dass Henri d’Our
     tatsächlich zu den Eingeweihten des Templerordens gehörte und sich trotz seines
     bescheidenen Postens ab und an mit dem Großmeister oder dessen Vertreter in Franzien
     getroffen hatte? Vielleicht hatten die Gens du Roi, deren grauenhafte Folter jedem
     anständigen |9| Menschen
     das Blut in den Adern gefrieren ließen, Spione in die wirtschaftlich unbedeutende
     Templerniederlassung im Osten der Champagne eingeschleust, die dem Königshof in Paris
     regelmäßig Bericht erstatteten?
    Ein Folterknecht, hässlich
     wie der Teufel, kam herbeigeschlurft. Mit einem blöden Grinsen zückte er seinen schweren
     Schlüsselbund und öffnete das monströse Eisenschloss zu Henri d’Ours unfreiwilligem
     Domizil. Eine Maßnahme, die der Tatsache Hohn spottete, dass er – wie alle Gefangenen an
     Armen und Beinen in Ketten gelegt – wohl kaum in der Lage sein würde, das Weite zu suchen.
    »So mein Guter, auf zur
     nächsten Runde.« Die Ironie in der Stimme des Mannes war nicht zu überhören. »Man erwartet
     Euch bereits.«
    Rücksichtslos zerrte er
     Henri d’Our aus der finsteren Behausung heraus.
    »Heilige Jungfrau Maria«,
     betete der Komtur von Bar-sur-Aube lautlos, während er Mühe hatte, auf die Beine zu kommen.
     »Lass mich stark bleiben in meiner Ehre und mutig im Glauben an das Gute in der Welt.«
    Als er jedoch in die große,
     hell erleuchtete Folterkammer gelangte, war es um seinen Mut geschehen. Ein Stich fuhr ihm
     ins Herz, als er erkennen musste, dass mit Francesco de Salazar ein weiterer Ritterbruder
     seiner Komturei in die Hände der Gens du Roi gefallen war.
    Und was die Sache weit
     schlimmer machte, war die weinende junge Frau, die an seiner Seite saß. Ohne Zweifel
     handelte es sich um die Schwester des ehemals stolzen Katalanen, weil sie mit den gleichen,
     großen Haselnussaugen zum Komtur der

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