Das Geheimnis des Templers - Collector's Pack
übernehmen.“
„Ja“, sagte Gero und nickte. „Ich könnte – so Gott will – Anwesen und Titel meiner Tante beerben. Aber auch davon sollte mein Vater vorsorglich nichts wissen. Die Gräfin und er kommen nicht so gut miteinander aus, wenn Ihr versteht, was ich meine.“
„Du meinst Margaretha von Waldenstein?“, fragte Bohemond und sah ihn nachdenklich an.
Wieder nickte Gero. „Sie will mich an Sohnes statt annehmen und denkt darüber nach, mich als ihren Erben einzusetzen und beim Herzog von Lothringen dafür zu sprechen, dass ich als Nachfolger von Waldenstein die Grafenwürde verliehen bekomme.“
„Das wäre ein kolossaler Aufstieg für dich, mein Junge. Auch wenn die Grafschaft klein ist und keinen bedeutenden Einfluss ausübt.“ Bohemond schaute ihn überrascht an. „Und dein Vater wird das nicht gutheißen?“
Gero kniff die Lippen zusammen und senkte den Blick. „Ich denke, nein“, stieß er leise hervor. „Er will ja, dass ich dem Orden beitrete.“
„Mich hat schon gewundert, warum deine Tante an einem Tag wie heute nicht zugegen ist“, bemerkte Bohemond zögernd. „Zumal es hieß, sie sei deine Patin. Aber gut, wenn du sagst, sie hat einen Zwist mit deinem Vater, kann ich es durchaus verstehen. Ich kenne sie beiläufig. Ihr Mann stammte aus dem Hause Lichtenberg, wenn ich mich recht entsinne, und war ein Cousin des Bischofs von Metz. Sie ist eine starke Frau, immerhin hat sie nach dem Tode ihres Mannes viel diplomatisches Geschick bewiesen und Waldenstein aus sämtlichen Konflikten zwischen dem Bischof und Friedrich III. von Lothringen heraushalten können. Sie und dein Vater sind beide aus dem gleichen Holz geschnitzt und nicht das, was man nachgiebig nennen würde.“ Wieder lächelte der Erzbischof milde. „Fällt dir sonst noch was ein, was sich einer Beichte als würdig erweist. Ich meine, alles, was du mir bisher gesagt hast, gilt nicht als Sünde, obwohl durchaus eine daraus erwachsen könnte. Aber ich kann und will dir keinen Ablass erteilen für Dinge, die du noch gar nicht getan hast, obwohl eine solche Vorgehensweise bei meinen Amtsbrüdern immer häufiger in Mode kommt.“
„Ich habe meinen Bruder des Öfteren geärgert und aus der Vorratskammer genascht“, gestand Gero mit einem verschämten Grinsen.
„Das sind natürlich Sünden, die nach einem eindeutigen Ablass verlangen“, bestätigte sein Beichtvater beinahe vergnügt und legte ihm die Hände auf den gebeugten Kopf.
Dann begann er auf Latein zu murmeln und erlegte Gero zehn Ave Maria zur Buße auf, die er noch auf dem Weg zur Kapelle beten sollte.
Als die beiden wenig später den Burghof überquerten, hatte es zu schneien begonnen. Der Platz vor der Kapelle war mit einer dicken Traube von Menschen gefüllt, die ehrerbietig zur Seite gingen, als Gero zusammen mit dem Erzbischof und seinem Gefolge zum offenen Portal schritt. Übermorgen war der Heilige Abend, und ein wenig von dem Zauber der anstehenden Feierlichkeiten hatte sich bereits auf den Schmuck vor der Kapelle und auch auf deren geräumigen Innenraum übertragen, der mit wohlriechenden Tannenzweigen ausgelegt worden war. Zahlreiche Kerzen erhellten die winterliche Dämmerung, und der Duft von verbranntem Bienenwachs lag in der Luft. Beiläufig erblickte Gero am Eingang einen beleibten Mann von mittlerem Wuchs.
Er hatte schwindendes, kurzgeschnittenes Haar und einen dunklen Bart, der bis auf die Brust ragte. Auf seinem braunen Ordenskleid prangte das blutrote Kreuz der Templer. Anscheinend handelte es sich um den von seinem Vater angekündigten neuen Ordensmeister aus Trier. Begleitet wurde er offenbar von einem jüngeren, blassblonden Templerbruder, der das weiße Ordenskleid eines Ritters trug. Beide blickten recht teilnahmslos drein und schienen an dem Spektakel, das Geros Vater seinem Sohn zu Ehren veranstaltete, nicht besonders interessiert zu sein.
Sei’s drum, dachte Gero. Er würde den beiden ohnehin tunlichst aus dem Weg gehen. Falls sein Vater ihn zu einem Gespräch mit dem Templerkomtur nötigte, nahm er sich vor, auf Fragen nach seinem Ordensbeitritt möglichst ausweichend zu antworten.
Gero stellte sich abwartend in die Nähe des Altars und beobachtete das weitere Treiben, als ob er selbst nur Besucher wäre. Schon bald waren die Holzbänke im Innern bis auf den letzten Platz mit hochrangigen Gästen besetzt, so dass das Gesinde sich ausnahmslos mit einem Stehplatz draußen vor der Tür begnügen musste.
Als sein Blick zu den
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