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Isolation

Isolation

Titel: Isolation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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Zuoquan, Provinz Shanxi, China
    2.   Juni 2060
    Die Artillerie war vorgerückt und hämmerte heftiger denn je auf die Stadt ein. Mei Hao blieb trotz ihrer Eile am Fenster stehen und betrachtete den Rauch und die auflodernden Flammen in der chinesischen Hälfte der Stadt. Auch die Brände waren näher gekommen. Die Partials stießen vor, und das chinesische Hauptquartier war nicht mehr sicher. Mei kehrte dem Fenster den Rücken und rannte den Gang entlang. Einen Stapel Karten hatte sie unter den einen, die Satbox der Armee unter den anderen Arm geklemmt. Sie hörte bereits, wie die beiden Generäle miteinander stritten.
    »Wir müssen das Hauptquartier verlegen«, verlangte General Wu. Mei war seine Assistentin, und es überraschte sie nicht, dass er sich für einen Rückzug aussprach. Vom ersten Tag an, seit sie sich kannten, hatte er sich immer wieder als Feigling erwiesen. Sie stürzte in den Raum und legte die Karten auf den Tisch. Er breitete sie aus, ohne Mei auch nur eines Blickes zu würdigen. Während er das Material betrachtete, klappte sie die Satbox auf. »Die Armee der Teufel hat diese Linie seit Wochen gehalten.« Er deutete auf eine krakelige Markierung, die jemand mit rotem Wachsstift mitten durch die Stadt gezogen hatte. Die Linie war notgedrungen nur ein dürftiger Anhaltspunkt, denn es ließ sich nie genau sagen, welche Partei zu welchem Zeitpunkt gerade welche Gebäude besetzt hielt. »Aber inzwischen dringen sie weiter vor«, fuhr General Wu fort. »Mindestens bis hierher, wahrscheinlich sogar noch weiter.« Er drückte den Zeigefinger so energisch auf die Karte, als wären seine Schätzungen unbestreitbare Wahrheiten. »Wie auch immer, hier sind wir nicht mehr sicher.«
    General Bao dachte gründlich nach, ehe er antwortete. Aus Erfahrung wusste Mei allerdings, dass dieser Mann eher taktvoll als unentschlossen war. Bao war in mehr als einer Hinsicht das genaue Gegenteil von General Wu: Er war jung, während Wu schon älter war, er war groß und sah gut aus, wohingegen Wu rundlich und hässlich war. Er war tapfer, Wu ein Feigling. Natürlich störten ihn die Vorsicht und die Feigheit des älteren Mannes, doch Wu war der ranghöhere General, und Bao zog es vor, seine Ratschläge stets überaus höflich zu formulieren. »Wir können nicht ewig weglaufen«, sagte er schließlich. »Uns wurde die Verteidigung dieser Stadt übertragen, aber wenn die Invasion so weitergeht, haben wir jeden Tag etwas weniger zu verteidigen. Wie Sie richtig sagen, haben wir nicht genügend Kraft, die BioSynths zurückzuwerfen, aber wir müssen irgendwo eine Verteidigungslinie ziehen.«
    »Pah!«, machte Wu und wischte den Einwand mit einer abfälligen Handbewegung weg. »Wollen Sie denn lieber ausharren und sterben? Der zivile Sektor der Stadt ist für uns zweitrangig. Unser einzig wichtiges Ziel ist die Verteidigung der Munitionsfabrik.« Sein dicker Zeigefinger stieß auf die außerhalb des Zentrums gelegene Anlage hinab. »Die Fabrik dürfen wir auf keinen Fall verlieren. Wenn wir uns heute zurückziehen, haben wir eine umso bessere Position, um sie zu verteidigen.«
    Ein Adjutant eilte herbei, verneigte sich nacheinander vor den Generälen und präsentierte einen sanft schimmernden Tablet-Computer. »General Bao Xu Quin, eine Nachricht aus dem Turm.«
    Bao warf Wu einen Blick zu und nahm das Tablet an sich, um die Botschaft so schnell wie möglich zu lesen. Dabei verschob er die Fotos rasch mit dem Finger.
    »Zweifellos schlechte Neuigkeiten«, vermutete Wu. »Wie nahe sind sie inzwischen, Mann? Acht Kilometer? Oder ist es nur noch einer?«
    »Sie sind fünf Kilometer von unserer Position entfernt«, erklärte Bao. Als er das Tablet anstarrte, erkannte Mei die Bewegung, die seine Aufmerksamkeit fesselte. Er beobachtete ein Video der Schlacht, wahrscheinlich sogar eine Liveübertragung, und seiner Miene nach zu schließen, lief es nicht gut für die Verteidiger. »Sie rücken rasch vor. Vielleicht ist es nun doch an der Zeit, unser Hauptquartier zu verlegen.« Er warf Mei einen Blick zu, die scheu die Augen niederschlug. »Und sei es nur, um die Sicherheit der Mitarbeiter zu gewährleisten.«
    »Endlich werden Sie vernünftig«, stimmte Wu ihm zu. »Auch wenn Sie es mir als Mitgefühl verkaufen wollen. Die Frage ist nur – wohin sollen wir uns wenden?« Er betrachtete die Karte. »Ein Herz, das der Feind nicht findet, kann er nicht durchbohren. Unser Hauptquartier wäre am leichtesten hier in der Universität zu

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