Das Geheimnis des Templers - Collector's Pack
Notwendigkeit, es mit ihnen aufzunehmen. Gott der Herr ist überall. Wozu brauchen wir Jerusalem, wenn Er, wie der Papst behauptet, in jeder christlichen Kirche wohnt?“
„Du bist wirklich ein Narr.“ Richard von Breydenbach grinste abfällig. „Und es interessiert mich auch nicht, ob du meine Argumente verstehst. Ich befehle dir, gehorsam zu sein und unverzüglich bei den Templern um Aufnahme zu ersuchen. Wenn du erst einmal dort bist, werden sie dir den Sinn ihrer Mission schon beibringen. Sie verfügen über Geheimnisse, von denen du noch nicht einmal zu träumen wagst und über deren Existenz selbst ich nur vage Kenntnis besitze. Ich habe bei Gott dem Herrn geschworen, dass du einer der ihren wirst, und so soll es sein!“
„Und was wird geschehen, wenn ich Eurem Aufruf nicht folge? Abgesehen davon, dass Ihr zukünftig kein Wort mehr mit mir wechseln werdet, wie ich Euch kenne.“
„Abgesehen davon, dass ich dich als meinen Sohn verstoßen werde, wenn du dich mir widersetzt, wird der Allmächtige uns allen mit einem furchtbaren Fluch bestrafen“, orakelte Richard düster. „Außerdem“, bemerkte er herablassend, „wo wolltest du denn überhaupt hin, wenn ich dich von dieser Burg verbanne?“
„Daran solltet Ihr keine überflüssigen Gedanken verschwenden“, entgegnete Gero gelassen. „Ich habe vorgesorgt und weiß bereits, wo ich mit Elisabeth und dem Kind unterkomme.“
„Und wo, wenn ich fragen darf?“ Richard bedachte seinen Sohn mit einem argwöhnischen Blick.
„Tante Margaretha hat uns eine Zuflucht geboten“, log Gero dreist. Sein Vater musste ja nicht wissen, dass sie ihm lediglich die Übernahme der Burg in Aussicht gestellt hatte, nicht aber die Aufnahme einer ganzen Familie, schon gar nicht, wenn der Segen seiner Eltern fehlte.
„Ich hätte es mir denken können“, rief Richard boshaft. „Diese alte Hexe hat überall ihre Finger im Spiel. Aber gut“, entschied er mit verächtlicher Miene, „ich gebe dir einen Tag Zeit, deine Sachen zu packen und von hier zu verschwinden. Wobei ich dir keinesfalls erlaube, Elisabeth mitzunehmen. Sie ist immer noch meine Tochter, und solange ihr nicht verheiratet seid, was niemals geschehen wird, hast du keine Verfügungsgewalt über sie, auch wenn sie deinen Balg in sich trägt.“
„Ist das Euer letztes Wort, Vater?“
Obwohl er die Antwort schon kannte, sah Gero es als seine Pflicht an, die Entscheidung des Vaters noch einmal zu hinterfragen. Allein schon seiner Mutter zuliebe und auch wegen Elisabeth, in deren tiefer Schuld er stand und der es wichtig war, dem Vater gehorsam zu sein. Aber auch sich selbst zuliebe. Es würde ihm leichter fallen, seine Loyalität als Sohn aufzukündigen, wenn sein Vater bei seinen grausamen Absichten blieb.
„Dazu bedarf es keiner weiteren Frage“, beschied Richard hart. „Und nun geh! Du bist hier nicht länger willkommen.“ Damit wandte er sich von Gero ab und ging zum offenen Fenster, wo er demonstrativ die kalte Winterluft einsog, als ob er sich vom Gestank eines Widersachers befreien musste.
Als Gero auf den langen Flur hinaustrat, der an den weiß verputzten Wänden mit den Wappenschildern der Breydenbacher und all ihrer Vorfahren geschmückt war, überkam ihn für einen Moment eine unbestimmte Trauer, all das nun hinter sich lassen zu müssen. Jedoch für Ärger und Verdruss blieb wenig Zeit, wenn er seinen wagemutigen Plan in die Tat umsetzen wollte.
Als er zu Elisabeths Gemach zurückkehrte, war es bereits Mittag, und seine Mutter, die er über die Entscheidung seines Vaters in Kenntnis setzen wollte, war nirgends zu finden. Er blieb an einem der wenigen bunten Glasfenster stehen und schaute über den Burghof hinaus. Draußen schneite es immer noch dicke Flocken, und er machte sich Sorgen, wie er Lissy angesichts solcher Witterungsverhältnisse davon überzeugen konnte, noch heute Nacht einen Zweitagesritt anzutreten, zumal heimlich und mit ungewissem Ergebnis.
Als er die Tür zu ihrer Kammer aufstieß, saß sie im Bett und sah aus wie ein Engel. Sie aß einen Apfel und strahlte über das ganze Gesicht. Elisabeth sah schon erheblich besser aus als noch Tage zuvor. Was ein bisschen Fleischbrühe und Brot nicht alles bewirken konnten.
Neben ihr hockte Harko, ihr kleines weißes Hündchen, und bedachte Gero mit einem treuen Blick, während es sich von Lissy ausgiebig kraulen ließ.
„So gut möchte ich es auch einmal haben“, bemerkte Gero mit einem matten Lächeln.
„Und?“, fragte
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