Das Geheimnis des Templers - Collector's Pack
Gertrudis herbei. „Schau nach, ob es ihr nun besser geht.“
Mit sauertöpfischer Miene schlich Gertrudis heran und machte sich mit beiden Händen unter dem Laken zu schaffen, wo sie augenscheinlich Elisabeths Wölbung gründlich abtastete.
Lissy selbst schien zu geschwächt, um zu begreifen, was mit ihr geschah. Den Kopf zur Seite gedreht, ließ sie Gertrudis’ unsanfte Untersuchung über sich ergehen.
„Und?“, fragte Gero beherzter, als ihm zumute war, nachdem Gertrudis ihre Untersuchung beendet hatte.
„Das Kind hat die Hungerkur und die Ohnmacht seiner Mutter allem Anschein nach gut überstanden“, berichtete sie kühl. „Aber wenn es gesund zur Welt kommen soll, muss die Mutter essen und vor allem viel trinken, damit sie Milch hat, wenn es denn das Licht der Welt erblickt. Außerdem sollte sie sich ausruhen und möglichst wenig aufregen.“
Lissy schien plötzlich zu verstehen, dass ihr großes Geheimnis nun kein Geheimnis mehr war.
„Es tut mir leid“, flüsterte sie und drehte den Kopf in die Richtung, wo Geros Mutter mit immer noch fassungsloser Miene auf dem Stuhl hockte. Jutta von Breydenbach erhob sich wie in Trance und wankte auf ihre Tochter zu.
„Kind“, sagte sie und schüttelte den Kopf. „Nicht dir muss es leidtun, sondern deinem vermaledeiten Bruder, der sich in Sünde an dir vergangen hat.“
„Nein, das ist nicht recht“, wehrte Elisabeth die Beschuldigung ab. „Er hat mir nichts Böses getan. Ich wollte, dass er meinen Leib erkennt. Ihn trifft keine Schuld.“
Ein Raunen ging durch die anwesenden Frauen.
Gero konnte sich nicht länger zurückhalten. Beschwichtigend beugte er sich über seine Liebste und drückte ihre Hand. „Lass das“, sagte er beinahe streng. „Du hast doch gehört, du sollst dich nicht aufregen und vor allem solltest du nie wieder einen solchen Unsinn erzählen. Niemandem gegenüber.“
Dann streckte er sich und stellte sich dem anklagenden Blick seiner Mutter. „Ich bin derjenige, den Ihr verurteilen könnt. Ich liebe Elisabeth“, stellte er unverblümt klar. „Schon seit dem Tag, als Vater sie mit zu uns auf die Burg gebracht hat. Ich werde zu ihr und diesem Kind stehen, und ich werde sie heiraten. Ganz gleich, ob es Euch und Vater gefällt. Gott der Herr hat entschieden, unsere Liebe mit einem Kind zu segnen, und niemand außer ihm wird uns je wieder trennen.“
Jutta starrte ihn immer noch an, als wäre er der Leibhaftige persönlich.
„Du hast keine Ahnung, mein Junge, was du da angestellt hast“, krächzte sie. „Dein Vater wird außer sich sein. Er wird niemals zulassen, dass Elisabeth deine Frau wird. Er hat vor Gott ein Versprechen abgegeben, dass er nicht brechen darf. Es würde großes Unglück bedeuten, wenn er es nicht einlösen kann.“
„Ob wir ein Paar sein dürfen, liegt nicht in seiner, sondern in Gottes Hand.“ Geros Stimme klang ungewöhnlich hart. „Er allein wird über unsere Zukunft entscheiden.“
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass Richard eurer Heirat zustimmt“, murmelte Jutta sichtlich besorgt. „Trotzdem bitte ich dich und alle, die hier im Raum sind, mit jeglichem Geschwätz über das hier Offenbarte zu warten, bis die Gäste abgereist sind. Ich will nicht, dass es zu einem Eklat kommt, während der Erzbischof in unserem Hause weilt. So weit ich weiß, wird er morgen früh abreisen. Dann werde ich selbst mit Richard sprechen. Bis dahin machen alle gute Mienen zum bösen Spiel.“ Ihr Blick fiel auf Gero. „Das ist ein Befehl, der auch für dich gilt“, erklärte sie hart.
„So sei es“, bestätigte Gero kühl. „Aber eins will ich klarstellen: Für Lissy und mich gibt es kein Zurück, und ich will es auch gar nicht.“
Episode II
»Im Namen Gottes«
Kapitel I
Jahreswechsel 1300/1301 Burg Waldenstein –
D er Teufel soll dich holen und dir bei lebendigem Leibe die Eier abreißen“, brüllte Richard von Breydenbach seinen jüngsten Sohn an. Anschließend schlug er mit seiner linken Faust auf den schweren Eichenholztisch, an dem er gewöhnlich seine Abgabeerklärungen als Lehensnehmer für den Kurfürsten und Erzbischof von Trier verfasste.
Gero stand vor der erkalteten Feuerstelle, aufrecht wie eine Basaltsäule, und rührte sich nicht. Sein Blick ging an seinem cholerischen Vater vorbei, hinaus zum halb geöffneten Fenster, wo es unentwegt schneite.
„Wie konntest du nur?“, zischte der Alte und bedachte seinen Sohn mit einem Blick, der noch kälter war als der Winter, der das Land
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